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Weniger arbeiten, gleicher Lohn: Spanien testet ab Herbst die 4-Tage-Woche

Spanien testet als weltweit erstes Land ab Herbst die 4-Tage-Woche. Das hat die sozialistische Regierung beschlossen. Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter von rund 200 Unternehmen sollen probeweise drei Jahre lang nur mehr 32 Stunden und 4 Tage pro Woche schuften – bei gleichem Lohn. Das soll mehr Freizeit und bessere Gesundheit für die Beschäftigten bringen.

Nur mehr vier Tage in der Woche arbeiten, aber trotzdem gleich viel verdienen? Das könnte in Spanien bald Realität werden. Die Regierung beschloss ein Pilotprojekt zur 4-Tage-Woche. Rund 200 Unternehmen sollen sich daran beteiligen, der Start ist für Oktober 2021 geplant.

Eingebracht hatte den Vorschlag die linke Partei Más País. Laut ihrem Modell ist der Versuch der 4-Tage-Woche auf drei Jahre angelegt. Die Beschäftigten reduzieren in diesem Zeitraum ihre Arbeitszeit auf 32 Stunden und müssen nur mehr vier Tage pro Woche schuften. Der Lohn bleibt gleich. Im ersten Jahr soll der spanische Staat 100 Prozent der Kosten für die teilnehmenden Firmen übernehmen, im zweiten Jahr die Hälfte und im dritten Jahr ein Drittel.

Spanien testet die 4-Tage-Woche

Die spanische Regierung unter Ministerpräsident Pedro Sánchez beschloss das Pilotprojekt zur 4-Tage-Woche. Details werden noch verhandelt. // Bild: Ministry of the Presidency/Government of Spain

Die Regierung unter dem sozialistischen Ministerpräsidenten Pedro Sánchez stimmte dem Pilotprojekt zu, jetzt werden die Details verhandelt. Zwischen 3.000 und 6.000 Beschäftigte könnten davon profitieren. Die Kosten für den Versuch schätzt die Linkspartei Más País auf 50 Millionen Euro für drei Jahre.

Startet das Projekt wie geplant im Herbst, wäre Spanien das erste Land der Welt, das die 4-Tage-Woche testet. Die Rufe nach einer Arbeitszeit-Verkürzung werden in der Corona-Krise europaweit immer lauter. Schließlich könnte die verkürzte Arbeitszeit so dringend benötigte neue Jobs schaffen.

AK-Modell: 50.000 neue Jobs durch 4-Tage-Woche in Österreich

Laut Berechnungen der Arbeiterkammer (AK) müssten vier Beschäftige ihre Arbeitszeit um je 20 Prozent reduzieren, damit eine arbeitslose Person zusätzlich angestellt werden kann. Die AK hat durchschnittliche Gehaltshöhen angenommen und errechnet: 50.000 Arbeitslose könnten einen Job bekommen, wenn 200.000 Beschäftigte ihre Arbeitszeit verkürzen. Das würde den Staat 285 Millionen Euro pro Jahr kosten. Zum Vergleich: 2019 verpulverte die türkis-grüne Regierung 73 Millionen Euro für Inserate und PR.

Beispiele zeigen: Die 4-Tage-Woche erhöht Zufriedenheit & Gesundheit

Während Spanien auf staatlicher Ebene mit dem Pilotprojekt Neuland betritt, haben einige private Unternehmen die 4-Tage-Woche bereits erfolgreich umgesetzt. Die Angestellten der australischen Marketing-Agentur „Versa“ etwa müssen seit 2018 nur mehr vier Tage arbeiten. Die Folge: Weniger Krankenstands-Tage und höhere Mitarbeiter-Zufriedenheit. So konnte die Firma ihren Umsatz um 46 Prozent erhöhen, der Gewinn hat sich fast verdreifacht.

Auch in Oberösterreich machte ein Unternehmen gute Erfahrungen mit einer kürzeren Arbeitszeit. Die Marketing-Agentur „eMagnetix“ konnte durch die Einführung einer 30-Stunden-Woche bei vollem Lohnausgleich dringend benötigte Fachkräfte anlocken. Ähnlich wie bei der australischen Firma stieg auch beim oberösterreichischen Betrieb der Umsatz.

„Weil zufriedene Mitarbeiter eben für zufriedene Kunden sorgen. Und durch die gestiegene Qualität ist dann auch unser Umsatz gestiegen“, sagt Geschäftsführer Klaus Hochreiter.

Philipp Stadler

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