Tagtäglich laufen die Wienerinnen und Wiener auf einem Stück Stadtgeschichte: Wiens Straßennamen tragen historische Bedeutungen. Oft erklärt ein zusätzliches Schild zu Beginn der Straße, nach wem oder wonach sie benannt ist. Doch unter den wohlklingenden Namen der Wiener Straßenzüge herrscht eine starke Diskrepanz: Von den 4.269 nach Personen benannten Straßen haben gerade einmal 356 ihren Namen einer Frau zu verdanken.
Wer die Straßen mit weiblichen Namensgeberinnen alle ein Mal ablaufen möchte, hat lediglich 109 Kilometer Fußweg vor sich. Zum Vergleich: Die nach Männern benannten Straßen nehmen 1.541 Kilometer der Stadt ein. Das hat auch damit zu tun, dass nach Frauen benannte Straßen oftmals kleine Wohnstraßen oder Plätze und Parks sind, nur selten aber große Hauptstraßen.
Eine Ausnahme bildet die Maria-Theresien-Straße hinter dem Schottenring, benannt nach der österreichischen Kaiserin. Ein weniger offensichtliches Beispiel ist die Längenfeldgasse, die den Namen von Josephine Haas trägt. Sie ging als Wohltäterin in die Wiener Geschichte ein, als sie mit ihrem Vermögen eine Stiftung für Kindergärten und die Heirats-Mitgift junger Mädchen gründete. In der Folge wurde sie geadelt und nahm den Namen Josepha Haas von Längenfeld-Pfalz an. So erklärt sich der Name der Gasse.
356 Wiener Straßen haben ihren Namen einer Frau zu verdanken, der Gender-Atlas zeigt sie alle. Hier sind zehn der berühmtesten weiblichen Straßennamen:
Bei der Benennung von Verkehrsflächen waren vor allem Schauspielerinnen wie Therese Krones, oder Marianne Schönauer beliebt. Auch weitere Künstlerinnen wie Tänzerin Fanny Elßler oder Autorin Klara Blum sind in Straßennamen verewigt. In Hietzing befindet sich beispielsweise auch der Anna-Strauß-Platz, der nach der Mutter des Komponisten Johann Strauß benannt ist. Sie unterstützte ihren Sohn in seinem Wunsch, Musiker zu werden.
Andere Berufsrichtungen sind weit weniger vertreten. Nur wenige Politikerinnen wurden im Stadtbild verewigt. Zu ihnen zählt etwa Gertrude Fröhlich Sandner, SPÖ-Politikerin im Gemeinderat und die erste weibliche Vizebürgermeisterin der Stadt Wien. Andere wie Hermine Jursa und Anna Hand wurden für ihren Widerstand gegen den Nationalsozialismus mit einem Straßennamen geehrt. Der Burjanplatz im 15. Bezirk hat seinen Namen von Hildegard Burjan, Vorkämpferin der Frauenbewegung und Gründerin der Caritas, welche noch heute Wohltätigkeitsarbeit leistet.
Die Straßennamen geben das Frauenbild der Gesellschaft wieder und zeigen, welche Frauen zu verschiedenen Zeiten Anerkennung finden konnten. Als Überbleibsel der Monarchie sind die meisten Straßen mit Frauennamen nach Habsburgerinnen oder anderen Adligen benannt. Auch viele Schauspielerinnen und Künstlerinnen sind vertreten. Frauen in der Forschung, Wissenschaft oder Politik hingegen sind kaum in den Wiener Straßennamen zu finden.
Die Meitnergasse hat ihren Namen von Physikerin Lise Meitner. Sie studierte an der Universität Wien und ging später nach Berlin, wo sie die Universität durch den Hintereingang betreten musste, da erst 1909 das Frauenstudium in Preußen eingeführt wurde. Sie entdeckte gemeinsam mit Nobelpreisträger Otto Hahn die Kernspaltung.
Wien hat große Töchter, die weit über die Stadtgrenzen hinaus bekannt sind. Auch sie sind in Straßennamen verewigt. Johanna Dohnal, die erste österreichische Frauenministerin, und Margarete Schütte-Lihtotzky, eine der ersten österreichischen Architektinnen, haben jeweils einen Platz nach ihnen benannt bekommen. Adelheid Popp, Begründerin der proletarischen Bewegung in Österreich, leiht ihren Namen einer Gasse im 22. Bezirk.
Wie neue Straßen benannt werden, entscheidet der Gemeindeausschuss für Kultur und Wissenschaft – er ist Teil des Wiener Gemeinderates. Alle Bürgerinnen und Bürger können bei der zuständigen Bezirksvorstehung Vorschläge für Straßennamen einreichen. Die Kulturabteilung der Stadt prüft im Anschluss jeden Vorschlag, ehe er in den Gemeinderat gelangt.
Um der großen Diskrepanz zwischen Frauen und Männern im Stadtbild entgegenzuwirken, werden in der Seestadt Aspern alle neuen Straßen nur nach Frauen benannt. 2012 war das erste Jahr, in dem mehr neue Verkehrsflächen nach Frauen benannt wurden, als nach Männern. Doch zu einer wahren Gleichberechtigung ist der Weg noch weit – in Wiens Straßennetz etwa 1.432 Kilometer.
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