Burgenland/ FH Eisenstadt: Drogenprobleme, Jugendliche auf der Straße oder betreute Wohneinrichtungen für psychisch Erkrankte. Überall dort sind Sozialarbeiter:innen im Einsatz – und auch dringend gesucht. Eine von ihnen ist Sophie. Sie liebt ihren Beruf, doch das Ausbildungs- und Jobangebot im Burgenland könnte besser sein. Gerade jetzt spart der Bund bei FH-Studienplätzen.
„Du bist oft alleine und musst dir die Vernetzung mit anderen Sozialarbeiter:innen bewusst suchen.“ Das ist das größte Manko, das Sophie (Name von der Redaktion geändert) der NeuenZeit über ihren Job erzählt. Sophie ist 29 und ist in der Sozialen Arbeit tätig.
Nach ihrer Ausbildung an der FH Burgenland machte sie Praktika in der Kinder- und Jugendhilfe, arbeitete dann bei einem Verein, der sich für psychosozial benachteiligte Menschen und Menschen mit psychischen Erkrankungen einsetzt. Heute ist sie in Niederösterreich tätig, „weil dort das Jobangebot und der Austausch einfach attraktiver sind“.
Überall fehlen Sozialarbeiter, trotzdem will Bund Studienplätze im Burgenland einsparen
Wie viele andere Sozialarbeiterinnen und Sozialarbeiter, die ihre Ausbildung wie Sophie an der FH Burgenland gemacht haben, bleibt auch sie nicht lange in der Heimat. Im Gespräch erzählt sie warum:
„Die Ausbildung an der FH Burgenland war super – mit viel Praxisbezug und Expert:innen als Lehrende vom Fach. In meinen ersten Jobs war ich dann aber oft die einzige Sozialarbeiterin vor Ort. Wir Sozialarbeiter sind die Ersten, bei denen eingespart wird – und das obwohl es in vielen Einrichtungen dringend mehr als nur eine von uns bräuchte.“
Ähnlich sieht das Roland Fürst, Sozialsprecher und Klubobmann der SPÖ im Landtagsklub Burgenland. Schon im November forderte er die Bundesregierung auf, mehr Studienplätze zu genehmigen. Rund 300 Absolvent:innen gibt es derzeit im Studiengang Soziale Arbeit an der FH Burgenland. 3-4 mal so viele bewerben sich aber für einen Studienplatz und können nicht genommen werden. Fürst will nicht nur das Ausbildungs-Angebot, sondern auch das Jobangebot für Sozialarbeiterinnen und Sozialarbeiter im gesamten Bundesland attraktiver machen. Doch die Bundesregierung erteilte eine Absage.
Weil Bund im Burgenland spart: Sozialarbeiter:innen müssen in Nachbarbundesländer wechseln
Ähnlich wie Sophie, ist es auch Jakob gegangen. Er ist nach der Ausbildung an der FH Burgenland sofort nach Wien gegangen. Dort arbeitet er bei „Neustart“ in seinem Traumjob, der Bewährungshilfe. Gemeinsam mit seinen Kolleg:innen will er straffällig gewordene Jugendliche und Erwachsene wieder in die Gesellschaft integrieren. Ob er sich vorstellen könne, das irgendwann auch im Burgenland zu machen? – „Prinzipiell ja, aber die Vernetzung und die Jobmöglichkeiten sind in der Großstadt einfach besser. Am Land wird alles nur kaputtgespart.“
„Die ÖVP-Grüne Bundesregierung verschärft die Personalnot in der Sozialen Arbeit im Burgenland erheblich. Keine zusätzlichen Plätze für den Bachelor-Studiengang ‚Soziale Arbeit‘ berufsbegleitend in der FH Burgenland zu genehmigen, heißt auf Deutsch: die Sozialarbeiter:innen im Burgenland auf’s Abstellgleis schieben“, kritisierte SPÖ-Klubobmann und Sozialsprecher Roland Fürst.
Dass es in der Sozialen Arbeit mehr Studienplätze und auch mehr berufsbegleitende Studiengänge brauche, zeigt sich auch in aktuellen Zahlen: In der engeren Kinder- und Jugendhilfe fehlen mehr als 70 Sozialarbeiter:innen und Sozialpädagog:innen im ambulanten und stationären Bereich. In der Kinder- und Jugendhilfe fehlen momentan zehn Sozialarbeiter:innen und in der Sozialpädagogik mehr als 30 im Burgenland. Roland Fürst will deshalb zumindest 20 Studienplätze mehr, um dem akuten Personalmangel gegensteuern zu können.
„Ein berufsbegleitendes Masterstudium ‚Soziale Arbeit‘ an der FH Burgenland wäre super“
Sophie pendelt für ihren Job nach Niederösterreich. Arbeiten würde sie aber lieber in ihrem Heimatbundesland. Auch für die Zukunft hat sie große Pläne. Sie will noch einen Master im Bereich Soziale Arbeit machen. Doch momentan ist es für sie unmöglich den Job aufzugeben, um „nur zu studieren“. Ihren Bachelor habe sie noch als Vollzeit-Studium absolviert.
Für den Master würde sie aber gerne berufsbegleitend zurück an die FH in Eisenstadt. So könne sie weiterhin Geld verdienen, in ihrem Job bleiben und sich weiterbilden. Ob Schwarz-grün auf Druck des Burgenlandes doch noch einen Kurswechsel machen? Sie hofft es, denn ein berufsbegleitendes Studium für Soziale Arbeit an der FH Burgenland fände sie “schon echt super”.