Tirol

Massive Personalnot in Innsbrucks Kindergärten: „Kindergartenpädagog:innen müssen mehr verdienen.“

Die Personal-Not in Tirols Kindergärten ist so akut wie nie: Im Herbst konnten Gruppen nicht öffnen, da insgesamt 17 qualifizierte Pädagog:innen fehlten. In Innsbruck fanden 70 Kinder keinen Platz in einem öffentlichen Kindergarten. Der Gemeinderat hat jetzt eine Ausbildungsoffensive für Kindergartenassistent:innen beschlossen. Für Gemeinderätin Elisabeth Mayr (SPÖ) „geht aber noch mehr“: Ein höheres Gehalt für qualifiziertes Personal ist unumgänglich. Dadurch würde man den Job auch wieder attraktiver machen.

In Österreich herrscht ein akuter Fachkräftemangel an Elementarpädagog:innen. Diese braucht man aber, um eine Kindergartengruppe leiten zu können. Die Personalnot hat zur Folge, dass viele Gruppen schließen müssen – beziehungsweise gar nicht erst öffnen konnten.

Obwohl in Tirol in den letzten Jahren das Kinderbetreuungsangebot massiv ausgebaut wurde, spitzt sich auch dort der Mangel an Personal immer mehr zu. In Innsbruck alleine fehlen gleich 17 Pädagog:innen, sodass vergangenen Herbst Gruppen nicht eröffnet werden konnten. Insgesamt haben 70 Kinder keinen Platz gefunden.

Für Stadträtin Elisabeth Mayr (SPÖ) hat das viele Gründe: Die bürokratische Belastung für pädagogische Fachkräfte sei zu hoch und das Gehalt unzureichend. Der Gemeinderat hat jetzt eine Ausbildungsoffensive für Kindergartenassistent:innen beschlossen. Im Interview bei „Tirol Live“ (Talkformat der Tiroler Tageszeitung) sagt Mayr, dass „aber noch mehr geht“. Sie fordert ein höheres Gehalt für Kindergarten-Pädagog:innen.

Schockierend: Bis 2030 fehlen 20.200 Personen im Bereich der Elementarpädagogik

Eine Studie des Österreichischen Instituts für Berufsbildungsforschung hat ergeben, dass sich die Personallücke im Bereich der Elementarpädagogik bis 2030 auf 13.700 vergrößern wird. 4.700 davon allein sind höher qualifizierte Fachkräfte, die man aber braucht, um eine Kindergartengruppe zu leiten. Expertinnen und Experten fordern hingegen seit Jahren niedrigere Betreuungsschlüssel und elternfreundlichere Öffnungszeiten. Würde man diese Maßnahmen aber umsetzen, hat dieselbe Studie ergeben, dass das fehlende Kindergartenpersonal bis 2030 sogar auf 20.200 Personen steigen würde – 11.200 davon sind Fachkräfte.

„Ein Thema, über das man mehr informieren muss“, sagt die zuständige Stadträtin Elisabeth Mayr (SPÖ) im Interview bei Tirol Live. In Innsbruck gibt es zurzeit 30 gratis städtische Kindergärten bis 14 Uhr und 32 private Kindergärten. Die Teuerungswelle in Österreich führe dazu, dass sich viele Eltern einen privaten Kindergarten nicht mehr leisten können und auf den städtischen umsteigen wollen. Die Stadträtin lobt im Zuge des Interviews die tolle Qualität der öffentlichen Kindergärten, die sich von den privaten nicht unterscheidet.

Ein Recht auf einen Kindergartenplatz ab dem dritten Lebensjahr gibt es aber nicht – erst für das letzte Kindergartenjahr vor Schuleintritt. Aber auch nur, wenn beide Eltern berufstätig sind. Laut Mayr werden Alleinerziehende im Gesetz nicht umfassend berücksichtigt.

Stadt finanziert berufsbegleitend die Ausbildung von Assistent:in zur Pädagog:in

Um den Beruf im Bereich der Elementarpädagogik attraktiver zu gestalten, hat der Gemeinderat eine Ausbildungsoffensive für Kindergartenassistent:innen beschlossen. Im Herbst 2023 soll eine Kooperation mit der BAfEP Falkstraße im Bereich der Kollegausbildung starten. Im Rahmen dieser Ausbildung können Assistent:innen berufsbegleitend zu Pädagogen und Pädagoginnen ausgebildet werden. Die Kursgebühr übernimmt die Stadt Innsbruck. Die Arbeit im Kindergarten wird als Praktikum angerechnet. Ebenfalls sollen Kindergartenpädagog:innen entlastet werden und Assistenzkräfte für administrative Arbeiten zur Seite gestellt bekommen.

Eine Forderung ist für Elisabeth Mayr aber unumgänglich: Die Pädagoginnen und Pädagogen müssen mehr Geld bekommen, um dem Personal-Mangel im Kindergarten in Tirol entgegenzuwirken. Deswegen hat sie jetzt einen Antrag auf mehr Entlohnung im Gemeinderat eingebracht.

Lena Fürst

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