Wien

Von der „Eitrigen“ bis zum „Krokodü“: Wörterbuch für den Wiener Würstelstand

Zwischen Wiener Heiligtum und uraltem Relikt: Der Wiener Würstelstand gehört zum Stadtbild wie Kaffeehäuser und Stephansdom. Das heimische „Streetfood“ hat eine lange Geschichte. Und mitunter eine ganz eigene Sprache: Von der „Eitrigen“ bis zum „Krokodü“ – wir haben ein kleines Würstelstand-Wörterbuch erstellt.

Geschichte des Wiener Würstelstandes: Die Bratelbrater

Ab dem 16. Jahrhundert waren die sogenannten „Bratelbrater“ typisch für das Wiener Straßenbild. Sie boten auf kleinen, mobilen Straßenständen verschiedene gebratene und gekochte Fleischwaren an. Dabei versorgten sie vor allem die ärmere Wiener Bevölkerung mit Würsten und Fleisch. Damals hatten viele Wiener keine Küche in der Wohnung, deshalb wurde das Wiener “Streetfood” zu einer wichtigen Nahrungsquelle.

Am Würstelstand sind alle gleich

Aus den ehemaligen Bratelbratern entwickelten sich die heutigen Würstelstände. Eröffnet wurden diese ursprünglich, um Kriegsinvaliden die Möglichkeit eines Einkommens zu sichern: Die ersten Würstelstände wurden von ehemaligen Soldaten betrieben. Der Würstelstand in seiner heutigen Form, mit fixen Ständen, entstand erst in den 1960er-Jahren. Heute sind sie fester Bestandteil des Stadtbildes, wobei sie in den letzten Jahren durch Döner, Burger und Co. erhebliche Konkurrenz bekommen haben. Dennoch sind die Würstelstände nicht aus der Stadt wegzudenken: Sie sind Treffpunkt für alle Menschen. Egal ob Hackler oder Managerin, am Würstelstand sind alle gleich.

Traditions-Würstelstand Bitzinger. Quelle: Wikipedia COmmons, Wienwiki / Johann Werfring, CC BY-SA 3.0

Das Wiener Würstelstand-Wörterbuch

Gleich wie die Wiener Kaffeehauskultur, ist auch die Würstelstand-Kultur etwas einzigartiges. So einzigartig, dass der “originale” Würstelstand Bitzinger von der UNESCO den Status des »Immateriellen Weltkulturerbes« fordert. An den Wiener Würstelständen wie Bitzinger oder “Leo” wird mitunter auch eine ganz eigene Sprache gesprochen.

Ein kleines Würstelstand-Wörterbuch:

Eitrige – Käsekrainer

Haaße – Burenwurst

Bugl – Scherzerl/Brotanschnitt

Krokodü – Salzgurke

A Öliche – Pfefferoni

Glasaug’ – Perlzwiebel

A Schoafa – scharfer Senf

A G’schissener – Süßer Senf

Sechzehner-Blech – Eine Dose Ottakringer Bier 

Hülsn – Bierdose

Aber Jennifer! – Wenn es schnell gehen soll. Damit ist die Sängerin Jennifer Rush (gesprochen: rasch) gemeint.

Hier geht´s zu weiteren Wien-Geschichten.

Sara Mohammadi

Ähnliche Artikel

  • Oberösterreich

FAQ: Neues Hundehaltegesetz in Oberösterreich, von „kleine Hunde“ bis „verhaltensmedizinischen Evaluierung“

Am 1. Dezember 2024 tritt in Oberösterreich das neue Hundehaltegesetz in Kraft. Initiiert hat es…

21. November 2024
  • Politik

VW in der Krise: 30.000 von 120.000 Mitarbeiter:innen bangen um ihre Jobs

30.000 Jobs beim deutschen Automobilhersteller VW wackeln. Außerdem soll die Belegschaft von Volkswagen auf 10…

21. November 2024
  • Steiermark

B70 neu: Warum sich die steirische SPÖ zum Ausbau der Landesstraße bekennt

Der steirische Bezirk Voitsberg kämpft mit Verkehr, Lärm und Feinstaub – der Ausbau der Landesstraße…

18. November 2024
  • Wirtschaft

Frechheit! René Benko residiert in Privatvilla, während 1.350 Kika/Leiner-Mitarbeiter Jobs verlieren

Die Möbelkette Kika/Leiner ist pleite. Schon wieder, denn das Sanierungsverfahren ist gescheitert. Bereits 2023 musste…

18. November 2024
  • Allgemein

Novomatic AG und Admiral Casinos & Entertainment AG begehren die Veröffentlichung folgender GEGENDARSTELLUNGEN

Gegendarstellung namens der Novomatic AG   „Gegendarstellung:  Sie halten auf der Website (§ 1 Abs 1…

15. November 2024
  • Oberösterreich

Musik, Sport, Politik: Hier sind fünf berühmte Oberösterreicher, die jeder kennen sollte

Von der Musik über den Sport bis hin zur Politik: Oberösterreich hat viele Talente und…

15. November 2024