Steiermark

Vorerst ausgedampft: Stainzer Flascherlzug am Abstellgleis

Nun ist es beschlossen: Der legendäre Stainzer Flascherlzug steht vor einem Wendepunkt. Der Gemeinderat von Stainz (Bezirk Deutschlandsberg) hat beschlossen, den Fahrbetrieb mit Jahresende einzustellen – vorerst „temporär“, wie Bürgermeister Karl Bohnstingl betont. Doch während ÖVP und FPÖ das Ende in der aktuellen Form beschlossen, stemmt sich die Opposition gegen den Stillstand eines der ältesten Schmalspurbahnen Österreichs.

20.000 Gäste sind pro Jahr in den bunten Waggons des Stainzer Flascherlzugs durch die Weststeiermark gefahren. Damit ist jetzt Schluss. Vorläufig. Bürgermeister Karl Bohnstingl (ÖVP) spricht von einer „Pause zur Neuorientierung“: „Es ist kein Flascherlzug eingestellt. Wir müssen die Fahrten beenden, wie sie jetzt sind – um über eine neue Form sprechen zu können.“ Doch für viele klingt das nach einem Abschied auf Raten.

„Das klingt nach Vollendung!“

SPÖ-Gemeinderat Markus Peyer fand klare Worte: „Das klingt nicht nach einer temporären Lösung, sondern nach Vollendung.“ Auch Grünen-Gemeinderätin Ina Ledinski kritisierte, dass die Entscheidung „im kleinen Kreis vorbereitet“ worden sei ohne den Wirtschafts- oder Tourismusausschuss einzubinden. AfS-Gemeinderat Günter Farmer zeigte sich verwundert, warum nicht vor Monaten bereits gehandelt wurde.

Bürgermeister Bohnstingl erklärte, die Gemeinde könne sich den Betrieb „einfach nicht mehr leisten“. Nun wolle man sich bemühen, eine Lösung für eine Nachnutzung zu finden. Laut Medienberichten gibt es bereits Gespräche mit möglichen Investoren.

Ein Symbol steirischer Geschichte

Den Stainzer Flascherlzug gibt es seit 133 Jahren. Foto: Flascherlzug

Der Flascherlzug ist mehr als ein Tourismusprojekt. Seit 133 Jahren verbindet er Stainz mit Preding und erzählt dabei ein Stück steirischer Geschichte. Seinen Namen erhielt er vom legendären „Höllerhansl“ Johann Reinbacher, einem Wunderheiler, zu dem einst Kranke mit einem Fläschchen Urin zur Diagnose reisten.

In den 1970er-Jahren wurde die Schmalspurbahn zur Touristenattraktion, liebevoll gepflegt von Ehrenamtlichen und Eisenbahnenthusiasten. Heute ist sie Identitätsträger der Weststeiermark – und damit weit mehr als ein nostalgisches Relikt.

Rettung in Sicht? Sparkurs, Ausschuss und Investorensuche

Ganz ausgedampft ist der Traum vom Flascherlzug noch nicht. Ein „Flascherlzug-Ausschuss“ soll über die Zukunft der Bahn beraten. Lokführer Helmut Poglitsch, der mit einer Unterschriftenaktion tausende Unterstützer mobilisierte, hat bereits ein Sparkonzept präsentiert: weniger Fahrtage, effizienterer Ticketverkauf, ein neuer Marketingvertrag und eine befristete Instandhaltungspause sollen die Kosten senken.

NeueZeit Redaktion

Ähnliche Artikel

  • Niederösterreich

Neunkirchen vor Neuwahlen: Opposition setzt Neustart in Gang

Was sich seit Wochen abgezeichnet hatte, ist nun offiziell: In Neunkirchen stehen Neuwahlen bevor. Nach…

1. Dezember 2025
  • Allgemein

Bier wird teurer: Warum die nächste Bierpreiserhöhung der Brau Union das Fass zum Überlaufen bringen kann

Die Erhöhung der Bierpreise um 3,2 Prozent ab 1. Dezember belastet Wirtinnen und Wirte österreichweit.…

1. Dezember 2025
  • Oberösterreich

15 Jahre FPÖ-Wohnbaupolitik in OÖ: Wenig Grund zu feiern

Zum Jubiläum von Manfred Haimbuchners (FPÖ) Zuständigkeit im Wohnbau zeigt sich die schwarz-blaue Koalition zufrieden.…

29. November 2025
  • Niederösterreich

Orange the World: 16 Tage gegen Gewalt an Frauen

Gewalt gegen Frauen ist in Österreich Realität: Jede dritte Frau erlebt im Laufe ihres Lebens…

27. November 2025
  • Gesellschaft

Skipass-Preise explodieren: Braucht es Tarife für Einheimische?

Die Skisaison beginnt heuer so früh wie selten. Vom Semmering über die Tauplitz bis zur…

27. November 2025
  • Gesellschaft

Raschere & bessere Integration: Wie ÖVP und FPÖ das in OÖ verhindern

In Oberösterreich stehen Integrations- und Sprachförderprojekte vor drastischen Einschnitten. Die schwarz-blaue Landesregierung plant für das…

26. November 2025