Die Belastungen im Job steigen. Mehr als die Hälfte der österreichischen Beschäftigten will deshalb kürzer arbeiten und mehr Freizeit. Im Schnitt wollen die Österreicherinnen und Österreicher ihre Arbeitszeit um 2,6 Wochenstunden verkürzen. Auch die 4-Tage-Woche ist beliebt: 7 von 10 unter 30-Jährigen wollen eine gesetzliche Wahlmöglichkeit zwischen 5 oder eben 4 Arbeitstagen pro Woche.
Die Belastungen im Job steigen, Beschäftigte sind immer unzufriedener mit ihrem Arbeitsplatz. Gleichzeitig wollen die Österreicherinnen und Österreicher weniger arbeiten und mehr Wahlmöglichkeiten zur Einteilung ihrer Arbeitszeit. Zu diesen Ergebnissen kommt eine große Studien aus Oberösterreich sowie der Arbeitsklima-Index 2022 der Arbeiterkammer OÖ.
Mehrheit der Beschäftigten will sich für die 4-Tage-Woche entscheiden können
Das Linzer Marktforschungs-Institut Spectra befragte im Frühling über 1.000 Personen zur 4-Tage-Woche. Ergebnis: Die Hälfte der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer wünscht sich eine gesetzlich verankerte Wahlmöglichkeit zwischen einer 5- und einer 4-Tage-Woche. Besonders die Jungen wollen sich für eine 4-Tage-Woche entscheiden können. Bei den unter 30-Jährigen befürworten 7 von 10 die Wahlmöglichkeit. Nur 15% lehnen die Idee von weniger Arbeitstagen gänzlich ab.
Die Hauptmotive für den Wunsch nach einer 4-Tage-Woche sind bei den Befragten „mehr Freizeit“ und „mehr freie Tage/ein verlängertes Wochenende“.
Großbritannien testet die 4-Tage-Woche mit 3.000 Beschäftigten
Nur mehr 4 statt 5 Tage arbeiten – das wird derzeit in Österreich wie international eifrig getestet. Bei den meisten Unternehmen mit großem Erfolg: Die Beschäftigten sind in 4 Tagen genauso produktiv wie in 5 und durch die Aussicht auf zusätzliche Freizeit doppelt angespornt.
Erst kürzlich startete in Großbritannien der bisher größte Versuch zur 4-Tage-Woche: 3.000 Beschäftigte in 60 britischen Unternehmen arbeiten für das kommende halbe Jahr nur 4 Tage pro Woche – bei gleichem Gehalt. Forscherinnen und Forscher begleiten den Versuch.
Arbeitsklima-Index 2022: Österreicher wollen 2,6 Wochenstunden kürzer arbeiten
Zu einem ähnlichen Befund kommt der Arbeitsklima-Index 2022 der Arbeiterkammer (AK) Oberösterreich. Mehrmals pro Jahr erhebt die AK mit ihrem Index die Einstellung der Beschäftigten zu ihrem Arbeitsplatz. Der Anteil der Vollzeitbeschäftigten, die eigentlich lieber Teilzeit arbeiten wollen, ist in den vergangenen beiden Jahren von 8% auf 20% gestiegen. Zumindest ein paar Wochenstunden weniger arbeiten will überhaupt mehr als die Hälfte aller Vollzeitarbeitskräfte.
Im Durschnitt wünschen sich die österreichischen Beschäftigten eine um 2,6 Stunden verkürzte Arbeitszeit. Der Grund? Laut AK meist psychischer Stress, Überstunden, überlange Arbeitszeiten sowie mangelnde Unterstützung durch die Führungskräfte.
AK OÖ fordert mobiles Arbeiten & 4-Tage-Woche
Seit Beginn der Corona-Pandemie befindet sich der von AK erhobene Index zur Arbeitszufriedenheit generell im Sinkflug. Mit 103 Punkten liegt er derzeit auf dem tiefsten Stand seit Herbst 1998. In anderen Worten: Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer sind mit ihren Arbeitsbedingungen derzeit so unzufrieden wie seit 24 Jahren nicht mehr.
AK OÖ Präsident Andreas Stangl fordert als Reaktion mobiles, ortsunabhängiges Arbeiten, wenn möglich ein bis zwei Tage im Home-Office, sowie die 4-Tage-Woche bei „fairer Bezahlung“. Zum Mangel an Fachkräften sagt Stangl: „Wenn Unternehmer flexibel genug sind, die Erwartungen der Beschäftigten an einen guten Arbeitgeber zu erfüllen, dann werden sie ihre Beschäftigten halten und bei der Personalsuche erfolgreich sein.“