Ivica Osim ist am 1. Mai – wenige Tage vor seinem 81. Geburtstag – überraschend verstorben. Osim war einer der erfolgreichsten Trainer im österreichischen Fußball und feierte mit Sturm Graz historische nationale und unternationale Erfolge. Die NeueZeit hat 80 Geschichten, Zitate und Zahlen zu Ivica Osim gesammelt. Osims Spielweise, seine Gedanken zum Jugoslawien-Krieg und seine bodenständigen Interviews sind für viele bis heute prägend – nicht nur für Fußballfans.
Der ehemalige Sturm Graz Trainer Ivica Osim ist 80-jährig verstorben. Keine Person in der langen Klubhistorie hat diesen Verein so geprägt wie der Bosnier. 1994 kam er aufgrund der Tragödie am Balkan nach Graz, nur um so nahe wie möglich bei seiner Familie zu sein. Und hinterließ dabei Spuren, die noch sehr viele Generationen überleben werden.
Osim war mehr als bloß Fußballtrainer: Wäre er als Kind in den engen Gassen in Grbavica, einem Stadtteil von Bosniens Hauptstadt Sarajevo, nicht dem runden Leder nachgejagt und hätte er nicht Fußball als seine größte Leidenschaft auserkoren, ist es gut vorstellbar, dass aus ihm ebenso ein großartiger Philosoph, Physiker, Mathematiker, Literat oder Diplomat geworden wäre.
Denn Osims Plan vom Spiel, seine Zitate, seine Art aus anfangs biederen, durchschnittlichen Fußballern eine Mannschaft zu formen, die später in der Champions League reüssieren sollte, bleiben nachhaltig in den Köpfen vieler österreichischer Fußballfans verankert.
Ivica Osims Gesamtbilanz als Vereinstrainer ist beeindruckend: 55% aller Spiele konnte er gewinnen, nur 23% gingen verloren. Umso bemerkenswerter, weil seine Trainerstationen Željezničar Sarajevo, Partizan Belgrad, Panathinaikos Athen, Sturm Graz und JEF United lauten und nicht etwa Bayern München, FC Barcelona oder Manchester United.
„Nur mutige Mannschaften schreiben Geschichte. Es gibt immer die Möglichkeit, etwas mehr Selbstbewusstsein zu haben als der Gegner und etwas zu probieren.“ – Ivica Osim
Er wolle nur seine Dankbarkeit ausdrücken, dass man sich in Österreich noch immer an ihn erinnere, meinte Osim zu einer Petition für die Benennung einer Grazer Straße nach seiner Person. Wenn man weiß, wie sehr er Ehrungen oder öffentliche Auftritte „liebte“, überraschte dieses Statement doch einigermaßen. Allerdings schränkte er im bosnischen TV ein, er selber sei nur unter der Bedingung für solch ein Denkmal, wenn er „seine“ Straße nicht jeden Tag selbst kehren müsse.
Die tiefen Narben, die der Krieg in seiner Heimat bei ihm verursacht haben, brachte er einst so zum Ausdruck: „Als Jugoslawien gestorben ist, ist auch in mir etwas gestorben.“
Als Osim im Jahr 2007 vor dem Fernseher bei einer Übertragung eines Premier-League-Spieles einen Schlaganfall erlitt und danach in einer japanischen Universitätsklinik zehn Tage im Koma lag, fragte er direkt nach dem Erwachen seine Gattin, die am Krankenbett ausharrte, zu allererst, wie denn das Spiel überhaupt ausgegangen sei.
Ivica Osim unterschrieb bei Sturm nur unter der Bedingung, dass sein Vorgänger Milan Djuricic von sich aus auf den Trainerposten in Graz verzichtet, da er nicht wollte, dass wegen ihm ein anderer Coach entlassen wird.
Osims erste Auslandsreise führte ihn nach Wien, als Zeljeznicar im Europacup auf Austria Wien traf. Allerdings war dieses Match nur noch Formsache, da die Bosnier das Heimspiel bereits mit 4:1 gewonnen hatten. Im Tor der Violetten stand Gernot Fraydl, der später als Sturmtrainer 1984 in das Viertelfinale des UEFA-Cups einziehen sollte.
Der japanische Videospielhersteller SEGA verewigte Ivica Osim 2009 am Cover des Spieles „J-League-Pro-Soccer“. Japanische Medien nennen ihn Sensei, den Lehrer.
Als Ivica Osim nach einem 6:0-Sieg gegen die Austria gefragt wurde, ob er zumindest nun ein klein wenig stolz auf sich sei, antwortete der Trainer: „Nein, die Spieler sollen es sein. Und die positiven Lehren daraus ziehen und sich laufend weiterentwickeln. Denn wir haben noch Reserven. Vastic, Wetl und wie sie alle heißen sind Künstler. Sie machen Woche für Woche tausende Leute glücklich.“
Ein Markenzeichen Osims war die rote Halteschlaufe, die die Redaktion einer Grazer Zeitung für ihn organisierte und unter dem Dach der Betreuerbank in der „Gruabn“ – dem Stadion von Sturm Graz – montierte. In den ersten Jahren im neuen Liebenauer-Stadion wurde aus diesem roten Utensil dann endlich ein schwarzes.
„Jeder Tag ohne Fußball ist ein verlorener Tag.“ – Ivica Osim
Als der damals 19-Jährige Sturm-Spieler Ferdinand Feldhofer 45 Minuten vor der Begegnung in der Königsklasse gegen Olympique Marseille in den Katakomben des Velodromes mitgeteilt bekam, dass er in Kürze erstmals für Sturm einlaufen wird, sagte Osim lapidar: „Jetzt hast du Zeit, um aufs Klo zu gehen, in einer dreiviertel Stunde aber musst du spielen.“
Ivica Osim stand als Spieler im All-Star-Team der Europameisterschaft 1968 in Italien und das, obwohl er im Finale zwischen Jugoslawien und Italien verletzungsbedingt fehlte. In einem überhart geführten Halbfinale war er von den englischen Spielern regelrecht gejagt worden. Damals waren noch keine Wechsel erlaubt und Ivan hielt bis zum Schlusspfiff durch.
Sein Großvater wurde nur acht Kilometer von der steirischen Grenze entfernt geboren. Der Ort heißt Ruse und gehörte zur damaligen Untersteiermark.
Als Ex-Sturm-Präsident Hannes Kartnig seinem Trainer stolzgeschwellt ein neues, luxuriöses Mannschaftsgefährt präsentierte, meinte Osim trocken, dass ein Bus keine Tore schießt.
„Sturm ist wichtiger als jeder Spieler.“ – Ivica Osim
Markus Schopp hat einmal über Osim gesagt: „Wenn man bei ihm überhaupt von einer Schwäche sprechen könnte, dann wäre es jene, dass er ein zu guter Mensch ist. Er hat sich schwer getan, einem Spieler zu sagen, dass er auf der Bank sitzen muss.“
Die verbalen Entgleisungen des ehemaligen Sturm-Vereinspräsidenten Hannes Kartnig kurz vor dem Rücktritt des Bosniers hatten ein Nachspiel: 2006 musste der damals Noch-Präsident nach letztinstanzlichem Urteil rund 350.000 Euro an Ivica Osim zahlen. Der Bosnier spendete den Betrag karikativen Zwecken.
Als Ivica Osim 1994 nach seiner Ankunft in Graz erstmalig den Sturmkickern bei einem Training auf die Beine schaute, fragte er den damaligen Manager Heinz Schilcher, welche Sportart diese Männer denn ausüben.
Ivica Osim ist mit acht Jahren und zwei Monaten der längstdienende Sturm-Trainer aller Zeiten. Die durchschnittliche Überlebensdauer eines Übungsleiters liegt vereinsintern bei exakt einem Jahr, sechs Monaten und 29 Tagen.
„Erfolgreich ist eine Mannschaft, wenn sie etwas bewegt, nicht aufgrund ihrer Pokale.“ – Ivica Osim
Kaum zu glauben ist, dass der Bosnier nach seinem Rücktritt bei Sturm heftig vom Stadtrivalen GAK umworben wurde. Der damalige GAK-Manager Günther Koschak traf sich einige Male mit ihm. Doch Ivan teilte Koschak mit, dass er aufgrund seiner Sturmvergangenheit nicht zu den Rotjacken gehen könne, er aber trotzdem beleidigt wäre, wenn Koschak schon morgen einen anderen Trainer präsentieren würde.
Im Zuge der Kriegswirren im ehemaligen Jugoslawien war Ivica Osim zweieinhalb Jahre von seiner Frau Asima und seiner Tochter Irma, die weiterhin in Sarajevo lebten, getrennt.
Während seiner Zeit bei Panathinaikos Athen durfte er am Hausboot des Klubpräsidenten wohnen, da dieses mit einer Satellitenanlage ausgestattet war und so ab und an Kontakt in die Heimat möglich war.
Nach einer Niederlage rief ihm ein verärgerter Sturmfan zu, er soll sich doch „heim schleichen“. Osim antwortete: „Bin ich schon, ich bin hier zuhause“. Für den Bosnier war ein Pass bestenfalls ein Reisedokument, nicht aber ein Identitätsnachweis.
Gerhard Roth, einer der bedeutendsten zeitgenössischen Literaten, Osim-Freund und Sturmfan, hat einmal über den Trainer gesagt: „Er war der großartigste Interviewpartner, den man sich vorstellen kann. Auf eine Frage hat er stets einen inneren Monolog begonnen, den große Teile der Zuhörer gar nicht verstanden haben und trotzdem waren seine Ausführungen dermaßen faszinierend, dass alle bis zum Schluss an seinen Lippen gehangen sind. Eine weitere Frage wurde danach zumeist überflüssig.“
„Alles, was ich ich in Ex-Jugoslawien erlebt habe, alles, was geschehen ist, in Bosnien und anderswo, bedeutete für mich das Ende des Lebens. Ich kann mich nicht mehr freuen. Ich kann sagen, die Meistertitel waren schön für die Spieler oder so. Ich kann mich aber nicht freuen. Ich bin zwar nicht tot, ich kann spazieren gehen, aber letztendlich bin ich jemand, der nie geglaubt hat, dass so etwas in meiner Heimat passieren kann“, war Osims Begründung dafür, dass er auch nach den großartigsten Leistungen seiner Spieler am Feld den Ruf eines ewigen Grantlers hatte.
In seinem erst zweiten Testspiel als Sturm-Trainer verlor der Bosnier mit Sturm gegen die Färöer Inseln mit 0:1. Einen Tag später unterlagen genau jene Insulaner einer österreichische Journalistenauswahl mit 1:3.
„Wir müssen froh sein, dass wir in der Champions League gegen Manchester spielen konnten, denn wir könnten uns nicht einmal ein Freundschaftsspiel gegen sie leisten.“ – Ivica Osim
1969 gastierte der FC Santos mit Pele in Sarajevo, um dort gegen eine Stadtauswahl anzutreten. Doch Ivica Osim war verletzt. Als Pele dies erfuhr, sagte er: „Wenn Osim nicht spielt, spiele ich auch nicht.“ Also wurde Ivan fitgespritzt. Das Spiel endete 1:1. Nach dem Match begann ein Wettrennen um das Trikot von Pele, doch dieser ging direkt zu Osim und bat ihn um sein Dress mit der Nummer 10. Dieses Trikot – mittlerweile mehrere hunderttausend Euro wert – liegt noch heute in Osims Wohnung in Sarajevo.
1991/92 war Osim nicht nur jugoslawischer Teamchef, sondern auch Trainer von Partizan Belgrad. Er lebte damals in der jugoslawischen Hauptstadt und die Fans der früheren Armeemannschaft verehrten ihn – einen Bosnier in Serbien, zu einer Zeit, in der ehemalige Brüder sich im ehemaligen Vielvölkerstaat sinnlos bekriegten.
Roman Mählich, ein Spieler von Sturm Graz, hat einmal über Osim gesagt, dass der Trainer im Grunde sehr negativ war. Als Sturm einmal den Stadtrivalen GAK mit 5:0 besiegte und in der nächsten Runde auf Tabellennachzügler Austria Lustenau traf, warnte Osim seine Spieler, dass wenn sie so auftreten würden wie im Derby, sie schon sehen würden, was passiert.
Sein erstes Auslandsengagement führte Ivica Osim nach Straßburg. Der Bosnier hatte mehrere Angebote, entschied sich aber für die Elsässer, weil ihm gesagt wurde, dass dort mit Horst Franz ein Hochschulprofessor auf der Trainerbank sitzt.
„Das Einzige, was ich meinen Spielern in Graz in der Nachbetrachtung vorwerfen kann, ist, dass sie gar nicht gewusst haben, wie gut sie eigentlich waren. Sonst wäre sogar noch mehr möglich gewesen.“ – Ivica Osim
In einer groß angekündigten Aktion wollte Ex-Sturm-Präsident Hannes Kartnig Osim mit der österreichischen Staatsbürgerschaft überraschen. Eine ganze Journalistenschar wurde dafür in das kroatische Restaurant Kornati in die Grazer Franckstraße geladen, doch als der Trainer knapp vor der einberufenen Pressekonferenz davon Wind bekam, entgegnete der stolze Bosnier, dass ihm an diesem Geschenk nicht besonders viel liege. Also wurde dem Trainer – im Beisein der verdutzten Journalisten – kurzerhand ein schnell herbeigeschafftes, materielles Geschenk für seine Leistungen überreicht.
Während seiner Zeit als Fußball-Trainer in Österreich war Ivica Osim auch zeitweise stellvertretender Bürgermeister von Sarajevo. Später wurde er auch zum „Bürger der Stadt Graz“ ernannt.
Yukihiko Kimura, Journalist aus Tokio, schrieb 2006 das Buch „Die Worte Osims“. Voll gepickt mit Zitaten des Trainers. Das Buch wurde 500.000 mal verkauft und vom japanischen Unterrichts-Ministerium als wünschenswerte Lektüre für Gymnasiasten empfohlen.
Das sogenannte „Magische Trio“ hat die Osim-Ära beinahe gleichermaßen geprägt wie der Trainer selbst: Insgesamt schoss es 315 Pflichtspieltore unter Osim: Ivica Vastic deren 160, Mario Haas 97 und Hannes Reinmayr 58.
„Kampf der Kulturen? Normalerweise kämpfen Kulturen nicht. Deshalb sind sie ja Kulturen. Weil sie keine Kriege führen.“ – Ivica Osim
In den jugoslawischen Medien wurde Ivica Osim der „Strauß von Grbavica“ genannt, weil er mit dem Ball so fiedelte, wie der Walzerkönig seine Noten zu einer Komposition vereinte. Ein Radioreporter schilderte einst eine Spielszene so: „Jetzt ist Osim – den wir alle nur Strauß nennen – am Ball, ich denke wir können jetzt ein wenig Werbung spielen, denn das kann dauern.“ Und tatsächlich: Als der Kommentator zwei Minuten später wieder auf Sendung ging, war Osim der Legende nach immer noch am Dribbeln.
Seine Jugendjahre beschrieb er einst so: „Österreichische Altersgenossen erzählen mir manchmal: Bei uns gab es nach der Schule nur eines: Tasche ins Eck, Essen, Fußball! Ich entgegne dann: Bei uns war es ähnlich, nur dass es nicht immer was zu essen gab.“
Ivan Osim hat während seiner zwölfjährigen Karriere bei Zeljeznicar Sarajewo keine einzige Gelbe Karte bekommen. Auch für etwaige Verwarnungen in seiner Zeit als Legionär in Frankreich gibt es keinerlei Nachweise.
Sturm-Legende Mario Haas hat einmal erzählt, dass Osim schon beim ersten Training warnte, er wisse von jedem genau, was er könne und was nicht. Im Laufe der ersten Bundesliga-Saison wurde ihnen dann klar, dass Osim auch alle Spieler der anderen heimischen Bundesligisten in- und auswendig kannte, ohne jemals zuvor in Österreich gearbeitet zu haben.
„Mein Rücktritt ist das Einzige, was ich für meine Stadt tun kann. Sie sollen sich erinnern, dass ich aus Sarajevo komme. Sie wissen was dort passiert.“ – Ivica Osim am 22. Mai 1992 beim Rücktritt als jugoslawischer Teamchef, mit Tränen in den Augen
Langzeit Sturmkicker Günther Neukirchner behauptet noch heute, dass er alles, was er im Fußball erreicht hat, Ivica Osim verdankt. Trotz der vielen Jahre, die er bei Sturm Trainer war, konnte man noch jeden Tag etwas Neues von ihm lernen. Er lebe für den Fußball und wisse alles über dieses Spiel.
Das Portal Sturm12 wählte Osim zur einflussreichsten Persönlichkeit der ersten 100 Jahre in der Vereinsgeschichte.
„Svabo“, den Schwaben, nannten die Menschen in Bosnien den jungen Ivica Osim aufgrund seiner Größe, seiner blonden Haare und seiner deutschsprachigen Ahnen.
Das Nationalteam von Jugoslawien führte er bis ins Viertelfinale der Weltmeisterschaft 1990 in Italien, wo man erst im Elfmeterschießen unglücklich an den Argentiniern rund um Diego Maradona scheiterte.
„Sturm deckt alles was schwarz ist in meinem Leben, alles was weiß ist auch.“ – Ivica Osim
Den einstigen Mittelständer JEF United führte er in Japan zum zweimaligen Ligapokalsieg.
Im Herbst 1994, nach einer 0:5-Niederlage am Innsbrucker Tivoli, hat Osim ernsthaft darüber nachgedacht, den späteren Jahrhundertspieler von Sturm Graz, Ivica Vastic, aus dem Kader zu eliminieren. Bei vier von fünf Gegentoren hat die spätere Sturm-Ikone im Mittelfeld den Ball verloren. Obwohl man schon in der ersten Osim-Saison Vizemeister wurde, brauchte der Trainer ein halbes Jahr, um auch Vastic in die richtige Bahn zu lenken.
Zu Ehren Osims schmücken die Fanklubs von Sturm mehrere Orte in Graz mit dessen Konterfei, da es ihnen ein Anliegen ist, dass dieser im gesamten Stadtbild präsent ist.
Nachdem es im ersten Bundesliga-Spiel mit Osim für Sturm gegen Vorwärts Steyr nur zu einem 1:1-Unentschieden reichte, titelte die damals noch als gedruckte Zeitung erscheinende steirische Neue Zeit: „Warum musste Djuricic gehen?“. Der Osim-Vorgänger war ab dieser Saison Trainer der Oberösterreicher. Im Nachhinein betrachtet eine obsolete Frage.
Seine schönsten Erinnerungen als aktiver Fußballer gelten den Olympischen Spielen 1964 in Tokio. In fünf Spielen erzielte Osim vier Treffer, zu einer Medaille hat es nicht gereicht. Als Trainer holte er diese 1984 in Los Angeles nach, als er mit den Jugoslawen den dritten Platz belegte.
„Ich weiß nicht, wann ich meine Karriere beende. Es wäre doch schön, auf der Trainerbank zu sterben.“ – Ivica Osim
Vereine, die Osim während seiner Zeit bei Sturm vergeblich engagieren wollten: Real Madrid, Oviedo, 1. FC Köln, Borussia Dortmund, VfB Stuttgart, Sporting Lissabon, Olympique Marseille, Austria Wien und viele mehr.
Ein gewisser Arsene Wenger war 1978 beim FC Straßburg der Wasserträger von Ivica Osim. Später wurde Wenger legendärer und langjähriger Trainer von Arsenal London.
Nachdem Osim vor einem Pflichtspiel seine Start-Elf gefunden hatte, stieß er mit seinen Co-Trainern traditionell mit einem Glas Whiskey an.
Der 2018 verstorbene Sturm-Manager Heinz Schilcher war – wenn auch nur interimistisch – Ivica Osims Trainer in Straßburg.
Bereits im Jahr 1992 hatte Osim ein Angebot von Rapid Wien. Doch in der Chefetage der Hütteldorfer war man sich uneinig und entschied sich letztendlich für Gustl Starek. Der damalige Vizepräsident von Rapid, Rechtsanwalt Dr. Skender Fani, trat aufgrund dessen sofort zurück.
„Fußball ist immer noch ein Spiel, auch wenn das viele vergessen. Denn arbeiten kann man auch in einer Miene.“ – Ivica Osim
Osims Lieblingsmusiker waren das italienische Schlagerpaar Al Bano und Romina Power. Von Vereinspräsident Hannes Kartnig bekam er daher ein Konzert – im Rahmen der Sturm-Weihnachtsfeier 1997 – geschenkt. Zudem schätzte er die drei Tenöre.
Am liebsten vertrieb sich Osim – wenn nicht gerade zwei Fußballspiele parallel in seinem Wohnzimmer seines Hauses in St. Peter über die TV-Bildschirme flimmerten – seine Zeit mit Kartenspielen. Romeè, in Österreich auch Jolly genannt, war in dieser Kategorie sein Favorit.
Die beiden schlechtesten Platzierungen in der Osim-Ära bei Sturm waren jeweils ein vierter und ein dritter Platz. Zweimal wurde er mit Sturm Meister, dreimal Vizemeister.
Ein sensationeller Europacuperfolg gelang Ivica Osim im ehemaligen Jugoslawien. Im Halbfinale traf Zeljeznicar auf den FC Videoton Székesfehérvár und verlor im Hinspiel mit 3:1. In Sarajevo stand es bis knapp vor dem Ende 2:0 für die Osim-Elf. Doch in Minute 87 gelang den Ungarn der Anschlusstreffer. Damit wurde es für Ivan nichts aus dem schon sicher geglaubten Europacupfinale gegen Real Madrid.
„Fußball ist etwas ganz anderes und nicht nationalistisch. Ich glaube noch immer, dass die, die mit dem Fußball verbunden sind, egal welche Hautfarbe oder Religion sie haben, anders sind. Ich glaube, dass Fußball für sich selbst eine kleine Religion ist.“ – Ivica Osim
Im Jahr 2000 wurde der Bosnier mit dem Josef-Krainer-Preis geehrt. Als Osim erst bei der Gala bemerkte, dass diese Auszeichnung mit 65.000 Schilling dotiert war, spendete er das Geld spontan für die Kinderkrebsklinik. Andere Preisträger – wie etwa Schauspieler Klaus Maria Brandauer – zogen daraufhin umgehend nach.
Osim bezeichnet sich selbst als Atheist: „Keiner Religion anzugehören ist eindeutig der schwierigere Weg, das Leben zu bewältigen. Mein Vater war zwar Moslem, aber mehr Partisan und meine Mutter Hausfrau, aber mehr Sozialistin. Somit wurde ich praktisch schon als Atheist geboren.“
Auch die französische Presse war von Osims Künsten als aktiver Fußballer begeistert und verpasste ihm den Spitznamen „Monsieur Millimeter“, da er – so die Zeitung L´Equipe – drei Gegner auf einer Fläche eines Taschentuches überspielen habe können.
Osim-Schüler in seiner Zeit in Graz, die ebenfalls später auf der Trainerbank Platz nahmen: Franco Foda, Ranko Popovic, Darko Milanic, Mario Posch, Ivica Vastic, Ferdinand Feldhofer, Bruno Friesenbichler, Giuseppe Giannini, Mario Haas, Martin Hiden, Günther Neukirchner, Markus Schopp, und viele mehr.
Als Graz 2003 Kulturhauptstadt war, konnte man an der Nordeinfahrt eine Kunstinstallation bewundern, in der sich das Porträt des mittlerweile verstorbenen Dirigenten Nikolaus Harnoncourt in jenes von Ivica Osim verwandelte.
„Ich habe Sarajevos Einzigartigkeit erst verstanden, als ich weg war. Vor dem Krieg war es praktisch die einzige Stadt mit einem multikulturellen Leben. Zwei Glocken klingen besser als eine. Und alle drei zusammen, sind wie ein Orchester. Das ist es, was ich hören will.“ – Ivica Osim
Seine imposante Statur hat der Bosnier wohl von seinem Vater geerbt. Dieser war Gewichtheber und Bodybuilder und galt als angeblich stärkster Mann von Sarajevo.
Die UEFA drohte dem bosnischen Fußballverband 2011 mit der Suspendierung: Dubiose Geldflüsse, Günstlingswesen und intransparente Besetzungspolitik missfielen dem europäischen Fußballverband. Osim wurde zum Vorsitzenden eines Normalisierungskomitees eingesetzt und führte den Verband wieder auf den richtigen Weg. Drei Jahre später qualifizierte sich Bosnien erstmalig für eine Fußballweltmeisterschaft.
Schon in seinem ersten Jahr in Graz verpasste er mit Sturm den Meistertitel nur aufgrund einer schlechteren Tordifferenz gegenüber dem damaligen Europacupfighter Austria Salzburg.
„Ich trinke vor jedem Spiel ein Glas Wasser und nehme Aspirin. Und manchmal denke ich, dass ich am liebsten gar nicht hinausgehen würde.“ – Ivica Osim
In den ersten fünf Jahren bei Sturm Graz gab es zwischen Vereinspräsident Kartnig und Osim kein Arbeitspapier. Der Handschlag des Präsidenten reichte dem Bosnier.
2001 wurde Osims Sohn Amar – wie sein Vater 23 Jahre zuvor – Trainer von Zeljeznicar Sarajevo.
Nach Osims Ankunft in Graz gewährte er den Sturmspielern keinen einzigen, freien Tag. „Essen muss man ja auch jeden Tag“ war seine Begründung gegenüber den verdutzten Spielern.
Als Ivica Osim fast genau vor drei Jahren anlässlich seines Geburtstages Liebenau beehrte und nach dem Spiel, einem desaströsen 1:1 gegen Mattersburg, von einem Fan angesprochen wurde, der Ex-Trainer möge doch bitte baldigst erneut Sturm die Ehre erweisen und er werde dann auch bestimmt ein besseres Spiel sehen, konterte der Bosnier mit schelmischem Grinsen: „Schlechter kann es ohnehin nicht werden“.
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