Ausgerechnet in der Corona-Krise kehrt Stefan Pierer, Chef des Motorrad-Herstellers KTM, in den Klub der Milliardäre zurück. Trotzdem kassierte sein Konzern staatliche Corona-Hilfen: 11 Millionen Euro für Kurzarbeit und weitere Millionen an Förderungen aus Steuergeld. Pikantes Detail: Der Neo-Milliardär spendete 2017 mehr als 430.000 Euro für den Wahlkampf von Sebastian Kurz an die ÖVP. Neben dem Vermögen von Stefan Pierer stiegen auch die von Österreichs anderen Superreichen in der Krise weiter an.
Stefan Pierer, Chef des oberösterreichischen Motorrad-Herstellers KTM, ist wieder Milliardär. Nach drei Jahren kehrt Pierer ausgerechnet während der Corona-Krise in die Milliardärsliste des Wirtschaftsmagazins „Forbes“ zurück. Sein Vermögen beträgt im heurigen Jahr 2021 geschätzte 1,07 Milliarden Euro – das macht ihn zum zehnt reichsten Österreicher.
Pierer war zuletzt 2018 als Milliardär gelistet. Die Corona-Krise hat dem Unternehmer offenbar nicht geschadet. Die „Pierer Mobility Group“ machte im Krisenjahr 2020 einen Rekord-Umsatz von 1,53 Milliarden Euro. Der Aktienkurs stieg seit dem Vorjahr um 30 Prozent.
Trotz Rekord-Umsatz und trotz Milliarden-Vermögen des Firmenchefs griff der Konzern bei den staatlichen Corona-Hilfen ordentlich zu: Das Tochterunternehmen „KTM AG“ kassierte 11 Millionen Euro für die Kurzarbeit und 15 weitere Steuer-Millionen in Form von anderen öffentlichen Förderungen. Und der Mutterkonzern „Pierer Mobility Group“ verbuchte 14 Millionen Euro an „Fördergeldern und sonstigen betrieblichen Erträgen. Beim COVID-Sonder-Kreditrahmen der Österreichischen Kontrollbank bediente sich Pierers Konzern mit 60 Millionen Euro.
Weil das Geschäft gut läuft, schüttet der Konzern jetzt pro Aktie 50 Cent an Dividende aus – insgesamt fließen so 11,25 Millionen Euro an die KTM-Aktionäre. Das ist in etwa derselbe Betrag, den das Unternehmen an staatlicher Förderung für die Kurzarbeit kassierte.
Der Großteil der Dividende, 7 Millionen Euro, wandert direkt in die Taschen des KTM-Hauptaktionärs: Stefan Pierer selbst, der jetzt wieder von der „Forbes“-Liste der Milliarde lachen kann.
In den vergangenen Jahren sorgten auch öffentliche Förderungen des Landes Oberösterreich an Pierers KTM für Aufregung. Die schwarz-blaue Landesregierung bedachte das Unternehmen mit 4,5 Millionen Euro an Steuergeld. Besonders umstritten: 1,8 Millionen Euro der Förderungen für den Motorrad-Konzern stammen aus dem Kulturbudget. Geld, das bei Kulturinitiativen wie Theatergruppen oder Frauenvereinen fehlte.
Die Politik der Millionen-Hilfen für große Konzerne unterstützte Pierer in der Vergangenheit auch selbst: 2017 spendete er mehr als 430.000 Euro für den Wahlkampf von Sebastian Kurz an die ÖVP.
Neben Stefan Pierer gibt es mit Reinold Geiger 2021 auch einen zweiten Neuzugang in Österreichs Milliardärs-Klub. Der Vorarlberger (geschätztes Vermögen von 1,5 Milliarden Euro) ist Hauptaktionär der Kosmetikfirma „L’Occitane“. Reichster Österreicher ist wie in den Vorjahren Red Bull – Boss Dietrich Mateschitz mit einem Vermögen von mehr als 22 Milliarden. Unter den zehn Reichsten des Landes befindet sich mit Heidi Horten (2,6 Mrd.) nur eine einzige Frau.
Mateschitz vergrößerte sein Vermögen mitten in der Corona-Krise zwischen 2020 und 2021 um satte 63 Prozent. Damit ist er nicht allein: Alle der zehn reichsten Österreicherinnen und Österreicher wurden während der Pandemie noch reicher. Viele von ihnen bekamen von der türkis-grünen Regierung trotzdem Millionen an Corona-Hilfen für ihre Unternehmen. Der Glücksspiel-Konzern Novomatic von Johann Graf (zweitreichster Österreich) etwa kassierte 2,4 Millionen Euro Förderungen aus Steuergeld. Kurz-Freund René Benko (viertreichster Österreicher) cashte für seine Kika-Leiner-Gruppe 1,4 Millionen staatliche Hilfsgelder ab.
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