(c) My Voice, My Choice
Mehr als 20 Millionen Frauen in Europa haben keinen verlässlichen Zugang zu sicheren Schwangerschaftsabbrüchen. Dass sich daran politisch etwas bewegen könnte, zeigte sich diese Woche im Europäischen Parlament: Mit breiter Mehrheit unterstützten die Abgeordneten die Forderungen der Bürgerinitiative „My Voice, My Choice“ und signalisierten, dass reproduktive Rechte zunehmend als europäische Frage verstanden werden.
Der Parlamentsbeschluss trifft einen Nerv. Innerhalb der EU entscheidet nach wie vor der Wohnort darüber, ob ein Schwangerschaftsabbruch legal, leistbar und medizinisch verfügbar ist. Besonders drastisch ist die Situation in Polen, wo ein nahezu vollständiges Abtreibungsverbot gilt und wiederholt Fälle bekannt wurden, in denen Frauen starben, weil Ärzt:innen aus Angst vor strafrechtlichen Konsequenzen nicht eingriffen. Doch auch in anderen Ländern ist der Zugang eingeschränkt, etwa durch Kosten, fehlende Anbieter oder bürokratische Hürden.
Vor diesem Hintergrund hat sich „My Voice, My Choice“ als europaweites Netzwerk aus Aktivist:innen, Organisationen und Einzelpersonen formiert. Ziel ist es, den fragmentierten Zugang zu Abtreibung nicht länger als nationales Problem zu behandeln, sondern als strukturelles Defizit der EU. Darin wird die Kommission aufgefordert, einen Vorschlag vorzulegen, um einen Finanzierungsmechanismus einzurichten, der einen sicheren und erschwinglichen Zugang zu Schwangerschaftsabbrüchen gewährleistet.
Eine der prägenden Stimmen der Bewegung ist die slowenische Aktivistin Nika Kovač, die den eingeschränkten Zugang vor allem als politisches Versagen beschreibt. „Abtreibung ist kein Randthema“, betont sie. In den meisten europäischen Ländern unterstütze eine Mehrheit das Recht darauf, dennoch bleibe es für Millionen Frauen faktisch unerreichbar.
Den politischen Rückenwind verdankt „My Voice, My Choice“ nicht zuletzt einer ungewöhnlich breiten Mobilisierung. Innerhalb weniger Monate sammelte die Initiative über eine Million Unterschriften aus ganz Europa. Getragen vor allem von intensiver Social-Media-Arbeit, lokalen Netzwerken und der Zusammenarbeit mit feministischen Organisationen in zahlreichen Mitgliedstaaten. Statt klassischer Parteistrukturen setzte die Bewegung auf digitale Kampagnen, persönliche Erfahrungsberichte und eine klare, grenzüberschreitende Botschaft. So gelang es, ein Thema, das oft national verhandelt wird, als gemeinsames europäisches Anliegen sichtbar zu machen.
Dass errungene Rechte nicht selbstverständlich sind, zeigt der Blick in die USA. Roe v. Wade war ein Grundsatzurteil des Obersten Gerichtshofs der USA aus dem Jahr 1973, das fast 50 Jahre lang ein landesweites Recht auf Abtreibung garantierte. Seit dem Fall von Roe v. Wade im Jahr 2022 gibt es dort kein landesweit gesichertes Recht auf Abtreibung mehr. Stattdessen ist ein Flickenteppich aus Verboten und Einschränkungen entstanden, bei dem der Bundesstaat darüber entscheidet, ob Frauen Zugang zu medizinischer Versorgung haben. Für viele Aktivist:innen in Europa ist das ein warnendes Beispiel dafür, wie schnell reproduktive Rechte politisch rückabgewickelt werden können.
„My Voice, My Choice“ versucht genau hier anzusetzen: Mit öffentlichem Druck, politischer Vernetzung und zuletzt mit über einer Million Unterschriften soll die EU dazu gebracht werden, ihre eigenen Grundrechtsansprüche ernst zu nehmen. Solange Frauen innerhalb der Union Grenzen überschreiten müssen, um medizinische Versorgung zu erhalten, bleibt Gleichstellung unvollständig.
Die Initiative macht deutlich: Die Debatte um Abtreibung ist keine moralische, sondern eine Machtfrage. Auch darüber, ob Europa bereit ist, reproduktive Rechte tatsächlich als Grundrechte zu behandeln.
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