Seit Wochen hat Oberösterreich die meisten Corona-Infektionen und die niedrigste Impfquote in Österreich – und wochenlang haben das ÖVP-Landeshauptmann Thomas Stelzer und seine Landesregierung ignoriert. Jetzt müssen rund 20 Kinder in Linz auf ihre Herz-OP warten, weil das Krankenhaus mit Corona ausgelastet ist. Schon zuvor musste ein Mann nach einem Herzinfarkt aus Grieskirchen nach Salzburg ausgeflogen werden, weil in Oberösterreich kein passendes Intensivbett frei war.
In den letzten sieben Tagen stieg die Anzahl der Corona-Intensivpatienten österreichweit um ein Viertel an. Besonders dramatisch ist die Lage in Oberösterreich: 123 Covid-Patientinnen und -Patienten liegen auf der Intensiv. 98 davon sind ungeimpft, das sind rund 80%.
Im regulären Betrieb hat Oberösterreich 250 Intensivbetten. Covid- und Nicht-Covid-Patienten zusammengerechnet sind davon bereits 214 belegt. Im äußersten Notfall kann auf 333 Betten aufgestockt werden – das gehe aber gänzlich zulasten des Non-Covid-Bereichs, heißt es aus der Oberösterreichischen Gesundheitsholding.
Schon jetzt muss ein Drittel der geplanten Operationen in Oberösterreich verschoben werden. Hinter den vielen Zahlen stecken persönliche Schicksale.
Besonders unter die Haut geht ein Bericht des ORF-Journalisten Yilmaz Gülüm: „In Linz finden normalerweise pro Woche ca. sieben Herz-OPs an Kindern statt.“ Weil immer mehr Pflegepersonal für die aufwändige Behandlung der Covid-Intensivpatienten abgezogen wird, müssen die Eingriffe bei den Kindern verschoben werden. Bei den Operationen gehe es laut Gülüm unter anderem um den Austausch von Herzklappen. Rund 20 Kinder sind davon betroffen: Sie müssen wegen Corona-Überlastung auf ihre Herz-OPs warten.
Das Linzer Keplerklinikum bestätigt die OP-Verschiebungen. Es handle sich aber um keine unmittelbar lebensnotwendigen Eingriffe. Jedes kritisch herzkranke Kind bekomme die notwendige Operation auch weiterhin sofort.
Für einen Oberösterreicher aus dem Bezirk Grieskirchen ist die die Überlastung durch Corona gerade noch einmal gut ausgegangen. Der Mann erlitt am 9. November einen Herzinfarkt. Ersthelfer konnten ihn mit einem Defibrillator reanimieren, der Notarzt traf kurz darauf per Rettungshubschrauber ein.
Dann kam die Rettungskette ins Stocken. Die Linzer Krankenhäuser konnten wegen zu dichtem Nebel nicht angeflogen werden, in den anderen Spitälern des Bundeslandes hieß es: Kein Platz, alle geeigneten Intensivbetten sind belegt. Erst nach rund 20 Minuten konnte ein passendes Bett in einem Salzburger Spital gefunden werden, berichtet die Krone. Der Mann hat überlebt.
Die „OÖN“ berichten über einen anderen Fall. Die 38-jähriger Linzerin Magdalena D. bekam im November 2020 eine Krebsdiagnose. Der Tumor sollte eigentlich sofort operativ entfernt werden. Weil aber damals in der zweiten Corona-Welle kein Intensivbett frei war, musste Magdalena D. acht Tage lang warten. Das Warten sei die „reinste Hölle“ gewesen, „nicht nur für mich, sondern für meine ganze Familie“.
Heute wartet ihre Schwester auf eine Krebs-Vorsorge-Operation. Ob der Termin Anfang Dezember hält, weiß sie nicht. „Ich bin ganz einfach stinksauer auf die Politik, die es nicht geschafft hat, ausreichend Vertrauen in die Impfung zu erzeugen“, sagt Magdalena D. zu den „OÖN“. „Es gibt nämlich viele Patienten und Angehörige, die jetzt durchmachen, was ich hinter mir habe.“
Oberösterreich kämpft seit Wochen mit den höchsten Infektionszahlen und der niedrigsten Impfquote des Landes. Die vollen Intensivstationen und die verschobenen OPs kommen also wenig überraschend. Die politische Opposition in Oberösterreich ist sich weitgehend einig: ÖVP-Landeshaupthamm Thomas Stelzer und seine türkis-blaue Landesregierung haben zu langsam reagiert.
„Die Zahl der Todesfälle und die völlige Überlastung in den Krankenhäusern belegen, dass Stelzer nicht das Zeug für weitsichtige Krisenpolitik hat“, sagen SPÖ und NEOS in einer gemeinsamen Pressekonferenz. Die rote Landeschefin Birgit Gerstorfer und der pinke Klubobmann Felix Eypeltauer fordern: „Landeshauptmann Stelzer muss seinen Platz räumen!“
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