Burgenland

Wider dem Wirtshaussterben: Gemeinde Zagersdorf (BGLD) eröffnet 2025 ihr eigenes Gasthaus

Immer mehr Gemeinden müssen ohne Dorfwirtshaus auskommen. Im burgenländischen Zagersdorf will man sich damit nicht abfinden. 2025 eröffnet die Gemeinde ein neues Gasthaus. Im Spätsommer 2024 stimmte die Zagersdorfer Bevölkerung bei einer Befragung mit 77 Prozent für das Vorhaben ab.

Prost, Mahlzeit! Das Burgenland erlebt seit Jahrzehnten ein Wirtshaussterben: Laut der Wirtschaftskammer mussten rund 60 Prozent der Betriebe in den vergangenen 30 Jahren schließen. Eine Tendenz, die sich auch in anderen Teilen Österreichs verzeichnen lässt. Eine der Ursachen: Immer weniger Wirt: innen, die in Pension gehen wollen, finden Nachwuchs, der den Betrieb weiterführen will. Die fehlenden Wirtshäuser, die zuvor oftmals als sozialer Mittelpunkt galten, hinterlassen eine Lücke im Gemeinschaftsleben der betroffenen Dörfer.

Das letzte Gasthaus von Zagersdorf sperrte 2020 zu, 2025 eröffnet die Gemeinde ihr eigenes Lokal

Ähnliches widerfuhr auch Zagersdorf – eine Gemeinde im Burgenland mit etwa 1.200 Einwohner: innen. Dort pausierte das Gasthaus „Gegi“ 2020 aufgrund der Pandemie seine Geschäftstätigkeit. Auch danach konnte es pensionsbedingt nicht wiedereröffnet werden. Das Gemeinschaftsleben im Dorf wurde so sehr stark von den Vereinen des Ortes abhängig, die Veranstaltungen in ihren Räumlichkeiten ausrichten. Aber etwas hat gefehlt.

„Es hat einfach etwas gefehlt. Ein Ort, an dem man sich trifft, wo man bei Taufen und den Vereinsbällen feiern kann“, so der SPÖ-Bürgermeister von Zagersdorf Ivan Grujic.

Beteiligung von Bürger: innen bringt Wirtshaus-Projekt auf Schiene

Um dieser Entwicklung entgegenzuwirken, beschloss die Gemeinde, das Projekt eines Gemeindegasthauses ins Leben zu rufen. „Wir wollten einen neuen gesellschaftlichen Mittelpunkt schaffen“, betont der Bürgermeister. Für die Realisierung des Vorhabens brauchte es den Rückhalt in der Bevölkerung Zagersdorfs. Und der war gegeben

Nach einer umfassenden Informationskampagne über das Vorhaben, einer Bürger: innenveranstaltung sowie unzähligen Diskussionen und Gesprächen im Ort, konnte gestartet werden. Vom 30. August bis zum 8. September 2024 ließ man die Idee abstimmen. Das Ergebnis fiel – wenig überraschend – mit 77,38% zugunsten des Gemeinde-Gasthauses aus.

Die grobe Kostenschätzung des Projekts belief sich zunächst auf 2,9 Millionen Euro. Das Land Burgenland sagte bald eine Unterstützung von einer Million Euro zu. Auch weil die Baukosten unter der usprünglichen Kostenschätzung ausfallen, kann die Umsetzung des Baus voraussichtlich pünktlich und wie geplant im Sommer fertig werden.

Gemeinde-Wirtshaus in Zagersdorf: Ein Ort der Begegnung entsteht

Nun setzt die Gemeinde Zagersdorf den Bürgerwillen in die Tat um: Bereits am 12. Dezember 2024 erfolgte die Gleichenfeier, im Spätsommer 2025 möchte man das Gasthaus planmäßig eröffnen. Damit soll wieder ein Ort der Begegnung und des Zusammenkommens entstehen. Ein Ort, der den Zusammenhalt stärken und so zur allgemeinen Lebensqualität der Einwohner:innen beitragen kann. Zagersdorf setzt mit dem neuen Gemeindegasthaus ein Beispiel, wie das gesellschaftliche Leben im ländlichen Raum erhalten werden kann – und auch der Eine oder die andere Nicht-Zagersdorferin wird sicher gerne im neuen Gemeinde-Wirtshaus vorbeischauen.

Elena Hackl

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Elena Hackl
Tags: Burgenland Dorfleben featured Ivan Grujic SPÖ Wirtshaussterben Zagersdorf

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