Der soziale Wohnbau in Wien hat eine lange Geschichte. Als erster Wiener Gemeindebau gilt der Metzleinstalerhof im 5. Bezirk, der 1916 bis 1925 erbaut wurde. Mittlerweile steht er unter Denkmalschutz und umfasst 252 Wohnungen. Der Bau war Startschuss für den berühmten Wiener Gemeindebau. Heute ist Wohnen in Wien im internationalen Vergleich im Schnitt um knapp ein Viertel günstiger.
In den ersten freien Wahlen zum Wiener Gemeinderat vom Mai 1919 erreichte die Sozialdemokratische Arbeiterpartei die absolute Mehrheit. Nach dem ersten Weltkrieg war vor allem die Wohnungsfrage zentral für den neu gewählten Gemeinderat. Als Antwort darauf wurde eine eigene Wohnbausteuer auf Luxusgüter eingeführt – mit den Einnahmen der Steuer erbaute die Staute über 60.000 neue Wohnungen. Die Wohnbausteuer lief 1934 aus, aber der soziale Wohnbau wird bis heute fortgeführt. Mittlerweile stehen in Wien über 220.000 Gemeindewohnungen, in denen etwa eine halbe Million Menschen wohnt. Das ist rund ein Viertel aller Einwohnerinnen und Einwohner der Stadt.
Ganz Graz und Linz könnten im Wiener Gemeindebau Platz finden. Das gesamte Gelände der 1.800 Gemeindebauten umfasst:
Neun der Gemeindebauten sind durch den Stadtwanderweg 11 verbunden. Der Urbane Gemeindebau-Wanderweg startet im Bruno-Kreisky-Park in Margareten und endet nach vier Kilometern und etwa zwei Stunden Gehzeit beim Amalienbad in Favoriten. Dabei erfahren die Wandernden mehr über die Flora und Fauna des Habitats, welches einst als visionäres und exotisches Biotop galt, heute jedoch bereits zum Grundbestand der Stadt gehört.
Ab 2002 wurde die Errichtung von Gemeindebauten vorerst pausiert. Erst aufgrund der steigenden Nachfrage nach besonders günstigem Wohnraum 2015 beschloss die Stadt Wien, den Bau von neuen Gemeindebauten wieder aufzunehmen.Im Herbst 2019 wurde der Barbara-Prammer-Hof im 10. Bezirk fertiggestellt, der erste dieser sogenannten Gemeindebauten NEU. Alle Projekte der neuen Gemeindebauten sind im Eigentum und der Verwaltung der Stadt Wien.
Mit 7,50€ Brutto-Miete pro Quadratmeter bietet die Stadt Wien vergleichsweise günstigen Wohnraum an. Auch auf dem privaten Wohnmarkt schneiden die Mieten in Wien im international Vergleich gut ab. Während der Quadratmeter in Paris 28,60€ kostet, in London 27€ und auch in München 16,40€, unterbietet Wien mit 9,90€ pro Quadratmeter am privaten Wohnungsmarkt fast alle europäischen Hauptstädte. Günstiger ist nur mehr Berlin mit 9,10€ sowie Hauptstädte wie Belgrad, Sofia und Sarajevo, wo die Lebenserhaltungskosten allerdings generell niedriger sind. Aus erhobenen Daten von 63 Städten europaweit liegt Wien auf Platz 22 der günstigsten Mietpreise.
Dazu kommt, dass für Gemeindewohnungen keine Eigenmittel benötigt werden, keine Kaution gezahlt werden muss und die Mietverträge unbefristet vergeben werden. Um das Wiener Wohn-Ticket erhalten zu können und Anspruch auf eine Gemeindebauwohnung zu haben, müssen jedoch einige Vorsaussetzungen erfüllt sein: Interessentinnen und Interessenten müssen seit mindestens zwei Jahren durchgehend an ihrer aktuellen Wiener Adresse haupt- oder als obdachlos gemeldet sein, die österreichische Staatsbürgerschaft besitzen oder dieser gleichgestellt sein und die Einkommsenshöchstgrenze unterschreiten. Diese Reglungen machen es für viele Bedürftige aus Drittstaaten deutlich schwieriger, das Angebot für günstigen Wohnraum der Stadt wahrzunehmen.
Für das Jahr 2020 erwartet die Stadt nichts Geringeres als das Ende der Wohnungsknappheit. 5.000 neue Eigentumswohnungen, 3.700 freifinanzierte Mietwohnungen und 6.600 geförderte Wohnungen sollen heuer fertig werden – so viele wie noch nie.
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