Gesellschaft

Amateurfußball: Corona trifft die Vereine hart, doch sie finden Lösungen

Nach Monaten der Unterbrechung rollen seit August wieder die Bälle im heimischen Amateurfußball. Vieles hat sich verändert. Finanziell wurde es für so manchen Verein eng. Aber nicht alles ist negativ.

Im März diesen Jahres stellten die der Bundesliga abwärts alle Spielklassen den Spielbetrieb ein. Damals war noch nicht klar, wie lange die Pause dauern wird und welche Konsequenzen sie mit sich bringt. Die Profis in den oberen beiden Spielklassen spielten schließlich die Saison 2019/20 in den Monaten Juni und Juli regulär zu Ende. Im Amateurfußball war die Saison jedoch im März zu Ende. Keine Meister, keine Aufsteiger und keine Absteiger.

Amatuerfußball: Die kleinen trifft es am härtesten

Profivereine leben zu einem großen Teil von Fernsehverträgen und gut dotierten Sponsorendeals. Bei den Amateuren ist das natürlich ganz anders. Sie brauchen alle ihre kleinen Geldgeberinnen und Geldgeber, all die Zuschauerinnen und Zuschauer bei den Matches. Nur so können sie den Spielbetrieb aufrechterhalten. Speziell die fehlenden Einnahmen an Spieltagen sind schmerzhaft. Denn nicht nur Eintrittskarten, sondern auch Essen und Trinken machen im Amateurfußball einen großen Teil der Einnahmen der Vereine aus. Nach Monaten ohne Match haben nun viele Klubs Geldsorgen. So musste der Traditionsverein SAK 1914 aus der Regionalliga Salzburg Spieler- und Trainerverträge im April vorübergehend auflösen, bis die Hilfen von Bund und Land einlangten.

Vereinsleben geht weiter

Einen kreativen Zugang wählte der Fußballverband in Oberösterreich. Vereine, die sich während des Lockdowns sozial betätigten, konnten ihre Projekte beim Verband einreichen. Letztlich wurde 13 oberösterreichischen Klubs eine „Corona-Prämie“ ausbezahlt. Bis zu 5.000 Euro waren dem Landesverband die Ideen aus dem Amateurfußball wert. Von Autokinos auf den Sportplätzen bis hin zu einer Patenschaft für einen Waschbären kannten die Ideen kaum Grenzen.

„Es gibt auch positive Aspekte“

Die Neue Zeit hat Vinzenz Jager getroffen. Jager leitet die Football School, die Fußball ab dem Kindergartenalter anbietet und unterschiedliche Fußballcamps organisiert. Zusätzlich  ist er auch noch für das Club-Management des FV Wien Floridsdorf zuständig. Der Klub spielt in der 2. Landesliga Wien und ist ebenfalls durch den monatelangen Stillstand betroffen. Allerdings wird dort nicht alles negativ gesehen was die Pandemie mit sich bringt:

 

Neue Zeit: Wie hoch sind die Verluste durch die Folgen der Covid-19 Pandemie?

Vinzenz Jager: Natürlich hat uns die Krise genauso getroffen, wie die meisten anderen Vereine, aber es ist zum Glück nicht Existenz bedrohend. Die Entschädigungen die wir beispielsweise vom Wiener Fußball Verband bekommen haben, haben die Verluste etwas abgefedert. Was uns ebenfalls zu Gute kommt; dass unser Budget für die Kampfmannschaft vergleichsweise gering ist und die Kampfmannschaft ist bei vielen Vereinen die größte Kostenstelle. Daher halten sich die Einbußen in Grenzen und wir können nach wie vor das Hauptaugenmerk auf die Nachwuchsarbeit legen. Insgesamt sehe ich die Situation  nicht so negativ wie andere und würde nicht von Vereinssterben sprechen. Man muss wohl Abstriche in den sportlichen Ansprüchen machen, aber deswegen sterben nicht gleich alle Vereine, übertrieben gesagt. Man sieht es am Beispiel Ebreichsdorf. Sie spielen jetzt Gebietsliga statt Regionalliga, dennoch existiert der Klub weiter. Vielleicht hat das ja auch positive Effekte? Vielleicht kommen dadurch mehr regionale Eigenbauspieler zum Zug?

Neue Zeit: Mussten Sponsoren bei Floridsdorf ihr Engagement zurückfahren?

Vinzenz Jager: Wir haben leider keine Sponsoren, aber Vereine die sehr abhängig von Sponsoren sind, werden die Krise schon gespürt haben. Und natürlich wird dann auch kein Klub die vereinbarten Geldleistungen einklagen, weil ja jeder auch Verständnis für die Krise hat.

Neue Zeit: Habt ihr spezielle Zugänge gewählt um die Pandemie als Verein zu überstehen?

Vinzenz Jager: Wir haben uns bewusst entschieden, keine Hilfsaktionen für den Verein auszurufen. Es ist eine Krise die  fast alle betrifft, nicht nur Fußballvereine. Es haben viele Leute ihren Job verloren oder sind in Kurzarbeit gewesen, da hätte es sich für uns komisch angefühlt, wenn wir die Leute um Spenden gebeten hätten. Was wir allerdings gemacht haben ist, den Mitgliedsbeitrag für die ausgefallene Zeit den Mitgliedern gutzuschreiben. Weiters gibt es die Möglichkeit, dass Familien, die es sich leisten können, den gutgeschriebenen Mitgliedsbeitrag für Leute mit weniger Einkommen, zahlen können. Auch das ist eher symbolisch. Aber ich denke, dadurch kann man auch immer Akzente setzen, für welche Werte wir als Verein einstehen.

Neue Zeit: Ihr Gefühl für die Saison 2020/21 – wird sie weitestgehend normal verlaufen?

Vinzenz Jager: Leider nein. Man sieht es ja jetzt bereits. Spielabsagen sind mittlerweile ziemlich normal geworden. Aber durch das erlangte Wissen und die Erfahrungswerte wird es in Zukunft besser möglich, sein differenzierte Lösungen zu finden die den Spielbetrieb erleichtern werden. Unsere Anlage ist sehr großzügig angelegt. Das ist gut, somit müssen die Zuschauerinnen und Zuschauer nicht auf engen Raum stehen.

Stefan Mayer

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