Oberösterreich

Zu kurz geöffnet & kein warmes Mittagessen: In OÖ sind Kindergärten am schlechtesten ausgebaut

Nur jedes 20. Kleinkind in OÖ hat einen ausreichend ausgestatteten Kinderbetreuungsplatz mit langen Öffnungszeiten und warmem Mittagessen. In keinem anderen Bundesland sind die Betreuungseinrichtungen schlechter ausgebaut. Die Arbeiterkammer OÖ fordert jetzt von der ÖVP-Landesregierung eine Rücknahme der Kindergarten-Gebühren für Eltern, mehr Personal und einen Ausbau der Kinderbetreuungsangebote.

In keinem anderen Bundesland sind die Kinderbetreuungs-Einrichtungen so schlecht ausgebaut wie in Oberösterreich. Zu diesem Schluss kommt eine neue Auswertung der Arbeiterkammer OÖ. Besonders besorgniserregend: Im Vergleich zum Vorjahr sind die Bedingungen in Oberösterreichs Kindergärten sogar noch schlechter geworden.

Die AK hat die heimischen Bundesländer mit Hilfe des sogenannten „VIF-Indikators“ verglichen. Er bewertet die Kinderbetreuungs-Einrichtungen anhand von vier Kategorien:

  • Mindestens 45 Stunden von Montag bis Freitag geöffnet
  • An vier Tagen pro Woche mindestens 9,5 Stunden täglich geöffnet
  • Warmes Mittagessen
  • Maximal fünf Wochen pro Jahr geschlossen

Krabbelstuben und Kindergärten, die diese VIF-Kriterien erfüllen, ermöglichen Eltern eine Vollzeit-Beschäftigung, ohne sich Sorgen um die Betreuung der Kinder machen zu müssen. Oberösterreich belegt in allen Altersstufen den abgeschlagen letzten Platz im VIF-Ranking.

AK: Kinderbetreuung in OÖ am schlechtesten ausgebaut

Gerade einmal 4,6% der Betreuungsplätze für Unter-Dreijährige sind in Oberösterreich VIF-konform, also ausreichend lang geöffnet und gut ausgestattet. Damit hat nicht einmal jedes 20. Kleinkind in OÖ einen ausreichend ausgebauten Betreuungsplatz. Im Österreich-Schnitt sind es 17,7%, in Wien sogar 40,4%.

Auch in den Kindergärten schaut es nicht besser aus. 23,1% der oberösterreichischen Betreuungsplätze für 3-6-Jährige sind VIF-konform – der niedrigste Wert aller Bundesländer und sogar noch schlechter als im Vorjahr (23,9%). Spitzenreiter ist auch bei den Kindergärten Wien mit 84,1%, dahinter folgen das Burgenland (59,4%) und Salzburg (50,2%).

Besonderen Aufholbedarf sieht die AK für Oberösterreich bei den Öffnungszeiten. Rund die Hälfte aller Betreuungseinrichtungen hat mehr als sechs Wochen im Jahr geschlossen. Doch die meisten berufstätigen Eltern haben nur fünf Urlaubswochen.

Sechs von zehn Kindertagesheimen schließen vor 16 Uhr – für viele Eltern im Industriebundesland OÖ viel zu früh.

Die AK OÖ hat Öffnungszeiten und Schließtage der Kinderbetreuung in den Bundesländern verglichen.

Schärding musste wegen Personalmangel pensionierte Kindergarten-Leiterin zurückholen

Die oberösterreichischen Probleme sind hausgemacht, denn Kinderbetreuung ist Ländersache. Seit Monaten fordern Sozialpartner, Eltern und Gemeinden von der für Bildung zuständigen Landeshauptmann-Stellvertreterin Christine Haberlander (ÖVP) einen Ausbau der Betreuungseinrichtungen und mehr Personal. In Schärding musste Bürgermeister Günter Streicher in der Zwischenzeit sogar eine pensionierte Kindergarten-Leiterin wieder anstellen, um den Personalengpass zu überbrücken.

„So kann es nicht mehr weitergehen“, sagt Schärdings Bürgermeister Richtung Landesregierung. „Die Verantwortung wird immer mehr auf die Kommunen abgewälzt. Die Gemeinden brauchen finanzielle Unterstützung und die Pädagoginnen und Pädagogen endlich einen fairen Lohn.“

AK fordert von ÖVP-Landesregierung: Kindergarten-Gebühren wieder abschaffen

In die gleiche Kerbe schlägt AK OÖ Präsident Andreas Stangl. Er fordert eine Verbesserung beim Personalschlüssel sowie einen Rechtsanspruch auf einen Platz in einer Betreuungseinrichtung ab dem zweiten Lebensjahr. Außerdem fordert der AK-Präsident ein zweites verpflichtendes und kostenloses Kindergartenjahr. „Zudem müssen Gemeinden bei der Sommerbetreuung finanziell unterstützt und eine Ausbildungsoffensive auf allen Ebenen gestartet werden, sagt Stangl.

Die ÖVP-FPÖ-Landesregierung arbeitet aber eher in die gegenteilige Richtung. 2018 führte sie Gebühren für die Nachmittagsbetreuung in Kindergärten ein. Seitdem ist der Anteil der ganztägig betreuten Kinder von 50,6% auf 35% im Kindergarten-Jahr 2020/21 gesunken.

Philipp Stadler

Ähnliche Artikel

  • Wohnen

Mietpreisbremse beschlossen: Was sich jetzt ändert

Der Nationalrat hat die Mietpreisbremse der Regierung mit den Stimmen der Koalition und der Grünen…

11. Dezember 2025
  • Gesundheit

Massive Kürzung: OÖ kürzt Eltern-Kind-Zuschuss von 405 Euro auf 160 Euro

Still und heimlich hat die oberösterreichische Landesregierung den Zuschuss gekürzt, der im Zusammenhang mit dem…

11. Dezember 2025
  • Allgemein

Klinisch-psychologische Therapie wird Kassenleistung

Ab 2026 wird die klinisch-psychologische Krankenbehandlung erstmals voll als Kassenleistung übernommen. Die Österreichische Gesundheitskasse (ÖGK),…

11. Dezember 2025
  • Bildung

Kärnten: Schluss mit Sprengelpflicht für Mittelschulen

Mit einer Gesetzesänderung, die kommende Woche in der Landesregierung beschlossen werden soll, öffnet Kärnten seine…

5. Dezember 2025
  • Gesundheit

Nach Todesfällen: Rotes Kreuz fordert Notarztstützpunkt an der Eisenstraße

Nach mehreren tragischen Todesfällen fordert das Rote Kreuz im Bezirk Liezen einen neuen strategischen Notarztstützpunkt…

4. Dezember 2025
  • Verkehr

Jetzt heißt es seltener zur Pickerl-Überprüfung!

Der Ministerrat hat am Mittwoch eine umfangreiche Liste an Entbürokratisierungsmaßnahmen beschlossen. Darin findet sich auch…

3. Dezember 2025