Viele ältere Menschen brauchen keine Pensionserhöhung – das zumindest behauptet ÖVP-Jugend-Staatssekretärin Claudia Plakolm. Man könne Pensionen nicht immer nur erhöhen, das sei der Jugend gegenüber nicht gerecht. Das sehen nicht alle so: Für die SPÖ ist das Heraufbeschwören eines Generationenkonflikts in der aktuellen Teuerungswelle „unverantwortlich und schäbig“, für die FPÖ sind Plakolms Aussagen „abgehoben und hochnäsig“.
9,1% beträgt die aktuelle Teuerungsrate in Österreich laut Statistik Austria. Der sogenannte „Miniwarenkorb“ mit den Produkten, die wir am häufigsten kaufen, ist zuletzt sogar um 19,1% teurer geworden.
In dieser für viele angespannten finanziellen Lage lässt Jugend-Staatssekretärin Claudia Plakolm (ÖVP) einmal mehr mit einem Sager zu den Pensionsverhandlungen aufhorchen. Im Interview mit der „Kronen-Zeitung“ meint die ÖVP-Politikerin, viele ältere Leute würden gar keine Pensionserhöhung brauchen. „Sie wollen das Geld lieber den Jungen geben, die es besser brauchen können.“ Pensionen immer nur zu erhöhen sei der Jugend gegenüber nicht gerecht.
Ob das tatsächlich alle Seniorinnen und Senioren so sehen, darf wohl bezweifelt werden. Schließlich liegt etwa die durchschnittliche Frauenpension in Österreich bei 1.150 Euro pro Monat. Geld, das aktuell für Miete, Betriebskosten und Sprit schnell weg ist.
Die Aufregung über Plakolms Sager ist jedenfalls groß.
„Die Hälfte bekommt eine Pension unter 1.100€“
Als „unverantwortlich und schäbig“ bezeichnet SPÖ-Bundesgeschäftsführer Christian Deutsch, dass ÖVP-Staatssekretärin Plakolm damit einen Generationenkonflikt heraufbeschwören wolle. In eine ähnliche Kerbe schlägt Peter Kostelka, Präsident des roten Pensionistenverbandes: „Die 2,2 Millionen Pensionistinnen und Pensionisten, die Hälfte davon übrigens mit Pensionen unter 1.100 Euro, brauchen sehr wohl eine Pensionserhöhung, und zwar eine kräftige!“
Auch die FPÖ wirft Plakolm „Spaltung“ vor. Die Aussage, Ältere würden das Geld ohnehin nicht benötigen, sei „abgehoben und hochnäsig“, sagt FPÖ-Generalsekretär Michael Schnedlitz. Ein „Aufhussen“ der Generationen helfe niemandem.
Plakolm will Pensionen nur um vorgesehene Rate anpassen
Die Verhandlungen zur jährlichen Pensionserhöhung werden in den nächsten Wochen so richtig anlaufen. Die Statistik Austria errechnet jedes Jahr einen Richtwert für die Pensionsanpassung – er liegt heuer bei 5,8%. Allerdings ist darin nur die Inflation von August des Vorjahres bis Juli des aktuellen Jahres einberechnet. Die explodierenden Teuerungsraten im Sommer 2022 und die im Herbst und Winter wohl noch steigenden Energiekosten sind darin also noch nicht eingerechnet.
Deshalb fordern Pensionistenvertreter eine kräftigere Erhöhung. SPÖ-Vertreter Peter Kostelka will sogar ein Pensions-Plus von 10%, um die Rekord-Teuerung abzugelten.
ÖVP-Staatssekretärin Claudia Plakolm hingegen will die Anpassungsrate von 5,8% grundsätzlich nicht überschreiten. Nur für kleinere Pensionen kann sich Plakolm eine kräftigere Erhöhung vorstellen.
Plakolm: „Staat kann Teuerung nicht auf den letzten Cent ausgleichen“
Es ist nicht das erste Mal, dass die Jugend-Staatssekretärin in der Pensionsdebatte ausrückt. Bereits Anfang August bezeichnete sie die Pensionsforderungen von Plus 10% als „überzogen“, weil solche Erhöhungen die Jungen würden zahlen müssen. Generell müsse allen klar sein, „dass der Staat die Teuerung nicht auf den letzten Cent ausgleichen kann.“
Da hat die ÖVP-Politikerin wohl leicht reden: Ihr Staatssekretärinnen-Gehalt liegt bei fast 17.000 Euro brutto pro Monat…