Im Juli musste die Regierung eingestehen, dass Österreich die Plastikverbot-Richtlinie der EU nicht rechtzeitig umsetzen kann. Villach zeigt jetzt vor, dass es auch anders geht. Bei öffentlichen Veranstaltungen ist die Verwendung von Plastik-Geschirr bald nicht mehr erlaubt. Villach nimmt damit erneut eine umweltpolitische Vorreiterrolle ein. Bereits seit 2019 verzichtet die Stadt bei eigenen Events auf Plastik-Geschirr.
Österreich setzt Verbot von Einwegplastik nicht innerhalb der Frist um
Plastik belastet die Umwelt so stark wie kaum ein anderes Material. Das gilt sowohl für die Herstellung als auch den Abbau. Aktuell produziert die Menschheit fast 350 Millionen Tonnen Plastik pro Jahr. Der jährliche Verbrauch pro Kopf liegt in der EU bei 100 Kilogramm. Da Plastik bis zu 450 Jahre für die Zersetzung braucht, ist die Beseitigung des Kunststoffs ein riesiges Problem. Vor allem die Ozeane werden mit immer mehr Plastik verseucht.
Die EU hat deshalb das Verbot von Einwegplastik beschlossen. Dieses sollte bereits im Juli 2021 in Kraft treten. Die Bundesregierung schaffte es aber nicht, fristgerecht ein entsprechendes Gesetz auszuarbeiten. Eine Novelle des Abfallwirtschaftsgesetzes befindet sich ebenso wie die neue Verpackungsverordnung noch in Begutachtung. Trotz grüner Regierungsbeteiligung scheint Umweltschutz aktuell keine Priorität zu haben. Die Grünen scheinen sich auch in diesem Bereich nicht gegen die ÖVP durchsetzen zu können.
Villach geht beim Verbot von Plastik voran
Während die Bundesregierung noch an der Umsetzung der Einwegplastik-Richtlinie arbeitet, geht die Stadt Villach voran. Unter dem Motto „Plastik raus“ wird in der zweitgrößten Stadt Kärntens die Nachhaltigkeit vorangetrieben. Ab sofort dürfen Kunststoff-Geschirr und Plastikbecher nicht mehr bei öffentlichen Veranstaltungen verwendet werden. Die Größe des Events ist dabei egal. Das Verbot gilt damit auch beim bekannten Villacher Faschingsumzug.
Um die Umsetzung zu garantieren, setzt die Stadt auf Kontrollen und aktive Unterstützung. So sollen Alternativen zum Wegwerf-Geschirr aus Plastik angeboten werden. Dazu zählen Holz-Geschirr oder Geschirr, das sogar essbar ist. Bei kleineren Events stellt Villach künftig ein städtisches Geschirr-Mobil zur Verfügung.
Schon seit Jahren setzt Villach auf grün
Das Plastik-Verbot bei öffentlichen Veranstaltungen ist nur der letzte in einer Reihe von Schritten, die Villach im Umweltbereich setzt. Bei städtischen Veranstaltungen verwendet man bereits seit 2019 kein Plastik-Geschirr. Grundlage der kommunalen Umweltpolitik ist die Philosophie „villach:grenzenlos grün“. Mit dem Verbot von Plastik-Geschirr bei allen öffentlichen Veranstaltungen gehört die Stadt jetzt österreichweit zu den Vorreitern.
„Bei Großveranstaltungen wie zum Beispiel dem Villacher Kirchtag können wir mit dieser weitsichtigen, umweltfreundlichen Maßnahme viele Tonnen an Müll vermeiden oder einsparen“, so die Villacher Vizebürgermeisterin und Nachhaltigkeitsreferentin Irene Hochstetter-Lackner (SPÖ).
Der Beschluss, Plastik-Geschirr bei öffentlichen Veranstaltungen zu verbieten, fiel übrigens einstimmig. Am Beispiel Villach zeigt sich eindrucksvoll, dass Umweltschutzinitiativen aktuell vor allem von den Gemeinden ausgehen. Um die Umweltproblematik in den Griff zu bekommen, bedarf es jedoch koordinierter Maßnahmen zwischen Kommunen, Ländern und Bundesebene.