Österreich

Nach Rekordauszahlungen für Aktionäre wollen Metaller-Chefs bei Beschäftigten sparen: Streik!

Warnstreiks bei den Metallern ab 6. November! Das letzte Angebot der Arbeitgeber: 2,5 Prozent mehr Lohn, 100 Euro Fixbetrag und eine Einmalzahlung. Deutlich weniger als die 9,6 Prozent durchschnittliche Inflation der letzten 12 Monate. Zuvor hatten die Unternehmen großzügige Dividenden an ihre Aktionäre ausbezahlt.

Bei den Unternehmen der Metalltechnischen Industrie sprudelten letztes Jahr die Gewinne. Deshalb zahlten sie ihren Eigentümern und Aktionären großzügige Dividenden aus. Auch die Manager der Branche dürfen sich auf üppige Boni freuen. Nun sollten bei den Lohnverhandlungen die Beschäftigten ihr Stück vom Kuchen kriegen, den sie erwirtschaftet haben. Und plötzlich wollen die Arbeitgeber sparen. Ihr Angebot für eine Lohnerhöhung liegt deutlich unter der Inflationsrate der letzten 12 Monate. Deshalb gibt es ab 6. November Warnstreiks.

Metalltechnische Industrie machte Rekordgewinne

„Voestalpine AG erreicht Rekordzahlen und erhöht Dividende“ und erst am Tag der bisher letzten Verhandlungsrunde: „Andritz AG schraubt Umsatz und Gewinn in die Höhe“. So lesen sich die Schlagzeilen über heimische Unternehmen in der Metallindustrie derzeit.

„Während sich Eigentümer und Manager ihre Dividenden und Boni schon eingesteckt haben, sollen die Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer mit der enormen Teuerung allein gelassen werden. Das werden wir so nicht hinnehmen, unsere Antwort sind Warnstreiks.“ Reinhold Binder (Pro-Ge) und Karl Dürtscher (GPA)

Ganz anders klingt ihr Chefverhandler Christian Knill allerdings, wenn es um Lohnerhöhungen geht. Da spricht er von schlechten Aussichten und will deshalb bei den Beschäftigten sparen. Unterm Strich 2,5 Prozent mehr Lohn, ein Fixbetrag von 100 Euro und eine Einmalzahlung von 1.050 Euro: Mehr sei nicht drin. Bei 9,6 Prozent durchschnittlicher Inflation der letzten 12 Monate. Dabei beziehen sich die Kollektivvertragsverhandlungen nicht aufs nächste Jahr. Sie sollen den Beschäftigten ihren Anteil am Unternehmenserfolg der letzten 12 Monate und die Inflation in diesem Zeitraum abgelten.

Lohnverhandlungen: Arbeitgeberangebot unter der Inflationsrate

„Respektlos und völlig unangemessen“, nennen die Chefverhandler der Gewerkschaft Reinhold

Saftige Dividenden für Aktionäre, aber magere Lohnerhöhungen für die Beschäftigten? Den Verhandlern Reinhold Binder (Pro-Ge) und Karl Dürtscher (GPA) reichte es. Bild: Pro-Ge

Binder (Pro-Ge) und Karl Dürtscher (GPA) das Angebot deshalb. Für sie ist klar: „Das werden wir so nicht hinnehmen, unsere Antwort sind Warnstreiks.“ Die Gewerkschafts-Forderung von + 11,6 Prozent bleibe aufrecht. Dem wollen sie nun mit Warnstreiks „Nachdruck verleihen“.

Für zusätzlich schlechte Stimmung sorgte bei der letzten Verhandlungsrunde ein Rechentrick der Arbeitgeber. Sie hatten ihr Angebot „schöngerechnet“ und behaupteten deutlich mehr Lohnerhöhung geboten zu haben. Binder wies das im Ö1 Morgenjournal als „Vodoo-Mathematik“ zurück.

Metaller: Warnstreiks ab 6. November

Ab 6. November organisieren die Metaller deshalb Warnstreiks, bevor am 9. November die nächste Verhandlungsrunde beginnt. Die Herbstlohnrunde spitzt sich damit zu. Auch die Beschäftigten im Handel halten zwischen 2. und 8. November Betriebsversammlungen ab. Zwar geben sich Gewerkschaft und Arbeitgeber betont gelassen, doch die Vorstellungen gehen weit auseinander: 11 Prozent mehr Gehalt, mehr Urlaub und eine Diskussion über Arbeitszeitverkürzung wollen die Arbeitnehmer. Die Arbeitgeber haben noch kein Angebot vorgelegt – von 11 Prozent Gehaltsplus wollen sie aber nichts wissen.

Diese Lohnrunde ist besonders wichtig für Beschäftigte

Für die Arbeitnehmer ist die Situation heikel: Denn die Unternehmen haben satte Gewinne eingefahren und die Inflation war hoch. Gleichzeitig haben sie einen großen Teil des Kuchens bereits unter ihren Aktionärinnen und Aktionären verteilt – als letzte sind nun die Beschäftigten bei den Lohnverhandlungen dran. Weil inzwischen die Wirtschaft schwächelt, wollen die Arbeitgeber bei ihnen sparen. Damit würden die Arbeitnehmer:innen als einzige nichts vom wirtschaftlichen Erfolg der letzten Monate haben. Im Gegenteil: Bei einem Abschluss unter der Inflationsrate der letzten Monate würden sie sogar weniger verdienen als bisher.

NeueZeit Redaktion

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