Sie werden häufiger, bleiben meist jedoch eine Seltenheit: Regenbogenfahnen in Fußball-Stadien. // sarahmirk, CC0, via Wikimedia Commons
2014 sprach der deutsche Fußballprofi Thomas Hitzlsperger erstmals öffentlich über seine Homosexualität. Zwei Jahre später kam es zum ersten Coming-Out eines österreichischen Spielers. Noch heute gilt schwul zu sein im Fußball als Tabu. Kein Wunder: Homo-feindliche Aussagen sind am Platz und in der Kabine noch immer Alltag. Und auch die FIFA verbietet bis heute Kapitänsschleifen in Regenbogen-Farben.
Hitzelsperger äußerte sich vor zehn Jahren zum ersten Mal in einem Zeitungsinterview über seine sexuelle Orientierung. Seither folgten wenige Andere. Vor acht Jahren outete sich mit Oliver Egger zum ersten Mal ein österreichischer Fußballer. Im Frauenfußball ist die Liste an geouteten Spielerinnen wesentlich länger. Darunter etwa die ÖFB-Kickerinnen Manuela Zinsberger oder Viktoria Schnaderbeck. Es gibt mehrere Erklärungsversuche dafür, warum mehr Frauen als Männer im Fußball geoutet sind. Etwa, dass Frauenfußball in der Gesellschaft weniger Aufmerksamkeit bekommt als Männerfußball oder, dass Spielerinnen von vornherein mit dem Vorurteil, sie wären lesbisch oder bisexuell, konfrontiert sind. Worüber Einigkeit herrscht: Die Outings von Spielerinnen können andere ermutigen, offen mit ihrer Homo- oder Bisexualität umzugehen.
Am Ende hab ich eine ,Scheißdraufmentalität‘ entwickelt. Ich wollte mich keine Sekunde länger verstecken. Ich wollte mein Leben selbstbestimmt leben und glücklich sein. Der Wunsch, glücklich zu sein, war stärker als die Angst vor dem Risiko, so der ehemalige Sturm Graz Nachwuchsspieler Oliver Egger.
Sich zu “outen” oder “Coming Out” beschreibt den Prozess, vor Anderen mit der eigenen Homosexualität offen umzugehen. Weil es oft Angst vor den Reaktionen gibt, ist das Coming Out für Viele mit Unsicherheiten und auch Existenzsorgen verbunden.
Welche Auswüchse diese Feindschaft gegenüber schwulen oder lesbischen Spieler:innen haben kann, zeigte sich in den 1990er-Jahren. Der britische Fußballer Justin Fashanu nahm sich das Leben, nachdem der öffentliche Druck nach seinem Coming Out zu groß geworden war. Auch schwulenfeindliche Beschimpfungen eines Trainers zählten zu seinem Alltag. Hinzu kamen Anschuldigungen eines sexuellen Missbrauchs, die sich später als unwahr herausstellten. In seinem Abschiedsbrief schrieb Fashanu:
Schwul und eine Person des öffentlichen Lebens zu sein, ist hart.
30 Jahre später wirkt es noch immer, als würden Ratlosigkeit und Unverständnis den Kampf für mehr Akzeptanz lähmen. Philipp Lahm, ehemaliger Kapitän der deutschen Nationalelf, riet noch 2021 von einem Coming-Out während der aktiven Karriere ab. Es gäbe zu wenig Akzeptanz im Profifußball. Der Weltfußballverband FIFA hatte noch im vergangenen Jahr das Tragen der Kapitäninnen-Binde in Regenbogenfarben verboten. Die Regenbogenfahne dient als Symbol für Menschen, die sich nicht (nur) zum eigenen Geschlecht hingezogen fühlen.
“Der Tag wird kommen an dem wir alle uns´re Gläser heben” singt der deutsche Sänger Marcus Wiebusch in seinem Song gegen Homophobie im Fußball. Mittlerweile gibt es im ÖFB die Ombudsstelle “Fußball für alle”, an die sich alle wenden können, die im Fußball Diskriminierung wegen ihrer Sexualität erfahren. Noch immer kritisieren Fans, dass Akzeptanz sich nicht einfach “verordnen” lässt – eher braucht es eine tiefgreifende Sensibilisierung in und um die Stadien. Dazu zählt auch, Sportredaktionen und Vereinsfunktionen diverser und vielfältigerbreiter zu besetzen. Das fordern auch die Queer Football Fans Austria / Fußballfans gegen Homophobie. Ohne Einbindung der Betroffenen könne es keine effektiven Maßnahmen gegen Hass geben:
Man soll nicht über uns reden, sondern mit uns!
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