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Aufgeflogen: Welser FPÖ-Bürgermeister Rabl arbeitete für Firmen, die in illegales Glücksspiel involviert sind

Andreas Rabl, FPÖ-Bürgermeister in Wels. // Bild: andreas-rabl.at

„Mafia“ in Oberösterreich? Das Bundeskriminalamt ermittelt gegen eine mutmaßlich kriminelle Organisation, die von OÖ aus mit illegalem Glücksspiel in ganz Österreich Millionen verdient haben soll. Politisch brisant: Der Welser FPÖ-Bürgermeister Andreas Rabl arbeitete früher als Anwalt für zwei Firmen, die zum kriminellen Netzwerk gehören sollen. Mit dem Hauptbeschuldigten der „Glücksspiel-Mafia“ ist Rabl sogar persönlich befreundet.

Es klingt wie ein Mafia-Film: Seit mehr als zehn Jahren soll eine mutmaßlich kriminelle Organisation von Oberösterreich aus mit illegalem Glücksspiel Millionen verdienen, wie eine Recherche des Nachrichtenmagazins „Profil“ zeigt. Die Ermittlerinnen und Ermittler des Bundeskriminalamtes bezeichnen die Organisation als „Kajot-Gruppe“ – angelehnt an den Markennamen der Spielautomaten, mit denen die Betreiber ihr Geld verdienen.

Zum kriminellen Netzwerk gehören laut „Profil“-Recherche unter anderem eine Logistikfirma, die die Glücksspiel-Automaten lagert, ein Softwareunternehmen zur Entwicklung der Glücksspiele und eine Leasingfirma, über die sämtliche Mitarbeiter der Organisation angestellt sind. Insgesamt soll die „Kajot-Gruppe“ so in ganz Österreich 55 illegale Glücksspiel-Lokale, 19 Unternehmen und 70 Beschäftigte aufgebaut haben. Kolportierter Jahresumsatz 2020: Sieben Millionen Euro.

Das (illegale) Glücksspiel mit Automaten soll für die "Kajot-Gruppe" - zu der Bürgermeister Andreas Rabl Verbindungen hat - ein millionenschweres Geschäft gewesen sein.
Das (illegale) Glücksspiel mit Automaten soll für die “Kajot-Gruppe” ein millionenschweres Geschäft gewesen sein.

Welser Bürgermeister Andreas Rabl war Anwalt für Firmen, die in Glücksspiel-Netzwerk involviert sind

Derzeit wird gegen 15 Personen ermittelt. Als „Kopf der Gruppe“ gilt ein Oberösterreicher aus dem Großraum Wels. Und hier wird es politisch brisant. Mit diesem „Chef“ der mutmaßlichen kriminellen „Kajot-Gruppe“ ist der amtierende Welser FPÖ-Bürgermeister Andreas Rabl laut Zeugenaussagen im Ermittlungsverfahren befreundet. Rabl selbst sagt zwar nichts zum freundschaftlichen Verhältnis, räumt aber ein, dass die beiden sich seit einer anwaltlichen Tätigkeit im Jahr 2008 kennen.

Noch unangenehmer für den Welser Stadtchef: Rabl arbeitete als Anwalt – sein Beruf, bevor er Bürgermeister wurde – für zwei Unternehmen, die laut Ermittlungen zur Glücksspiel-Organisation gehören. Zudem war der FPÖ-Politiker im Vorstand bzw. Aufsichtsrat einer Stiftung, die ebenfalls zum mutmaßlich kriminellen Netzwerk gehören soll.

In mehreren Stellungnahmen bestreitet Rabl „Wahrnehmungen im Zusammenhang mit illegalem Glücksspiel“. Als 2014 zum ersten Mal gegen die „Kajot-Gruppe“ ermittelt wurde, habe er seine Tätigkeiten für die Unternehmen im Umfeld der Gruppe sofort beendet. Er wisse nicht, so Rabl sinngemäß, was ihn die Vorwürfe gegen die „Glücksspiel-Mafia“ angehen.

SPÖ & Grüne fordern Aufklärung, ÖVP & FPÖ schweigen

Die anderen Parteien sehen das anders. SPÖ-Landesgeschäftsführer Florian Koppler richtet dem Welser Bürgermeister aus: „Sich wegzuducken und ahnungslos zu spielen, wird nicht reichen, Herr Rabl. Übernehmen Sie Verantwortung: Legen Sie alle Karten über Ihre Verbindungen zum illegalen Glücksspiel auf den Tisch!“

Für den Grünen Nationalratsabgeordneten David Stögmüller sind viele Fragen zu den beiden Firmen, für die Rabl als Anwalt tätig war, offen: „Was weiß Rabl über diese dubiosen Firmen? Welches Näheverhältnis hat er mit diesen Betreibern? War oder ist er in Kontakt mit dieser kriminellen Vereinigung, die am Rücken der Menschen ihr Geld verdient?“

Auffällig: Sowohl die Landes-FPÖ – die Partei von Bürgermeister Andreas Rabl – als auch die Landes-ÖVP – Koalitionspartner der Blauen im Landhaus – schweigen bisher zu den Vorwürfen.

Andere Bundesländer haben die Spielautomaten bereits verboten

Glücksspiel ist in Oberösterreich nicht per se verboten. Im ganzen Bundesland stehen rund 12.000 legale Spielautomaten – noch einmal so viele kommen Schätzungen zufolge illegal, also ohne Lizenz, dazu. Älteren Zahlen zufolge sind rund 15.000 Oberösterreicherinnen und Oberösterreicher von Automatenglücksspiel abhängig. Für Betroffene endet die Spielsucht oft in Verschuldung, Privatkonkursen oder sogar Beschaffungskriminalität, um weiter „zocken“ zu können.

Andere Bundesländer haben die Automaten (das sogenannte „kleine Glücksspiel“) schon zur Gänze verboten. In Vorarlberg, Tirol, Salzburg und Wien sind Spielautomaten gänzlich illegal.

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