Grün verkauft sich – das nutzen viele Konzerne aus. Immer mehr Unternehmen stellen ihre Produkte als möglichst umweltfreundlich dar, um sie teurer verkaufen zu können. Dieser Öko-Trick wird als „Greenwashing“ bezeichnet. Beispiele dafür gibt es genug: Von Apple über McDonald´s bis Amazon – Konzerne machen weltweit Profit mit vermeintlicher Umweltfreundlichkeit.
„Das iPhone hat unser Leben verändert. Die Menschen lieben es.“ Tim Cook, Chef des amerikanischen Technik-Unternehmens Apple, kommt aus dem Jubeln gar nicht mehr heraus, als er im Oktober 2020 sein neuestes Produkt präsentiert – das iPhone 12. Und das beste daran: Das neue Smartphone ist auch noch umweltfreundlicher als je zuvor. Zumindest behauptet das der Apple-CEO. Bei genauerer Betrachtung offenbart sich das allerdings als Öko-Trick, den auch andere Konzerne anwenden. Unter dem Begriff „Greenwashing“ versuchen Unternehmen, ihre Produkte als möglichst „grün“ darzustellen, um die Verkaufszahlen zu steigern.
Das iPhone 12 sei deshalb so umweltfreundlich, sagt das Unternehmen, weil weniger mitgeliefert wird. Erhielt man bei iPhone-Käufen bisher auch Ladegerät und Kopfhörer dazu, fallen diese beiden Produkte nun weg. Dadurch, so Apple, kann Müll vermieden und der CO2-Ausstoß bei der Produktion verringert werden. Außerdem erfolge der Transport durch die kleineren Verpackungen nun umweltfreundlicher, weil mehr iPhones auf einmal verschifft werden können.
Das mag alles tatsächlich einen umweltfreundlichen Effekt haben. Der Kern des Unterfangens ist aber ein anderer. Das iPhone 12 ist im Vergleich mit seinen Vorgänger-Modellen nicht günstiger, obwohl weniger mitgeliefert wird. Mit dem Öko-Argument kann Apple also seine Gewinnspanne vergrößern. Und das gleich mehrfach: Wenn das Unternehmen mehr Verpackungen auf einmal transportieren kann, spart es auch Transportkosten. Und wenn die Kundinnen und Kunden doch ein Ladegerat oder Kopfhörer benötigen, „sind diese separat erhältlich“, schreibt Apple beim Kauf des neuen Smartphones vorsorglich gleich dazu. Kostenpflichtig, versteht sich.
Produkte als grün und ökologisch darzustellen, damit Kunden sie mit leichterem Gewissen kaufen – diese Methode, der sich nun auch Apple mit seinem iPhone bedient, ist nicht neu. Die Werbestrategie wird als „Greenwashing“ bezeichnet. Das Ziel ist klar: Ein umweltfreundliches Auftreten ist gut fürs Unternehmens-Image und ein vermeintlich ökologisch hergestelltes Produkt lässt sich teurer verkaufen.
Die Methoden des Greenwashing sind vielfältig, eine davon ist das Werben mit Selbstverständlichkeiten. In Deutschland etwa sind sogenannte Fluorchlorkohlenwasserstoffe (abgekürzt „FCKW“) seit den 1990er-Jahren verboten, weil sie nachgewiesen umweltschädlich sind. Davor wurden sie in Reinigungsmitteln oder Haarsprays verwendet. Obwohl gesetzlich verboten, warben viele Unternehmen noch Jahre später mit ihren „FCKW-freien“ Produkten. Ein deutscher Konzern erfand sogar das Siegel „Treibmittel ohne FCKW“ für seinen Backofenspray. Den Kunden wird eine seit Jahrzehnten geltende gesetzliche Regelung als ökologische Produkt-Innovation verkauft.
Andere Methoden sind das Betonen einer zwar richtigen, aber irrelevanten Produkteigenschaft, das Erfinden oder Beschönigen eines Umwelt-Effekts oder das schlichte Behaupten von Falschaussagen.
Auch der Fastfood-Kette McDonald´s sind die Beispiele des Greenwashings seit langem bekannt. Das Unternehmen produziert Unmengen an Verpackungsmüll – so ist etwa jeder Burger einzeln verpackt – und die großen Mengen an Fleisch werden wohl mit Gentechnik-Futter für die Tiere kostengünstig hergestellt. Um dem schlechten Image entgegenzuwirken, entscheidet McDonald´s 2009, seine Logos in neuen Filialen mit grüner statt mit roter Farbe zu hinterlegen. Ein grünes Logo verbessert in keiner Weise die Umwelt-Bilanz des Unternehmens, vermittelt den Kundinnen und Kunden aber ein umweltfreundliches Auftreten.
Oft geben sich Konzerne auch nur mit leeren Versprechungen zufrieden. Die Kaffee-Kette Starbucks versprach 2008, künftig vollständig wiederverwertbare Kaffeebecher anzubieten sowie ein Viertel aller weiteren Getränke in recyclebaren Bechern zu verkaufen. Zehn Jahre später sind beide Ziele nach wie vor unerreicht.
Zu einem anderen Trick greift Jeff Bezos, Chef des Online-Versandhändlers Amazon. Der Konzern hat eine schlechte Umweltbilanz – kein Wunder, verschickt Amazon doch täglich Millionen von Bestellungen um die ganze Welt. Im Juli 2019 verkaufte das Unternehmen 175 Millionen Produkte in nur zwei Tagen. Beim Transport rund um den Globus entstehen große Mengen an CO2 – zudem unterstützt der Konzern die umweltschädliche Öl- und Gas-Industrie. Um sein Image zu verbessern, kündigte Amazon-Boss Jeff Bezos im Februar 2020 an, 10 Milliarden Dollar seines Privatvermögens für den Kampf gegen die Klimakrise zu spenden. Das kann Bezos getrost als Werbeausgabe verzeichnen: Im Sommer knackte der reichste Mensch der Welt er als erste Einzelperson die 200-Millarden Dollar Vermögens-Marke. Währenddessen erwirtschaftet sein Konzern mit umweltschädlichen Methoden weiterhin Milliarden-Gewinne.
Mit dem Greenwashing wollen Unternehmen wohl auch verdecken, dass sie die Hauptverursacher des weltweiten Schadstoff-Ausstoßes sind. Über 70% der Treibhausgas-Emissionen stammen von nur 100 Konzernen. Die “ersten” 25 Unternehmen im CO2-Ranking sind für mehr als die Hälfte der weltweiten Abgase verantwortlich. Darüber können auch Methoden des Greenwashings nicht hinwegtäuschen.
Um den Klimawandel einzudämmen, müssen also in erster Linie große Unternehmen zur Verantwortung gezogen werden. Politische Vorschläge dafür gibt es genug: Sie reichen von einer CO2 Abgabe für Konzerne bis hin zu strengeren Umwelt-Auflagen für die Öl- und Gas-Branche. Die Idee hinter den Vorschlägen: Unternehmen sollen sich nicht auf Kosten unseres Planeten bereichern.
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