Österreich

Wasserkraft, Wind- und Sonnenenergie: Österreich will bis 2030 nur noch erneuerbaren Strom nutzen

Im Kampf gegen die Klimakrise spielen erneuerbare Energien eine zentrale Rolle. In Österreich produzieren Kärnten, Salzburg, das Burgenland und Tirol schon jetzt nur noch erneuerbare Energie. Das reicht allerdings noch nicht, um den eigenen Energieverbrauch zu decken. Für den Ausbau setzt Österreich auf Sonnenenergie und könnte bis 2030 circa 3 Millionen neue Haushalte mit Solarstrom versorgen.

Dieser Artikel erschien ursprünglich im Jänner 2022 und wurde im Oktober 2023 von der Autorin aktualisiert.

Österreich hat sich bis 2040 der Klimaneutralität verpflichtet. Um dieses Ziel zu erreichen, soll bis 2030 die Stromproduktion aus erneuerbaren Energien den nationalen Stromverbrauch decken. Der aktuelle Bericht “Energie in Österreich” verspricht gutes. 2021 lag der Anteil erneuerbarer Energien bei etwa 76,2 Prozent des Stromverbrauchs. Damit liegt Österreich im EU-Vergleich auf Platz eins. In der Energieproduktion ist der Anteil sogar noch höher: Über 85 Prozent der inländisch erzeugten Energie werden in Österreich aus erneuerbaren Quellen gewonnen (Stand 2022). Im Bruttoendenergieverbrauch, also dem gesamten Energieverbrauch von Industrie, Verkehr, Haushalten und Dienstleistungssektoren, inklusive Verluste bei der Übertragung, ist allerdings noch Luft nach oben: mit 36,4 Prozent (Stand 2021) liegt Österreich zwar gut über dem EU-Schnitt, jedoch noch weit von der Klimaneutralität entfernt.

Die Bundesländer im Vergleich

 

 

Den stärksten Anstieg im Anteil erneuerbarer Energien am Endenergieverbrauch gab es in Niederösterreich. Die meiste grüne Energie verbraucht weiterhin Kärnten, gefolgt von Burgenland, Salzburg, Tirol und Vorarlberg. Die niedrigen Anteile erneuerbarer Energie in Wien sind durch die städtische Lage bedingt. Trotzdem baut die Hauptstadt den Anteil erneuerbarer Energien mit innovativen Lösungen aus. So soll beispielsweise Erdwärme aus einem Warmwasserbecken 3.000 Meter unter der Stadt schon bald 125.000 Haushalte heizen.

Die größte Quelle für erneuerbare Energie in Österreich bleiben biogene Produkte, also zum Beispiel Biomasse, Biogas, Klärgas, Biodiesel. Nur zwei Bundesländern gewinnen die meiste Energie aus Wasserkraft: Tirol und Vorarlberg. An zweiter Stelle steht Wasser in den Bundesländern Kärnten, Niederösterreich, Oberösterreich, Salzburg und Steiermark. Nur im Burgenland wird mehr Wind- als Wasserkraft produziert. In Wien stammt ein Großteil der erzeugten Energie aus Müllverbrennungsanlagen wie Spittelau.

Wasserkraft und Biomasse

Dazu gehört vor allem Wasserkraft. Als Land mit enormen Wasservorkommen konnten 2022 knappe 25 Prozent der erzeugten Energie in Österreich in Wasserkraftwerken gewonnen werden. Derzeit sind 3151 Wasserkraftwerke in Betrieb.

Außerdem verfügt Österreich aufgrund der großen Waldflächen über große Mengen an Biomasse. Dazu gehören zum Beispiel zahlreiche Abfallprodukte der Land- und Forstwirtschaft, wie Hackschnitzel, Sägenebenprodukte, aber auch der häusliche Biomüll. Diese werden zur Erzeugung von Strom und Wärme eingesetzt. Gut 47 Prozent der Energieerzeugung in Österreich stammt aus biogenen Energien. 

Die Sonne im Trend: Österreich setzt auf Solarstrom

Einen großen Aufschwung erlebt auch die Photovoltaik, also aus Sonnenlicht gewonnene Energie. Allein zwischen 2021 und 2022 nahm die Leistung um 36,3 Prozent zu. Der Anteil von Photovoltaik an der gesamten Energieerzeugung Österreichs liegt damit jetzt bei 3,1 Prozent. Besonders in Niederösterreich, Oberösterreich und der Steiermark sind Photovoltaikanlagen verbreitet. Bis 2030 will die Bundesregierung 11 Terrawattstunden Solarenergie zubauen. Damit könnten circa 3 Millionen Haushalte versorgt werden. Allein im Jahr 2023 hat der Bund bis jetzt mit 600 Millionen Euro der Ausbau von großteils privaten Solarstromanlagen gefördert. 

Photovoltaikanlagen auf den Dächern private Wohnhäusern zu errichten ist allerdings nur ein kleiner Schritt in die richtige Richtung. Für die Energiewende ist es wichtiger, bereits versiegelte Flächen wie beispielsweise Supermarktdächern und Bushaltestellen zu nutzen, um Solarstrom zu gewinnen. Außerdem besitzen Photovoltaikanlagen doppeltes Potential gegen die Klimakrise: als Überdachung in öffentlichen Räumen schützen sie auch gegen Überhitzung im Sommer.

In Sachen erneuerbarer Energie ist Österreich also gut dabei. Vor allem die Wasserkraft ist wichtiger Bestandteil der österreichischen Energiewirtschaft. Dennoch ist eine Steigerung auf 100 Prozent innerhalb der nächsten sieben Jahre hoch angesetzt. Selbst bis 2040 ist es noch ein ambitioniertes Ziel. Von der Politik sind daher rasche Maßnahmen und vor allem die notwendigen finanziellen Mittel gefordert. Sollte das Ziel allerdings umgesetzt werden, könnte Österreich schon bald das erste vollständig klimaneutrale Land werden.

Natalie Bühl

Share
Veröffentlicht von
Natalie Bühl
Tags: Erneuerbare Energie Klimaneutralität Solarstrom Wasserkraft Windenergie

Ähnliche Artikel

  • Klimakrise

Amtsmissbrauch: Half Umweltanwalt bei Naturzerstörung in Ohlsdorf mit?

Verdacht des Amtsmissbrauchs: Der Ohlsdorfer Bauskandal rund um 19 Hektar Wald, die für eine Schottergrube…

13. Mai 2024
  • Allgemein

Es lebe das Dorf! So bekämpfen wir Arbeitsplatzmangel und Abwanderung

Die Ärztin ist in Pension gegangen, der Bäcker hat zugesperrt, auf den Bus wartet man…

10. Mai 2024
  • Burgenland

“Careleaver”: Unterstützung für Jugendliche bis zum 24. Lebensjahr gefordert

"Careleaver" sind Menschen, die einen Teil ihres Lebens bei einer Pflegefamilie oder Betreuungseinrichtung verbracht haben.…

10. Mai 2024
  • Klimakrise

Kommentar: Wie wir Linz bis 2040 klimaneutral machen und damit Millionen Euro sparen

Wenn wir nichts gegen die Klimakrise unternehmen, kostet sie uns über sechs Mal mehr, als…

8. Mai 2024
  • International

1.500 Medikamente fehlten – Wie Europa die Produktion aus Asien zurückholt

2023 gab es 1.515 Meldungen zu Arzneimitteln in Österreich, die gar nicht oder nicht ausreichend…

8. Mai 2024
  • Fokus Arbeit

Erneut Ermittlungen gegen Martin Ho – Hat Kurz-Freund Ho seine Firma “leergeräumt” und in Konkurs “geschickt”?

Man meint, wer Wein um 550 Euro pro Flasche serviert, könne auch seine Schulden zahlen.…

7. Mai 2024