In Niederösterreich gibt es viel zu wenige Kinderärztinnen und Kinderärzte: 9 von 43 Kassenstellen sind nicht besetzt. Das ist jede fünfte Stelle. Besonders in St. Pölten suchte man verzweifelt nach einer Nachbesetzung. Die Stelle für einen neuen Kinderarzt oder Kinderärztin wurde seit Ende 2020 über 70-mal ausgeschrieben. Nach ewiger Suche fand man jetzt endlich einen neuen Arzt für Kinder- und Jugendliche in St. Pölten.
Der Bedarf an Kinderärzten und Kinderärztinnen ist groß, die Nachbesetzung der Kassenstellen jedoch schwierig. Vor allem in Niederösterreich ist es nicht gut um die kassenärztliche Versorgung der Kleinsten bestellt: Laut der Österreichischen Gesundheitskasse (ÖGK) sind in ganz Österreich 14 von 295, 5 Kassenstellen für Kinderärzt:innen unbesetzt – neun davon in Niederösterreich. Das bedeutet, dass jede fünfte Kassen-Kinderarztstelle nicht belegt ist. Im ganzen Bundesland gibt es insgesamt 43 Stellen.
Die unbesetzten Stellen befinden sich in Pukersdorf (St. Pölten-Land), Lilienfeld, Mödling, Tulln und Traiskirchen (Baden), Amstetten, Baden, Krems und Wiener Neustadt. Vielen Eltern bleibt dann oft meist nichts anderes übrig als mit ihren Kindern zum Hausarzt, Wahlarzt oder ins Spital zu gehen. Besonders Wahlärzt:innen können sich viele Familien nicht leisten – die Teuerung macht es noch schwerer.
In St.Pölten wurde eine Kinderärzt:innen-Stelle seit Ende 2020 über 70 Mal ausgeschrieben – ohne eine einzige Bewerbung. Der Bürgermeister Matthias Stadler (SPÖ) richtete im September deswegen eine Resolution an den türkis-grünen Bund. Darin fordert er die Bundesregierung von ÖVP und Grünen auf, ihren Job zu machen und Ausbildung von Mediziner:innen attraktiver zu gestalten.
Ebenfalls sollen die Arbeitsbedingungen attraktiver gestaltet werden. Die Antwort vom Gesundheitsministerium war für den Stadtchef Stadler aber ernüchternd: Es sei von einem Ärzt:innenmangel oder von Versorgungspässen in Österreich keine Rede – Der grüne Gesundheitsminister Johannes Rauch empfindet den Mangel an Kinderärzt:innen als unproblematisch und sieht keinen Grund zu handeln.
Landesrätin Ulrike Königsberger-Ludwig (SPÖ) macht unter anderem die fehlende Gesundheitspolitik von Landeschefin Johanna Mikl-Leitner für das Kinderärzt:innen-Chaos verantwortlich und stellt fest: „Bezüglich Kassenarztstellen ist es in Wahrheit bereits fünf nach zwölf.“
Seit kurzem kann sich St.Pölten aber wieder über einen Kinderkassenarzt freuen – unter großem Einsatz der Arbeiterkammer: Johannes Schaffer ist der neue Kinderarzt und sieht die Gründe für den Ärzt:innenmangel vielfältig. Laut ihm sind Kinder nicht so kooperativ wie Erwachsene, was Untersuchungen oft erschwert. Es gäbe auch andere Bereiche, in denen man mehr Geld verdienen könne.
Die neue Ordination von Johannes Schaffer befindet sich in der Zentrale der Arbeiterkammer in St. Pölten. Sie stellt ihm die weit über 100 Quadratmeter für mindestens drei Jahre lang kostenlos zur Verfügung. Die Arbeiterkammer war es auch, die in St.Pölten seit drei Jahren nach einem Kinderarzt oder einer Kinderärztin gesucht hat. Präsident der Arbeiterkammer Niederösterreich, Markus Wieser, stellt klar, dass ihm die Versorgung der Kinder besonders wichtig ist, denn „letztendlich stecken hinter den Müttern und Vätern Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer.“ So täte man zusätzlich etwas für ihre Mitglieder, da viele von ihnen auch Eltern sind.
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