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Nenzing/ Vorarlberg: Sophie braucht fast 4 Stunden für einen einzigen Termin beim Frauenarzt. 1,5h Fahrzeit hin, 1,5h Fahrzeit retour, eine halbe Stunde Wartezeit und etwas kürzer im Behandlungszimmer. Akute Beschwerden oder eilig darf sie‘s definitiv nicht haben. Kassen-Gynäkolog:innen, gibt es nicht nur in Vorarlberg zu wenige, sondern fast überall in Österreich. Wann ändert sich das?
Sophie kommt aus dem 6400-Einwohner-Ort Nenzing in Vorarlberg. Ihr Frauenarzt ist 25 Kilometer entfernt in Schruns. Für Sophie, bedeutet das zwei Zug- und zwei S-Bahn-Fahren und dabei fast einen ganzen Schultag zu verlieren. Wir haben sie auf ihrem Weg zum Arzttermin begleitet.
Heute ist es endlich soweit und Sophie macht sich auf den Weg zu ihren Termin beim Frauenarzt. Doch zuvor muss sie eine halbe Weltreise zurücklegen. Denn sie hat kein Auto und muss mit den Öffis zum Arzt fahren. In ihrem Heimatort Nenzing gäbe es zwar eine Gynäkologin, die ist aber keine Kassenärztin und kommt für die Schülerin Sophie deshalb nicht in Frage. Das wenige Geld das sie hat, investiert sie lieber in anderes, als in einen Besuch beim Privatarzt. In dem Alter verständlich.
Die Kassenärztinnen und Ärzte in Vorarlberg sind chronisch überlaufen. Auch in dringenden Fällen heißt’s deshalb oft: mehrere Wochen auf einen Termin warten. Es ist fünf Uhr morgens und Sophie’s Wecker klingelt. Es ist Zeit, sich für ihren Termin fertig zu machen. Der ist schon um 7 Uhr in der Früh. Etwa 200.000 Frauen leben in Vorarlberg, Sophie schnappt sich den frühen Termin, der ihr angeboten wird, in dem Wissen, dass ein Termin zu einer späteren Uhrzeit wieder einige Tage oder Wochen später liegen könnte.
Um 5:30 verlässt sie das Haus. Weil sie kein eigenes Auto hat, läuft sie 20 Minuten zum Bahnhof in Nenzing. Von hier aus fährt sie mit dem REX bis ins benachbarte Städtchen Bludenz. In Bludenz heißt es dann: umsteigen. Die S-Bahn bringt sie nach Schruns. Um 6:40 Uhr ist sie angekommen, fehlt nur noch der Fußweg von der Bahnstation Richtung Arztpraxis. Dort wartet sie eine halbe Stunde. Endlich wird sie aufgerufen und kann beim lang erwarteten Arztbesuch über ihr Anliegen sprechen.
Durch die weite An- und Rückfahrt verliert Sophie beinahe den gesamten Schultag an Unterrichtsstoff. Aber Sophie hatte noch Glück. Weil ihre Mutter und Tante schon jahrelang beim selben Frauenarzt in Schruns sind, wurde auch Sophie in die Patientenakte des Gynäkologen aufgenommen. Ohne familiäre Kontakte erweist sich die Suche nach einem Frauenarzt oder einer Frauenärztin am Land oft schwierig. Wenige sind bereit, neue Patient:innen aufzunehmen.
Nach dem Termin tritt sie den Heimweg an. Also wieder 1,5h Fahrzeit zurück und dann direkt in die Schule für die letzten Stunden. Immerhin ein Wermutstropfen bleibt: Weil sie noch Schülerin ist, profitiert sie vom Öffi-Rabatt. Wäre das nicht der Fall, müsste sie neben der Zeit, die für den Frauenarztbesuch draufgegangen ist, auch noch die 12,40 Euro Fahrkosten für den Zug ausgeben.
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