Außenminister Alexander Schallenberg (ÖVP) war gestern in der ZIB 2 zu Gast. Es ging um die Situation in Afghanistan. Was Schallenberg über die Taliban sagte, überzeugte scheinbar nicht alle Twitter-User.
Seit Tagen versuchen die westlichen Staaten mit Hochdruck ihre Staatsbürger sicher aus Afghanistan zu holen. Viele haben Krisenteams vor Ort im Einsatz. Österreich geht die Sache deutlich entspannter an: Ein Team unterstützt vom benachbarten Usbekistan aus telefonisch. Für Außenminister Schallenberg ist das ausreichend. Damit konnte er nicht alle überzeugen.
Ich lerne, dass Österreich in einem wirklichen Ernstfall Österreicher im Stich lässt.
Danke für die Information, Herr #Schallenberg.#zib2— Sonja M. Lauterbach (@SolautSonja) August 25, 2021
Außerdem warf Schallenbergs Hinweis, man warne bereits seit Jahren, wie gefährlich es in Afghanistan sei, gleich mehrere Fragen auf.
Ah! Schallenberg hat also in den letzten Jahren immer gewarnt, nach Afghanistan zu fahren, weil höchste Reisewarnstufe?
So quasi selber schuld?
Ja warum habt ihr dann dorthin abgeschoben, wenn es denn so gefährlich war? #zib2— nanebe (@nanebe75) August 25, 2021
Laut Schallenberg bestehe "seit Jahren die höchste Warnstufe" und man habe stets vor Reisen nach #Afghanistan gewarnt – sag bloß, das Gerede vom "sicheren Land" war gelogen?! 😱 #zib2
— Kaspar Lauser (@kasparlauser) August 25, 2021
Die „Taliban an ihren Taten messen“
An diesem Punkt hatte sich der Außenminister aber gerade erst warm gelaufen. Denn wenig später ließ er aufhorchen: man müsse die „Taliban an ihren Taten messen.“
Das brachte ihm nicht nur Input ein…
Taliban: Machen Massenhinrichtungen
Schallenberg: „Wir werden sie an den Taten messen!“#zib2— Max Schmid (@max___schmid) August 25, 2021
… einige User stellten sich auch ganz grundsätzliche Fragen:
https://twitter.com/jeamy_lee/status/1430636592616591366
Außerdem ist die ÖVP mit dieser Strategie ja schon in letzter Zeit nicht immer nur gut gefahren.
Ging ja bis jz immer gut…#zib2 #schallenberg pic.twitter.com/uoULKqrFpp
— Benedikt Faast (@BFaast) August 25, 2021
Soforthilfe-Schmäh
Schallenberg erklärte auch erneut, Österreich (also: die ÖVP) wolle „vor Ort helfen“. Dafür habe man immerhin 18 Millionen Soforthilfe locker gemacht. Dass beispielsweise Deutschland über 500 Millionen Euro investiert, ließ Schallenberg nicht gelten.
Wie es mit der „Hilfe vor Ort“ Schallenbergs in Wirklichkeit ausschaut erklärte ein Twitter-User anhand eines Praxisbeispiels.
Hilfe vor Ort in Kara Tepe: SOS Kinderdorf betreibt seit Jänner Kinderbetreuung für 250 Kinder, sagt Schallenberg.
Tatsächlich: 120 Kinder seit Mai.
Allerdings: Vor Schallenbergs Hilfe vor Ort 200 Kinder seit 2015. Jetzt also -80 Kinder.
#zib2— Christoph Riedl (@ch_riedl_diak) August 25, 2021
Doch für Schallenberg und die Bundesregierung geht die Rechnung leider auf:
Für Schallenberg zahlt sich die Unwahrheit aus. Die #zib2 hat ca. 700.000 Zuseher. Richtigstellungen nicht einmal 60 Retweets. https://t.co/p7aZy6BPZS
— David (@davsow) August 26, 2021
Schallenberg stört „Abwertende Tonalität“
Wer nun glaubt, der Außenminister sei ein eiskalter Kurz-Jünger, tut ihm unrecht. Denn kurz darauf zeigte sich Schallenberg von seiner sensiblen Seite: die „abwertende Tonalität“ in der die ÖVP kritisiert wird, „stört“ ihn nämlich.
Darauf folgte gleich der nächste emotionale Tiefschlag: Das Mitleid im Netz hielt sich in Grenzen.
Mich stört "Schallenberg". #ZIB2 pic.twitter.com/qJJDFbTqrT
— Lukas Gahleitner-Gertz (@LukasGahleitner) August 26, 2021
Wenn #Schallenberg die abwertende Tonalität stört, dann sollte er das Sebastian Kurz deutlich kommunizieren. #zib2
— Rosa Sonnenhut (@Rosa_Sonnenhut) August 26, 2021
Schallenberg stört die abwertende Tonalität. Die Menschen in Afghanistan stört, dass sie womöglich bald von den Taliban ermordet werden. #zib2
— Michaleila Taschekino (@statthandfuss) August 25, 2021