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„Riefenstahl“ oder „Panzerdivision Marduk“: Naturfreunde wollen Kletterrouten mit Nazi-Namen umbenennen

Kletterrouten werden in Österreich von ihren Erstbesteigern benannt. Manche Kletterrouten tragen Namen, in denen eindeutige Nazi-Codes vorkommen. Solche wollen die Naturfreunde jetzt umbenennen.

„Riefenstahl“, „Besatzerfraß“, „Festung Europa“, aber auch auch „Asylbox“, „Wirtschaftsflüchtling“ oder „Greta Dummberg“. Was wie die Tagesordnung eines Neonazitreffs klingt, sind die Namen von Kletterrouten in den Wiener Hausbergen. Die Naturfreunde wollen das jetzt ändern.

Kletterrouten werden von Erstbesteigern benannt. Das ist eine ungeschriebene Regel im alpinen Klettern. Das führt zu mehr oder weniger kreativen Namensgebungen wie „Bröselverschneidung“, „Saftpresse“ oder „Kühlschrank“.

In den letzten Jahren allerdings finden sich immer mehr Routennamen mit eindeutigem oder codiertem NS-Bezug. Einer der Namensgeber, der niederösterreichische Kletterer und Buchautor Thomas Behm, weist allerdings gegenüber der Wochenzeitung „Falter“ jeden Zusammenhang mit NS-Ideologie zurück.

Naturfreunde wollen Klettersteige mit Nazi-Namen umbenennen

„Im Austrofaschismus und im Nationalsozialismus waren die Naturfreunde verboten. Wir wollen das so nicht hinnehmen. Für uns als antifaschistischen Verein ist die Namensgebung von Kletterrouten mit einschlägigen nationalsozialistischen Codes nicht tragbar“, bekräftigt Naturfreunde-Präsident Andreas Schieder gegenüber der NeuenZeit.

Er hat bereits das Gespräch mit anderen Alpinen Vereinen gesucht – allen voran mit dem größten Verein, dem Alpenverein, um gemeinsam eine Lösung zu finden. Gerade für den Alpenverein mit seiner antisemitischen Vergangenheit ist dieses Thema heikel. Schließlich hat der Österreichische Alpenverein bereits im Jahr 1924 alle jüdischen Mitglieder ausgeschlossen.

„Die Namen der Routen werden, ohne darüber nachzudenken, im Kletteralltag verwendet. Das darf so nicht bleiben, denn diese Ideologie hat millionenfachen Mord und Leid mit sich gebracht“, so Schieder.

Verbot von Klettersteigen mit NS-Codes scheiterte 2010

Bleibt zu hoffen, dass Schieders Vorstoß – er ist auch SPÖ-Abgeordneter im EU-Parlament – tatsächlich Erfolge zeigt. Denn bereits im Jahr 2010 ist eine ähnliche Debatte über NS-Namensgebungen von Klettersteigen in Österreich ohne Namensänderungen verebbt. Die Routen „Riefenstahl“, „Heil der Eiche“ oder „Panzerdivision Marduk“ wurden bereits damals von Kletterfreunden durchstiegen.

Gerd Millmann

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