Oberösterreich

„Müssen Lebensmittel rationieren“: Sozialmärkte in OÖ sind völlig überlastet

Die Teuerung schlägt in Oberösterreichs Sozialmärkten voll auf. Im SOMA-Markt in Linz müssen die Lebensmittel sogar schon rationiert werden, weil der Ansturm auf die günstigen Eier, Nudeln und Co zu groß ist. Im Sozialmarkt in Vöcklabruck ist die Zahl der Kundinnen und Kunden um zwei Drittel gestiegen, das Personal am Limit. Trotzdem plant die Stelzer-Landesregierung weiter keine Entlastungs-Maßnahmen.

Vor dem Sozialmarkt in Freistadt müssen die Menschen mittlerweile bis zu zwei Stunden warten, um sich und ihre Familien mit preiswerten Lebensmitteln versorgen zu können. Wegen der Teuerung kommt es zu einem regelrechten Ansturm – die NeueZeit hat berichtet. Ein Rundruf in Oberösterreichs Sozialmärkten zeigt: Anderswo ist es nicht viel besser.

Der Sozialmarkt SOMA in Linz-Urfahr muss sogar gewisse Grundnahrungsmittel bereits rationieren, weil der Andrang im Markt so groß ist. Kundinnen und Kunden dürfen etwa nur mehr eine Packung Eier pro Person mitnehmen. Außerdem musste der SOMA-Standort seine Einkaufstage begrenzen: Früher durften die Kunden jeden Tag kommen, jetzt nur mehr drei Mal pro Woche. Anders geht es nicht mehr.

Ukraine-Krieg und Teuerung sorgen für Ansturm im Sozialmarkt Linz-Urfahr

Im März sei es mit dem Ansturm so richtig losgegangen, sagt SOMA-Standortleiter Alexander Lindenbauer im Gespräch mit der NeuenZeit. Einerseits kommen nun viele aus der Ukraine geflüchtete Menschen, andererseits kaufen auch mehr Mütter mit Kindern und Pensionisten im Sozialmarkt ein. „Die Menge der Waren, die wir abholen, bleibt gleich“, sagt Lindenbauer, „aber die Nachfrage ist gestiegen“.

Unter dem Strich bleibt damit die Notwendigkeit, die Lebensmittel zu rationieren.

Zwei Drittel mehr Kunden im Sozialmarkt Vöcklabruck

Selbes Bild im Sozialmarkt „der Korb“ in Vöcklabruck: Die Zahl der Kundinnen und Kunden sei um fast zwei Drittel gestiegen, berichtet Bereichsleiterin Gabriele Brandstetter. Für einen so kleinen Markt sei das „ein Wahnsinn“. Die ehrenamtlichen Kassiererinnen und Kassierer „leisten höchstes“ und das hauptamtliche Personal „kämpft sich von einer Überstunde zur nächsten“, sagt Brandstetter.

Und auch in Vöcklabruck gehen die Lebensmittel langsam zur Neige. Zwar sei die Lage noch im Griff, aber das Lager mit den Notreserven „leert sich“.

Auch im Sozialmarkt in der Linzer Wienerstraße gebe es einen „enormen Kundenzuwachs“, sagt Leiter Manfred Kiesenhofer. Die Hemmschwelle, einen Sozialmarkt zu besuchen, sei immer groß gewesen. Aber viele Menschen, die knapp an der Grenze waren, die sich bisher nicht getraut hätten, „die kommen jetzt“.

Trotz Rekord-Teuerung: ÖVP-FPÖ lehnen Entlastungsmaßnahmen in OÖ ab

Das Stimmungsbild ist einhellig: Wegen des Ukraine-Krieges und der rasenden Teuerung explodiert die Nachfrage in Oberösterreichs Sozialmärkten. Das Personal ist überlastet, die Lebensmittel werden knapp. Trotz der prekären Lage gibt es keine Unterstützung durch die Landesregierung von Landeshauptmann Thomas Stelzer (ÖVP). Weder für die Sozialmärkte direkt, noch durch andere Maßnahmen: ÖVP und FPÖ lehnten zuletzt im Landtag eigene OÖ-Teuerungsmaßnahmen wie einen höheren Heizkostenzuschuss oder mehr Wohnbeihilfe ab.

Das sorgt für Kritik der Opposition. „ÖVP und FPÖ müssen endlich handeln, um die Teuerung in Oberösterreich aufzuhalten. Die Menschen müssen entlastet werden, anstatt die Verantwortung auf Vereine abzuwälzen“, fordert SPÖ-Landeschef Michael Lindner.

Wie die Sozialmärkte aussortierte Lebensmittel wiederverwenden

Die Sozialmärkte selbst wünschen sich eine bessere finanzielle Ausstattung, mehr Personal und mehr Lebensmittel-Spenden von Unternehmen. Die Ware bekommen die Sozialmärkte von Erzeugern, Unternehmen oder dem Handel kostenlos zur Verfügung gestellt, weil die Lebensmittel aus Überproduktion stammen, leichte Verpackungsschäden aufweisen oder kurz vor dem Ablaufdatum stehen. In den Sozialmärkten werden die aussortierten, aber noch einwandfreien und genießbaren Lebensmittel dann zu symbolischen Preisen an die Kundinnen und Kunden weitergegeben.

Einkaufen darf nur, wer eine Berechtigungs-Karte besitzt. Dafür gelten meist die Einkommensgrenzen von 1.200€ für Single-Haushalte und 1.700€ für Paar-Haushalte, pro Kind erhöht sich die Grenze um weitere 300€. So soll sichergestellt werden, dass die ohnehin schon knappen Lebensmittel aus den Sozialmärkten jene bekommen, die sie am dringendsten brauchen.

Philipp Stadler

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