Wir haben anlässlich des Muttertags fünf Mütter im Alter von 26 bis 74 befragt, was sie am Muttersein so richtig anstrengend finden. In den seltensten Fällen sind es die Kinder, sondern der gesellschaftliche Umgang und die fehlende (auch finanzielle) Wertschätzung für das, was Mütter tagtäglich leisten.
“Ich liebe meine Kinder, aber wenn ich die Wahl hätte, würde ich nicht nochmal Mutter werden wollen.”
Als ich diese Aussage zum ersten Mal von einer Bekannten gehört habe, konnte ich meinen Ohren kaum trauen. “Mamma Mia” habe ich mir gedacht: Welche Mutter gibt denn bitte öffentlich zu, dass sie lieber keine Mutter wäre? Vermutlich zu wenige! Denn laut einer Studie des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung verschlechtert sich das mentale Wohlbefinden von einem Drittel aller Frauen deutlich, sobald sie Kinder haben.
Und das ist kein Wunder. Denn die Ansprüche, die an Mütter nach wie vor gestellt werden, sind utopisch. Das soziale und mediale Bild, dem Frauen entsprechen müssen, gleicht auch heute noch einem Spießrutenlauf. Oft wird Muttersein als Lebenszweck einer Frau begriffen. Etwas, dass weiblichen Personen biologisch eingeschrieben sei. Das dem nicht immer so ist, erzählen uns fünf Mütter in unserer Muttertags-Umfrage. Sie klären auf, was die schönen Seiten am Muttersein sind, aber sprechen auch darüber, wie die Gesellschaft Mütter nicht nur am heutigen Muttertag viel mehr wertschätzen könnte.
Die Namen der Mütter wurden von der Redaktion geändert.
Petra (39) hat eine dreijährige Tochter. Sie ist “spät” Mutter geworden und froh darüber. Zuvor hat sie im politischen Bereich und immer Vollzeit gearbeitet. Nun lebt sie mit ihrem Mann in einer burgenländischen Gemeinde und ist froh, dass sie sich aufgrund der Vollzeit-Erwerbsarbeit ihres Mannes viel Zeit für ihr Kind nehmen kann.
Petra (39): Definitiv ja. Wiewohl nichts mein Leben so nachhaltig und unumkehrbar verändert hat, wie die Entscheidung, ein Kind zu bekommen. Mit allen Facetten. Mein Kind lehrt mich so viel über mich, die Gesellschaft und über das Leben.
Sara (26): Definitiv nicht. Die Realität des Mutter Sein wird gesellschaftlich und medial stark romantisiert und hat mit meinen Erfahrungen wenig zu tun.
Anna (59): JA
Anna (59) ist Mutter von drei Kindern im Alter von 22, 31 und 34. Seit sie Mutter ist, hat sie immer Teilzeit gearbeitet – zuerst am Abend und am Wochenende in einem Theaterbuffet, als die beiden Kinder in den Kindergarten kamen als Assistentin in einer Kanzlei, nach der Geburt ihres dritten Kindes als Lebens- und Sozialberaterin. Mit 49 hat sie sich ihren Jugendwunsch erfüllt und ein Studium begonnen und abgeschlossen.
Anna (59): Ich habe drei Kinder. Ursprünglich wollte ich zwei, weil ich selbst ein Einzelkind war. Das dritte habe ich bekommen, weil ich wieder geheiratet habe und mit meinem jetzigen Partner auch ein gemeinsames Kind wollte. Ich bin noch ein viertes Mal schwanger geworden, das Kind habe ich in der 20. Woche verloren. Drei Kinder sind im Nachhinein gesehen aber genau richtig gewesen. Mit dem dritten Kind war eine Vollzeitberufstätigkeit allerdings nicht mehr möglich, damals war das für mich okay.
Rückblickend gesehen würde ich es anders machen, da ich jetzt nur 540 Euro Pension bekommen werde.
Allerdings wird es einem als Mutter auch nicht leicht gemacht. Damit meine ich zum Beispiel das Angebot für Kinderbetreuung, Arbeitszeiten etc.
Sara (26): Mit meinem momentanen Wissensstand über die Herausforderungen hätte ich mich damals, mit 23 Jahren und ohne fixes Einkommen, zumindest in meiner momentanen Lebenssituation anders entschieden.
Franziska (74): Ich wollte immer zwei Kinder, zwei Jahre Altersunterschied. Die Natur hat mir das auch gewährt, und ich würde es wieder so wollen.
Petra (39): Es passt zur Zeit, so wie es ist. Sollten wir als Familie das Gefühl haben, dass wir noch nicht vollständig sind und alle bereit für eine erneute Veränderung sind, werden wir noch ein Kind bekommen. Wenn nicht, dann ist es zu 3. auch fein.
Valentina (35) ist mit 26 Jahren Mutter eines Sohnes geworden. Sie ist diplomierte Krankenpflegerin und arbeitet auf der Intensivstation. Sie ist alleinerziehend und lebt in der Nähe von Wien.
Valentina (35): Was man immer wieder zu hören bekommt vom Vater ist, dass er viel arbeiten muss und sich deshalb nicht um sein Kind kümmern kann. Für mich als alleinerziehende Mutter MUSS es aber möglich sein!
Das ist frustrierend und macht einen wütend. Denn Mütter werden nicht gefragt, ob sie können oder wollen, sie müssen für ihre Kinder da sein.
Es gehören Gesetze geschaffen, die für Männer genauso wie für Frauen gelten, die Kinder im selben Ausmaß zu betreuen. Denn auch nur so ist es möglich, dass Frauen im Beruf irgendwann gleichgestellt werden!
Sara (26): Definitiv, vor allem auch beim Mental Load. Damit ist die geistige Arbeit gemeint, die man als Mutter leisten muss: Daran denken die Jause für den Kindergarten herzurichten, ausreichend Gewand für Ausflüge zu packen, die Arzttermine im Blick zu behalten, neue Kleidung zu kaufen, wenn das Kind aus der alten „rausgewachsen“ ist usw.
Anna (59): Ja, ich hätte es mir gewünscht. Einerseits war es aber nicht möglich, weil mein Mann einen Beruf im Schichtdienst hat, wo das schwer möglich war/ist. Andererseits war und ist das Frauenbild auch so, dass man es als „normal“ empfindet alles im Haushalt und in der Kinderbetreuung zu machen. Damals habe ich gar nicht daran gedacht, dass ich Zeit für mich einfordern muss. Ich sage absichtlich “muss”, denn ich war oft am Limit und bin auch chronisch krank geworden, von der ständigen Überlastung alles bzw. vieles alleine zu machen. Heute würde ich Zeiten für mich einplanen und meinen Partner mehr in Haushalt und Kinderbetreuung „integrieren“ und ich würde auf jeden Fall arbeiten gehen.
Franziska (74): Ja, ich würde sogar weiter gehen und nicht nur von Unterstützung ausgehen (das heißt ja, dass die Frau die Hauptpflicht hat) sondern von Gemeinsamkeit in allen Belangen, die aus Kindern liebevolle, gefestigte Menschen machen.
Petra (39): Es ist meiner Meinung nach ausgewogen, obwohl mein Mann Vollzeit arbeitet und ich zuhause bin. Jeder gibt das, was gerade möglich ist. Nur so kann es auch gut klappen. Man packt dort an, wo Hilfe/Unterstützung nötig ist – von beiden Seiten.
Sara (26) ist mit 23 Jahren Mutter von einem Sohn geworden. Sie studiert, ist ehrenamtlich sehr engagiert und lebt mit ihrem Partner und Sohn in Salzburg.
Sara (26): Unflexible Arbeitszeiten, und die Abhängigkeit vom Gehalt von meinem Partner. Ohne dieses wäre es leider gar nicht möglich, dass wir über die Runden kommen. Zusätzlich kommt natürlich noch dazu, dass meinem Partner gefühlt überhaupt nicht bewusst ist, wie viel Arbeit es überhaupt ist, da er einfach sehr viel weg ist.
Die enorme Aufgabe und Verantwortung von Erziehungsarbeit kann er zum Beispiel überhaupt nicht nachvollziehen.
Petra (39): Gäbe es verkürzte Vollzeit, könnten wir die Aufgaben innerhalb der Familie noch besser verteilen und jeder hätte mehr Zeit für sich beziehungsweise mit unserem Kind.
Franziska (74): Eine gewisse Bequemlichkeit, aber auch der hormonelle Unterschied. Männer (in einer Partnerschaft von Frau und Mann) handeln meiner Erfahrung nach weniger aus ihren Emotionen heraus und sind eher pragmatisch, weil sie es immer so durften und weil die Wirtschaft und Politik es ihnen ermöglicht. Solange eine Frau nur einen Bruchteil des Gehaltes eines Mannes für gleichwertige Arbeit bekommt, wird „Männerarbeit“ immer als Basis für die zweitrangige Stelle in der Kindererziehung dienen. Gott sei Dank hat sich in den letzten Jahrzehnten schon einiges geändert, aber wir sind noch nicht „angekommen“ bei der kompletten Gleichstellung der Geschlechter.
Franziska (74) ist Mutter von zwei erwachsenen Kindern und hat auch schon zwei Enkelkinder. Sie hat bei einem internationalen Unternehmen gearbeitet und ist mittlerweile im wohlverdienten Ruhestand.
Franziska (74): Österreich ist, was das soziale Sicherheitsnetz anbelangt, ein wahres Paradies. Was der Staat allerdings beisteuern könnte, ist noch intensiver an der Gleichberechtigung betreffend Karriere und Gehalt zu arbeiten. Das sollte auch die Wahl der Familien erleichtern, welcher Elternteil sich besser für Karenz eignet oder ob die Zeit geteilt werden sollte. Frauen werden immer die „Gebärenden“ sein, aber nach der Geburt sollte kein Unterschied und keine Benachteiligung bestehen.
Sara (26): Gratis Kinderbetreuung mit Rechtsanspruch, Arbeitszeitverkürzung, bessere Anrechnung von Care Arbeit auf die Pension, Erleichterung von Ausbildung neben Kindererziehung und verpflichtende Väterkarenz.
Valentina (35): Der Staat könnte alleinerziehende Mütter insofern unterstützen, als dass er sich mehr für LEISTBARE individuelle Kinderbetreuung einsetzt. Wer wie ich im Schichtdienst arbeitet, bleibt auf der Strecke. Kein Kindergarten, Schule oder Hort bietet Betreuung an, die abends/nachts oder früh morgens möglich ist. Und außerdem braucht’s auch Betreuung von Kleinkindern: für eine geringfügige Beschäftigung in der Karenz hätte ich genau so viel verdient, wie ich für die Kinderkrippe ausgeben hätte müssen.
Anna (59): Da gibt es viele Möglichkeiten: Mehr Betreuungsmöglichkeiten, damit Kinder nach der Schule und in den Ferien vor allem qualitativ betreut werden, nicht nur „Aufbewahrung“. In der Schule schon auf die Thematik aufmerksam machen, was Familiengründung bedeutet. Dass das Modell, „Frau betreut Kinder und Mann geht arbeiten“ überholt ist. Dass es für beide Partner bedeutet, Verantwortung in allen Belangen zu übernehmen, sich gegenseitig zu unterstützen und zu fördern. Arbeitszeitmodelle so gestalten, dass gemeinsame Zeit möglich ist. Männern sollte die Möglichkeit gegeben sein, ihr Kinder zu betreuen von Geburt an. Es ist für die Bindung sicherlich hilfreich. Ich denke, dass sich das letztendlich auch positiv auf die Paarbeziehung auswirkt.
Was ich jungen Frauen gerne mitgeben möchte, sie sollen immer daran denken, dass sie ihre eigenen Bedürfnisse unbedingt leben sollen, weil es total wichtig für das eigene Wohlbefinden ist.
Petra (39): Care Arbeit – also die Arbeit, die Mütter tagtäglich unbezahlt leisten – ist schwerst unterbewertet. In der Gesellschaft, in vielen feministischen Zirkeln und teilweise in den Köpfen der Mütter selbst. Aufwertung dieser durch Anrechnung der Care-Arbeit beispielsweise auf Pension und höheres Karenzgeld. Arbeitszeitverkürzung. Für den Wiedereinstieg: Sharing Modelle, also dass die Elternteile sich die Kinderbetreuung gerechter aufteilen können, nach der Elternzeit für Firmen attraktiver machen, um keine unpassenden Posten einnehmen zu müssen, wenn man nur Teilzeit arbeiten kann/muss/möchte.
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