Nur jedes 20. Kleinkind in OÖ hat einen ausreichend ausgestatteten Kinderbetreuungsplatz mit langen Öffnungszeiten und warmem Mittagessen. In keinem anderen Bundesland sind die Betreuungseinrichtungen schlechter ausgebaut. Die Arbeiterkammer OÖ fordert jetzt von der ÖVP-Landesregierung eine Rücknahme der Kindergarten-Gebühren für Eltern, mehr Personal und einen Ausbau der Kinderbetreuungsangebote.
In keinem anderen Bundesland sind die Kinderbetreuungs-Einrichtungen so schlecht ausgebaut wie in Oberösterreich. Zu diesem Schluss kommt eine neue Auswertung der Arbeiterkammer OÖ. Besonders besorgniserregend: Im Vergleich zum Vorjahr sind die Bedingungen in Oberösterreichs Kindergärten sogar noch schlechter geworden.
Die AK hat die heimischen Bundesländer mit Hilfe des sogenannten „VIF-Indikators“ verglichen. Er bewertet die Kinderbetreuungs-Einrichtungen anhand von vier Kategorien:
Krabbelstuben und Kindergärten, die diese VIF-Kriterien erfüllen, ermöglichen Eltern eine Vollzeit-Beschäftigung, ohne sich Sorgen um die Betreuung der Kinder machen zu müssen. Oberösterreich belegt in allen Altersstufen den abgeschlagen letzten Platz im VIF-Ranking.
Gerade einmal 4,6% der Betreuungsplätze für Unter-Dreijährige sind in Oberösterreich VIF-konform, also ausreichend lang geöffnet und gut ausgestattet. Damit hat nicht einmal jedes 20. Kleinkind in OÖ einen ausreichend ausgebauten Betreuungsplatz. Im Österreich-Schnitt sind es 17,7%, in Wien sogar 40,4%.
Auch in den Kindergärten schaut es nicht besser aus. 23,1% der oberösterreichischen Betreuungsplätze für 3-6-Jährige sind VIF-konform – der niedrigste Wert aller Bundesländer und sogar noch schlechter als im Vorjahr (23,9%). Spitzenreiter ist auch bei den Kindergärten Wien mit 84,1%, dahinter folgen das Burgenland (59,4%) und Salzburg (50,2%).
Besonderen Aufholbedarf sieht die AK für Oberösterreich bei den Öffnungszeiten. Rund die Hälfte aller Betreuungseinrichtungen hat mehr als sechs Wochen im Jahr geschlossen. Doch die meisten berufstätigen Eltern haben nur fünf Urlaubswochen.
Sechs von zehn Kindertagesheimen schließen vor 16 Uhr – für viele Eltern im Industriebundesland OÖ viel zu früh.
Die oberösterreichischen Probleme sind hausgemacht, denn Kinderbetreuung ist Ländersache. Seit Monaten fordern Sozialpartner, Eltern und Gemeinden von der für Bildung zuständigen Landeshauptmann-Stellvertreterin Christine Haberlander (ÖVP) einen Ausbau der Betreuungseinrichtungen und mehr Personal. In Schärding musste Bürgermeister Günter Streicher in der Zwischenzeit sogar eine pensionierte Kindergarten-Leiterin wieder anstellen, um den Personalengpass zu überbrücken.
„So kann es nicht mehr weitergehen“, sagt Schärdings Bürgermeister Richtung Landesregierung. „Die Verantwortung wird immer mehr auf die Kommunen abgewälzt. Die Gemeinden brauchen finanzielle Unterstützung und die Pädagoginnen und Pädagogen endlich einen fairen Lohn.“
In die gleiche Kerbe schlägt AK OÖ Präsident Andreas Stangl. Er fordert eine Verbesserung beim Personalschlüssel sowie einen Rechtsanspruch auf einen Platz in einer Betreuungseinrichtung ab dem zweiten Lebensjahr. Außerdem fordert der AK-Präsident ein zweites verpflichtendes und kostenloses Kindergartenjahr. „Zudem müssen Gemeinden bei der Sommerbetreuung finanziell unterstützt und eine Ausbildungsoffensive auf allen Ebenen gestartet werden, sagt Stangl.
Die ÖVP-FPÖ-Landesregierung arbeitet aber eher in die gegenteilige Richtung. 2018 führte sie Gebühren für die Nachmittagsbetreuung in Kindergärten ein. Seitdem ist der Anteil der ganztägig betreuten Kinder von 50,6% auf 35% im Kindergarten-Jahr 2020/21 gesunken.
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