Eine kürzlich veröffentlichte Studie der Nationalbank legt nahe, dass das Vermögen der reichsten 1% stark unterschätzt wurde. So besitzen diese nicht 25%, sondern beinahe 50% des Gesamtvermögens in Österreich. SPÖ und Gewerkschaften fordern nun erneut eine Erbschaftssteuer und eine Vermögensabgabe. Denn reich wird in Österreich tendenziell nur, wer Vermögen erbt. Wieso ist die Vermögensverteilung in Österreich so ungleich?
Vermögensverteilung Österreich: Das reichste ein Prozent besitzen 50% des Gesamtvermögens
Eine Studie der Österreichischen Nationalbank legt nahe, dass Österreichs reichste ein Prozent noch mehr besitzen als bisher gedacht. So halten diese nicht 25%, sondern 50% des Gesamtvermögens in Österreich.
Die Studie basiert auf der europaweiten “HFCS” Erhebung zur Vermögensverteilung, erweitert sie aber noch um wesentliche Daten: Um die Reichenlisten der Wirtschaftsmagazine “Forbes” und “Trend”. Daraus errechnen die Forscherinnen und Forscher ein neues Modell, das der tatsächlichen Verteilung des heimischen Vermögens näher kommen soll als bisherige Ergebnisse.
„Die Studie der Nationalbank legt nahe, dass die Top 1 %, deutlich mehr besitzen als wir bisher angenommen haben“ , sagt Emanuel List, Experte für Vermögensverteilung an der WU-Wien im Interview mit Ö1.
Keine ausreichenden Daten: Wir wissen mehr über die Armen als über die Reichen
Die Armut ist schon bisher hinreichend untersucht, jedoch fehlt es an Daten über die reichsten 10%. Bereits 2020 kritisierten die Arbeiterkammer und der Ökonom Jakob Kapeller diese Datenlücke. Porsche & Piëch, Glock, Benko: Einige der reichsten Österreicherinnen und Österreicher fallen durchs Raster. Das Problem ist, dass die Superreichen durch die Stichprobe nicht erfasst werden oder sich schlicht weigern, an einer solchen Untersuchung teilzunehmen. Der reichste Teilnehmer der HFCS-Studie gibt ein Vermögen von 70 Millionen Euro an. Von den geschätzten 5 Milliarden eines René Benko ist das meilenweit entfernt. Die schlechte Datenlage erschwert Studien zur Vermögensverteilung in Österreich.
Ungleiche Vermögensverteilung in Österreich entsteht hauptsächlich durch Erbe
Eine weitere Studie der Österreichischen Nationalbank untersucht, wie es zur Konzentration des Vermögens auf einige wenige Superreiche kommt. Die Ergebnisse sind eindeutig: Vermögen entsteht durch Erbe. „Eine Erbschaft in Österreich bedeutet im Durchschnitt hinsichtlich der Position in der Vermögensverteilung dasselbe wie ein Einkommenssprung über mehr als die Hälfte aller Haushalte in Österreich“, so die Studienautorinnen und Autoren.
Wer also in Österreich zu den oberen 10% gehören möchte, muss erben.
Die Anhäufung von unverhältnismäßig hohen Vermögen gefährdet die Demokratie
Große Vermögen, allen voran Unternehmensvermögen, verleihen ihren Besitzer und Besitzerinnen wirtschaftliche und politische Macht. Sobald jedoch Vermögen verwendet werden, um politische Entscheidungen zu beeinflussen, schadet dies der Demokratie und der Gesellschaft.
Seit Jahren etwa verhindert die Lobby der Reichen ein sogenanntes Vermögensregister. In einem solchen Register werden alle Informationen zum Vermögen einer Person, einer Organisation oder eines Unternehmens vermerkt. Darunter fällt jeglicher Besitz: Immobilien, Kunstwerke, Investitionen, Gold und Kryptowährung. Einfach alles, was einen Wert hat. Ein Vermögensregister würde nicht nur die Datenlücke der Forschungen schließen, sondern auch bei der Bekämpfung von Geldwäsche, Terrorfinanzierung und Steuerhinterziehung helfen.
Die SPÖ fordert eine Erbschafts- und Vermögenssteuer, die ÖVP lehnt dies seit jeher ab
Die Vermögensverteilung in Österreich ist im Ungleichgewicht, deshalb fordern SPÖ und Gewerkschaft nun erneut eine Abgabe auf große Vermögen und Erbschaften, sowie eine Millionärssteuer. Nur so lasse sich die wachsende Vermögensungleichheit bekämpfen. Jan Krainer, SPÖ-Finanzsprecher, macht die Politik der ÖVP für die Ungleichheit verantwortlich. Die Volkspartei mache Politik für Millionäre und Milliardäre, nicht für die Millionen arbeitenden Menschen.
Die regierende ÖVP lehnt eine Reichensteuer seit jeher ab.