Wien

Wieso in Havanna Müllwägen der Wiener MA48 fahren

In der kubanischen Hauptstadt Havanna fahren Müllwägen der Wiener Magistratsabteilung MA48. Eine kubanische Delegation war beim Besuch in Österreichs Hauptstadt von der heimischen Abfallwirtschaft so begeistert, dass Wien der Karibik-Insel kurzerhand 20 ausrangierte, aber funktionierende Müllwägen schenkte. Deshalb fahren in Kuba nun Wiener Müllwägen mit der Aufschrift „Saludos limpios desde Viena!“ („Saubere Grüße aus Wien!“). Auch sonst weist die für Abfall zuständige Magistratsabteilung 48 einige Besonderheiten auf: Sie besitzt nicht nur eine „Kehr-Force-One“, sondern auch Ziegen als Mitarbeiter.

Wien: Trendsetter der Abfallwirtschaft

Das Abfallkonzept der Stadt Wien kann sich sehen lassen. In kaum einer anderen Großstadt funktioniert die Abfallbeseitigung und Straßenpflege so reibungslos wie in der österreichischen Hauptstadt. Deswegen gilt auch in diesem Bereich Wien als Vorzeigestadt, von der sich viele Städte inspirieren lassen. Wie eben auch die kubanische Hauptstadt Havanna.

20 Müllwägen aus Wien für Kuba

2003 besuchte eine kubanische Delegation Wien und machte sich vor Ort ein Bild der „Magistratsabteilung 48“ (MA48) und deren Strukturen. Die gesammelten Ideen wollte man in Havanna ebenfalls einsetzen, um die Probleme in der Abfallwirtschaft zu verbessern. Denn die kubanische Hauptstadt hat mit untauglichen Deponieflächen und einem veralteten Fuhrpark zu kämpfen. Ersatzteile für die Müllfahrzeuge sind kaum aufzutreiben. Als Zeichen der Freundschaft der zwei Hauptstädte schickte Wien über die letzten Jahre 20 ausrangierte, aber funktionstüchtige Müllwägen in die Karibik.

Als Dank für dieses Geschenk der besonderen Art ziert der Schriftzug „Saludos limpios desde Viena“ („Saubere Grüße aus Wien!“) die MAN-Müllwägen in Kuba.

„Saludos limpios desde Viena“ („Saubere Grüße aus Wien“) steht auf den Müllwägen in Havanna. // Bild: Twitter/Rodrigo Malmierca Díaz

Das Wiener „Karottenballett“

In kaum einer anderen Großstadt genießt die kommunale Abfallbeseitigung ein so hohes Ansehen wie in Wien. Daher kommt der liebevoll-gemeinte Ausdruck „Karottenballett“ für die städtische Müllabfuhr und Straßenreinigung. Im 19. Jahrhundert nahmen die „48er“ langsam Gestalt an, damals noch unter dem Namen „Magistratische Departement für Straßenangelegenheiten“.

Durch den wirtschaftlichen Aufschwung in der zweiten Republik war ein Ausbau der Abfallwirtschaft unvermeidbar. Abfallverbrennungsanlagen, die die Abwärme aus der Verbrennung in Energie umwandeln, waren ein Produkt der Reformen.

Kehr-Force-One: Der MA48-Jet

Hinter der sauberen Stadt Wien steckt viel Arbeit. So werden pro Jahr rund 120.000 Müllwagenausfahrten verrichtet – die zurückgelegte Strecke entspricht circa 23 Mal der Entfernung zum Mond. Täglich sind auf Wiens Straßen bis zu 265 Müllfahrzeuge und ungefähr 20 Kehrmaschinen unterwegs. Außerdem sorgen Straßen-Waschmaschinen dafür, dass die rund 2.800 Kilometer an Wiens Straßen saubere Verhältnisse aufweisen. Auch die „MA48“ gehen mit der Zeit: Seit 2019 werden vereinzelt E-Müllwägen eingesetzt.

Neben Müllwägen, Kehrmaschinen und anderen Säuberungsmaschinen sind auch ein Jet und ein Hubschrauber Teil des „48er-Fuhrparks“. Jährlich bildet die Magistratsabteilung KFZ-Lehrlinge aus, die sich an alten und ausrangierten Fahrzeugen üben. So wurden ebenfalls einige Oldtimer wieder flott gemacht. Im Bereich der Abfallwirtschaft werden diese Kuriositäten jedoch nicht eingesetzt. Was nur wenige wissen: Die MA48 „beschäftigt“ sogar Tiere.

Die „Kehr-Force-One“ ist Teil der Wiener Abfall-Flotte. // Bild: Facebook/Ulli Sima

Animalische Mitarbeiter

Seit den 1990er Jahren bietet die „Deponie Rautenweg“ in Wien Donaustadt rund 30 Pinzgauer Ziegen ein Zuhause. Die vom Aussterben bedrohte Ziegenrasse wurde als natürlicher Rasenmäher angeschafft. Bei einer Fläche von 60 Hektar dürfte den Ziegen die „Arbeit“ auch nicht ausgehen. Jährlich bereiten die „48er“ dem Ziegenvolk ein verspätetes Weihnachtsfestmahl. Eingesammelte Christbäume werden teilweise als Futtermittel verwendet.

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René Froschmayer

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