Alle Jahre wieder stehen die Sommerferien vor der Tür. Und alle Jahre wieder stehen Eltern, Omas und Erziehungsberechtigte vor denselben Herausforderungen. Neun Wochen ohne Kinderbetreuung in der Schule oder im Kindergarten. Das ist für viele Familien in Österreich und vor allem für Alleinerziehende nicht machbar. Wohin also mit den Kindern? Wie teuer ist die Ferienbetreuung wirklich und warum bringen Bund und Länder so wenig weiter? Ein Vergleich.
Schon ohne Sommerferien bereitet die Situation um die Kinderbetreuung in Österreich Schwierigkeiten: In Oberösterreich etwa bieten die meisten Kindergärten nur kostenpflichtige Nachmittagsbetreuung an und auch die Betreuung in Ganztagsschulen ist im österreichweiten Vergleich ausbaufähig. In vielen Bundesländern ist keine flächendeckende Ganztagsversorgung der Kinder gegeben – und wenn, dann ist sie oft teuer.
Externe Betreuung ist während der Sommerferien für viele Eltern eine Belastungsprobe – nicht nur fürs Geldbörserl. Schon vor drei Jahren machte eine Studie des SORA Instituts erneut darauf aufmerksam, dass sich fast die Hälfte aller Familien keine externe Betreuung während der Sommerferien leisten kann. Passiert ist seither wenig.
Einer Mutter von drei Kindern im Alter von zehn bis fünfzehn Jahren erzählt der NeuenZeit:
„Ich habe oft mein gesamtes Gehalt nur für die Ferienbetreuung der Kinder ausgeben müssen!“
Durch die Rekordinflation ist davon auszugehen, dass diesen Sommer noch weniger Kinder an Feriencamps teilnehmen können. Auch pikant: während der Ferienzeiten müssen Familien im Vergleich zum restlichen Jahr noch mehr Geld für die Kinder(garten)betreuung hinblättern.
Die Hälfte aller jährlichen Schließtage von Kinderbetreuungseinrichtungen fällt in den Sommer. Im österreichweiten Schnitt sind es in etwa 10 Tage. Nachzügler ist dabei Oberösterreich mit 17 Schließtagen während der Sommerferien, bei Betreuungseinrichtungen für Kleinkinder und Horten ist die Zahl noch höher. Das heißt: ohne Unterstützung von den Großeltern geht für viele Mamas und Papas nix.
Auch der Frauenmonitor der Arbeiterkammer Oberösterreich verstärkt das Bild. In den meisten Gemeinden gibt es während der Ferien einfach kein geeignetes Angebot für die Kinderbetreuung. Oft bleibt als Alternative dann nur mehr, selbst auf die Kinder aufzupassen oder die Verwandtschaft um Hilfe zu bitten. Rund 80 Prozent der Eltern sind während der Sommermonate auf Unterstützung durch andere Familienangehörige angewiesen.
Und das ist wenig verwunderlich. Die Kosten für die Ferienbetreuung in Oberösterreich sind stark von der Wahl des Betreuungsangebots abhängig. Eine halbtägige, einwöchige Betreuung für die „kreative Woche“ kommt auf 85 Euro, die „Tennis-Erlebniswoche“ schlägt mit 290 Euro zu Buche. All diese Angebote sind nicht während der gesamten Ferien verfügbar. Die Frage, wie Kinder die Ferien verbringen dürfen, hängt somit stark vom Geldbörserl der Familie ab.
Direkt hinter Oberösterreich reiht sich Vorarlberg ein. Dort gibt es durchschnittlich 16,8 Schließtage während der Sommerferien. Besonders in den Horten für schulpflichtige Kinder sind die Schließtage während der Sommerferien auffällig: nur zwei von insgesamt 26 Horten haben während der schulfreien Zeit geöffnet.
Die Kosten für die Ferienbetreuung hängen in Vorarlberg vom jeweiligen Standort ab. In der Gemeinde Rankweil etwa kostet die ganztägige Betreuung inklusive Mittagessen knapp 20 Euro pro Tag. Gerechnet auf die sieben Wochen, in welchen die Ferienbetreuung stattfindet, müssen Eltern an die 700 Euro zahlen. In den letzten beiden Ferienwochen gibt es gar keine Betreuung.
Die Summer City Camps der Stadt Wien gelten über die Stadtgrenze hinaus als Erfolgsmodell. Für 60 Euro in der Woche werden Kinder im Alter von sechs bis 14 Jahren ganztägig betreut und erhalten ein warmes Mittagessen. Der ÖGB fordert eine Ausdehnung dieses Modells auf ganz Österreich, gerade weil Armutsbetroffenen oft das Geld für die teure Betreuung fehlt und nicht alle auf Unterstützung von Verwandten zurückgreifen können.
Auch bei Kindergärten und Betreuungseinrichtungen für Kleinkinder liegt Wien mit gut vier Schließtagen an der Spitze im Bundesländervergleich. Während des Schuljahres führt Wien mit einer Betreuungsquote von 49 Prozent in Ganztagsschulen die Bundesländer an.
In den derzeit laufenden Verhandlungen zum Finanzausgleich zwischen Bund und Ländern wird deutlich, dass Kinderbetreuung wesentlich mehr Zuschüsse vom Bund benötigt. Seit dem Jahr 2007 stieg der laufende Zuschussbedarf um mehr als das Doppelte. Wird dieser Bereich nicht ausfinanziert, können auch in den Ferien keine passenden Betreuungsangebote geschaffen werden. Gleichzeitig ist es Aufgabe der Bundesländer, diese Mittel auch sinnstiftend einzusetzen und die Vereinbarkeit von Beruf und Familie zu ermöglichen.
Neben finanziellen Mitteln muss es für Berufstätige mit Kinderbetreuungspflichten auch möglich sein, Urlaub während der Sommerferien zu nehmen. Der ÖGB fordert einen Rechtsanspruch auf mindestens drei Urlaubswochen während der schulfreien Zeit. Gerade dann, wenn institutionelle Betreuungsangebote nicht greifen oder die Familie nicht einspringen kann, muss ein Jobverlust wegen Betreuungspflichten ausgeschlossen sein.
Während die Bundesregierung und so manches Bundesland das Thema weiter verschlafen, zeigen etwa Kärnten oder auch das Burgenland wie’s geht: Neben Wien sind das die einzigen beiden Bundesländer, die Kindergärten gratis anbieten. Außerdem bietet das Land Kärnten zusätzlich Ferienbetreuung an und die Teilnahme an den Sommer Camps wird einkommensabhängig gefördert. Im Burgenland gibt es in den Kindergärten flächendeckende und kostenlose Betreuung während der Ferien. Das zeigt: mit dem nötigen politischen Willen lässt sich viel an der derzeitigen Kinderbetreuungssituation in den Ferien ändern. Da wo der Wille nicht vorhanden ist, müssen Eltern auch weiterhin im Sommer mit finanziellem und zeitlichem Stress rechnen.
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