Eltern, die Vollzeit arbeiten, finden in Niederösterreich kaum Kindergartenplätze für ihre Kinder. Besonders in ländlichen Regionen ist das Angebot gering, in den Städten sieht es etwas besser aus. Trauriges Fazit: Niederösterreich liegt unter dem österreichischen Durchschnitt, was die Verfügbarkeit von Kinderbetreuung betrifft. Eine Analyse.
Für die optimale Vereinbarkeit von Familienleben und Beruf ist ein gut ausgebautes Angebot an Kindergärten und Kinderkrippen unverzichtbar. Weil Kinderbetreuung in Österreich Ländersache ist, variieren die Verfügbarkeit und Kosten der Betreuung je nach Wohnort erheblich. Besonders in Niederösterreich haben es Eltern schwer, passende Kinderbetreuung zu finden. In ländlichen Gegenden wie Annaberg und Mitterbach fehlt es an Kindergarten-Plätzen und auch in den umliegenden Gemeinden gibt es kein genügendes Betreuungsangebot.
Nur jedes vierte Kind in Niederösterreich ist ausreichend betreut
Obwohl in Österreich rund 95 Prozent der Drei- bis Sechsjährigen in einer Kita betreut werden, bietet landesweit nur die Hälfte der Kindergärten eine Betreuung an, die sich auch mit einer Vollzeitbeschäftigung der Eltern vereinbaren lässt. Niederösterreich liegt mit einer Betreuungsquote von 26 Prozent damit deutlich unter dem österreichischen Durchschnitt. Derzeit kann Niederösterreich nur jedes vierte Kind ganztags betreuen.
Besonders kritisch steht es um die Betreuungsmöglichkeiten für Kleinkinder. In Niederösterreich wird weniger als ein Drittel der Kinder unter zwei Jahren betreut. Das liegt einerseits am fehlenden Angebot, andererseits an den hohen Kosten, die für einen Krippenplatz anfallen. Mit einem Elternbeitrag von bis zu 180 Euro und rund 100 Euro für Material- und Verpflegungskosten fallen pro Kind schon einmal bis zu 300 Euro pro Monat an.
Kinderbetreuung als Hauptgrund für Teilzeitbeschäftigung von Frauen
Hinzu kommt, dass viele der Betreuungseinrichtungen nur vormittags geöffnet sind. Dadurch müssen Eltern entweder eine private Nachmittagsbetreuung organisieren oder ihre Arbeitszeit so reduzieren, dass sie sich selbst um ihr Kind kümmern können. In beiden Fällen bedeutet das finanzielle Einbußen: Alternativen wie Tageseltern sind oftmals kostspielig und ein Teilzeit-Gehalt reicht in der Regel nicht aus, um als Familie über die Runden zu kommen. Das trifft vor allem Mütter: In Österreich geben Frauen die Kinderbetreuung weiterhin als Hauptgrund für eine Teilzeitbeschäftigung an. Gäbe es ausreichend staatliche Kinderbetreuungseinrichtungen, würde also auch die Erwerbsquote von Frauen steigen.
Auch der Wohnort von Familien spielt eine große Rolle. Wie der Kinderbetreuungsatlas der AK zeigt, mangelt es besonders in den ländlichen Regionen Niederösterreichs an Betreuungsplätzen. In Städten wie St.Pölten, Krems oder Wiener Neustadt besser sieht es, wenig überraschend, besser aus.
Bundesländer wie das Burgenland, Kärnten oder Wien steuern mit der Einführung von Gratiskindergärten bereits entgegen. In den drei rot regierten Bundesländern sind sowohl die Kosten für die Kinderbetreuung deutlich niedriger beziehungsweise. gratis, als auch das Angebot für eine ganztägige Versorgung der Kleinen besser ausgebaut.
Österreich hinkt bei dem Kindergarten-Ausbau hinterher
Zu kurze Öffnungszeiten, fehlendes Fachpersonal und der langsame Ausbau von Betreuungsplätzen: Insgesamt schneidet Österreich mit einer Betreuungsquote von 24 Prozent im europäischen Vergleich schlecht ab. In der EU liegt der Anteil der unter Dreijährigen, die in einem Kindergarten betreut werden bei durchschnittlich 37,5 Prozent, in Island sind es sogar 100 Prozent.
Die von der Regierung versprochenen 4,5 Milliarden, die bis 2030 in die Kinderbetreuung investiert werden sollen, dürften daran wenig ändern. Auf mehrere Jahre und neun Bundesländer verteilt, ist diese Summe im Verhältnis gering. Auch weil diese die Ausbildungskosten für Fachkräfte inkludiert. Statt der von der ÖVP geforderten „Großeltern-Karenz“, die das Problem auf die Familien auslagert, könnte ein wie von der SPÖ geforderter Rechtsanspruch auf kostenlose Kinderbetreuung für Verbesserung sorgen und den Staat verpflichten, mehr zu investieren.
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Kommt eigentlich irgendwer auch einmal auf die Idee, dass man als Elternteil Zeit mit seinem Kind verbringen MÖCHTE? Dass man sein Kind aufwachsen sehen WILL?
Wozu bekomme ich ein Kind? Damit ich es dann mit 1 Jahr von 7- 18 Uhr fremdbetreuen lasse? Kann ich mir nicht vorstellen….