Die Erhöhung der Bierpreise um 3,2 Prozent ab 1. Dezember belastet Wirtinnen und Wirte österreichweit. Bier gilt als Signalprodukt: Jede Verteuerung wirkt unmittelbar auf Gäste. Gleichzeitig steht die Brau Union wegen kartellrechtlicher Vorwürfe unter Druck.
Ab 1. Dezember 2025 erhöht die Brau Union ihre Preise für Gastronomie und Handel um durchschnittlich 3,2 Prozent. Schmerzhaft für die Gastronomie, die seit Jahren mit hohen Energiepreisen, gestiegenen Löhnen, teuren Transporten und sinkender Konsumfrequenz kämpft. Für viele Betriebe, deren Margen ohnehin oft nur zwischen zwei und fünf Prozent liegen, bedeutet die neuerliche Erhöhung: Der Spielraum ist langsam aufgebraucht.
Was für den Konzern eine betriebswirtschaftliche Anpassung ist, wird für die Wirtshäuser zu einem strategischen Problem. Denn Bier ist nicht irgendein Getränk, sondern ein Signalprodukt. Wenn Bier teurer wird, empfinden Gäste sofort: Alles wird teurer. Viele bestellen weniger, manche bleiben zu Hause. „Wer früher drei Krügerl trank, nimmt heute nur noch eines“, hört man aus der Branche.
Damit wirken selbst kleine Preissprünge wie Multiplikatoren: Sie treffen nicht nur das Geschäft der Wirtsleute, sondern auch das Verhalten der Gäste.
Die Teuerung trifft alle Regionen
Die Preiserhöhung ist kein regionales Phänomen, sondern betrifft alle Bundesländer. Österreichweit wird die Preisrunde der Brau Union zu einem Thema, das den wirtschaftlichen Druck vieler Betriebe weiter verschärft. In manchen Bundesländern berichten Wirte bereits von Krügerlpreisen jenseits der Sechs-Euro-Marke. Gastronom:innen warnen vor einer zunehmenden Gäste-Zurückhaltung.
Preiserhöhung als Tipping Point
Nach Jahren der Inflation, hoher Nebenkosten und immer knapperer Konsumbudgets wirken diese 3,2 Prozent wie das Tüpfelchen auf dem i – der Tropfen, der das Fass zum Überlaufen bringt. Viele Betriebe stehen vor der Entscheidung: Preise anpassen und Gäste verlieren? Oder Preise nicht anheben und selbst Verluste tragen?
Beides belastet eine Branche, die ohnehin unter strukturellem Druck steht. Die Teuerung des Biers ist damit mehr als eine Preismaßnahme: Sie ist ein Indikator für die fragile Lage der Gastronomie.
Druck von anderer Seite: Die Brau Union im Kartellverfahren
Parallel zur Preisdiskussion steht der Konzern juristisch im Fokus. Die Bundeswettbewerbsbehörde (BWB) wirft der Brau Union vor, Streckenlieferanten mit ihrer Marktmacht unter Druck gesetzt zu haben, damit diese ausschließlich Produkte des Hauses transportieren. Die Vorwürfe beruhen auf anonymen Anzeigen und einer Hausdurchsuchung. Die BWB beantragte daraufhin eine Geldbuße gegen die Brau Union und deren Mutterkonzern Heineken. Beide bestreiten sämtliche Anschuldigungen.
Die Brisanz der Causa erklärt sich auch aus der Marktstellung des Unternehmens. Die Brau Union ist über Jahrzehnte durch Fusionen und Zukäufe zum dominierenden Bierkonzern Österreichs herangewachsen. Wieselburger im Osten, Gösser und Puntigamer in der Steiermark, Zipfer im Westen, Villacher in Kärnten und seit heuer Fohrenburger in Vorarlberg: Kaum ein Lebensmittelkonzern ist derart flächendeckend regional verankert.
Aktuell: Brau Union erstmals offen für Vergleichsgespräche
Bei der jüngsten Verhandlung Anfang Dezember 2025 kam überraschend Bewegung in das Kartellverfahren: Die Brau Union erklärte sich erstmals bereit, Vergleichsgespräche mit der Wettbewerbsbehörde aufzunehmen. Man wolle laut Medienberichten intern prüfen, ob eine „einvernehmliche Lösung“ möglich sei und „konstruktiv vorankommen“. Die BWB zeigte sich offen für Gespräche, betonte aber, dass die Zeugenbefragungen dennoch fortgesetzt werden sollen.
Ein Vergleich könnte das Verfahren deutlich abkürzen und für die Brau Union finanziellen und reputativen Schaden begrenzen.
Was bleibt: Ein Biermarkt im Umbruch
Die 3,2-Prozent-Erhöhung ist kein isolierter Schritt, sondern Teil einer größeren Entwicklung: steigende Kosten, verändertes Konsumverhalten, ein konzentrierter Markt und ein Konzern unter Beobachtung. Für die Gastronomie bedeutet das eine Phase der Unsicherheit. Und für die Konsument:innen die Aussicht, dass Bier, das jahrzehntelang als leistbares Alltagsprodukt galt, zunehmend zum Preisindikator für den Zustand der Wirtschaft wird.
Eines ist bereits absehbar: Billiger wird Bier so schnell nicht mehr.
