(c) ASFINAG
Der Lobau-Tunnel soll ab 2030 kommen. Verkehrsminister Peter Hanke (SPÖ) kündigte den Bau des S1-Lückenschlusses zwischen Schwechat und Süßenbrunn an. Damit flammt die Debatte um das Milliardenprojekt erneut auf.
Kaum ein Infrastrukturprojekt sorgt in Wien seit Jahren für so viel Diskussion wie der geplante S1-Lückenschluss mit dem Lobau-Tunnel. Während Befürworter:innen auf Entlastung für die Südosttangente und bessere Luftqualität verweisen, kritisieren Gegner:innen die hohen Kosten, Eingriffe in Naturräume und die grundsätzliche Frage, ob Straßenbau in Zeiten der Klimakrise noch zeitgemäß ist. Wir haben einen Blick auf das Projekt geworfen.
Entlastung für die Südosttangente
Die Südosttangente (A23) gilt mit rund 200.000 Fahrzeugen täglich als meistbefahrene Straße Österreichs. Laut ASFINAG summiert sich der Stau werktags auf über fünf Stunden. Der Tunnel soll die Engpässe beseitigen, den Verkehr entflechten und angrenzende Wohngebiete von Lärm und Abgasen entlasten. Befürworter:innen betonen, dass so nicht nur Pendler:innen profitieren, sondern auch Anrainer:innen. Kritiker:innen verweisen dagegen auf die Gefahr von zusätzlichem Autoverkehr durch neue Kapazitäten.
Umweltverträglichkeit und Ausgleichsmaßnahmen
Mit 17 Jahren Prüfverfahren zählt der Lobau-Tunnel zu den am intensivsten geprüften Bauprojekten des Landes. Mehr als 20 Varianten wurden untersucht, ehe der Tunnel als bevorzugte Lösung blieb. Geplant sind 88 Hektar Ausgleichsflächen, fünf Wildtierbrücken, moderne Gewässerschutzanlagen und 20 Kilometer Lärmschutzwände. Kritiker:innen bezweifeln dennoch, dass das Projekt mit den Klimazielen vereinbar ist.
Ein Projekt mit Geschichte
Die Idee eines Tunnels im Osten Wiens reicht bis ins Jahr 2001 zurück. Zunächst war auch eine Donaubrücke im Gespräch, ehe sich die Politik nach einer Umweltprüfung 2003 für den Tunnel entschied. 2021 stoppte Verkehrsministerin Leonore Gewessler (Grüne) das Projekt vorerst – vier Jahre später kündigte ihr Nachfolger Peter Hanke (SPÖ) den Bau nun wieder an.
Kosten und Finanzierung
Mit 2,7 Milliarden Euro Baukosten ist der Lobau-Tunnel eines der teuersten Infrastrukturvorhaben des Landes. Finanziert wird der Tunnel ausschließlich von der ASFINAG, die ihre Einnahmen aus Vignetten und Maut bezieht. Öffentliche Budgetmittel fließen nicht in das Projekt – ein Argument, das Befürworter:innen gerne hervorheben.
Straße und Schiene
Kritiker:innen sprechen von „Straße statt Öffis“. Parallel zum Tunnel werden allerdings Milliarden in die Bahn investiert: Rund sieben Milliarden Euro bis 2030 in der Ostregion, österreichweit sogar 20 Milliarden. Befürworter:innen sehen darin den Beweis, dass Straße und Schiene gemeinsam gedacht werden.
Symbol für Wiens Zukunft
Der Streit um den Lobau-Tunnel steht für eine größere gesellschaftliche Frage: Wie soll Wien Verkehr, Umwelt und Stadtentwicklung in Zukunft ausbalancieren? Während Gegner:innen vor einer „Klimasünde aus Beton“ warnen, sehen Befürworter:innen die Chance, Staus zu reduzieren, Lebensqualität zu verbessern und mit strengen Umweltauflagen neue Standards zu setzen.
Fazit
Der Lobau-Tunnel ist teuer, komplex und umstritten – aber auch ein Projekt mit Potenzial, Wien verkehrstechnisch zu entlasten und wirtschaftlich zu stärken. Ob er am Ende mehr verbindet, als er trennt, bleibt offen.
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