Ein Linzer soll eineinhalb Jahre auf seine Hüft-OP warten, ein vierjähriger Bub musste für eine Operation nach Salzburg ausweichen. Zwei Fälle, die zeigen, wie angespannt die Situation im oberösterreichischen Gesundheitswesen ist – und warum Wartezeiten zur Belastung für viele werden.
Ein 63-jähriger Linzer lebt seit über einem Jahr mit massiven Schmerzen in der Hüfte. Nach monatelangem Warten endlich ein Befund: Das Gelenk muss ersetzt werden. Der nächste freie OP-Termin? In rund eineinhalb Jahren – es sei denn, er zahlt 6.000 Euro privat oder hat eine Zusatzversicherung.
„Ich habe fast 40 Jahre meine Beiträge gezahlt, war kaum im Krankenstand und nie arbeitslos. Und wenn man einmal was braucht, wird man benachteiligt, nur weil man es sich nicht leisten kann“, sagt der Linzer laut Arbeiterkammer Oberösterreich.
Zwei-Klassen-Medizin made in Oberösterreich
Die Arbeiterkammer Oberösterreich warnt seit Jahren vor der schleichenden Spaltung des Gesundheitssystems. Wer privat zahlt, kommt schnell dran – wer sich auf das öffentliche System verlässt, wartet oft monatelang oder länger. AK-Präsident Andreas Stangl findet klare Worte:
Doch während Patient:innen wie der Linzer monatelang mit Schmerzen leben, spitzen sich die Versorgungsengpässe weiter zu und treffen auch Kinder.
Vierjähriger Bub musste nach Salzburg ausweichen
Im Juli 2025 berichtete die AK OÖ über einen erschütternden Fall: Ein vierjähriger Bub benötigte eine dringende Operation an den Ohren. Doch kein einziges Spital in Oberösterreich konnte einen zeitnahen Termin anbieten. Erst ein Krankenhaus in Zell am See (Salzburg) erklärte sich bereit, das Kind rasch zu behandeln. „Dass ein oberösterreichisches Kind wegen fehlender Kapazitäten ins Nachbarbundesland ausweichen muss, ist ein klarer Beweis für ein Systemversagen“, so die AK OÖ. NeueZeit.at berichtete dieses Jahr von einem ähnlichen Fall in Niederösterreich, wo ein Dreijähriger monatelang auf eine notwendige Operation warten musste.
Effizienzdruck und Engpässe
In Oberösterreich liegt die Verantwortung für das Spitalswesen bei der ÖVP-geführten Landesregierung. Über die OÖ Gesundheitsholding GmbH betreibt das Land zentrale öffentliche Spitäler und ist der größte Krankenhausträger.
Die Realität spricht von Effizienzdruck und Engpässen: Eine IFES-Studie im Auftrag der Arbeiterkammer OÖ belegt, dass zahlreiche Versicherte in Oberösterreich lange Wartezeiten auf Facharzttermine oder Operationen als erhebliche Belastung empfinden. Derzeit gibt es eine weitere aktuelle Befragung zu Wartezeiten.
Wenn Gerechtigkeit auf der Warteliste steht
Dass ein 63-Jähriger seine Hüft-OP nur mit 6.000 Euro beschleunigen kann und ein vierjähriges Kind in ein anderes Bundesland fahren muss, um operiert zu werden, zeigt das ganze Ausmaß des Versagens.
„Hier läuft einiges schief in unserem Gesundheitssystem. Ich sehe hier auch die Landespolitik in der Verantwortung, die Wartezeiten für alle Patientinnen und Patienten deutlich zu reduzieren und der Geschäftemacherei auf Kosten der Versicherten einen Riegel vorzuschieben“, so Stangl.