Jessica Bauer ist 27 Jahre alt und Projektleiterin bei der Burgenland Energie. Gemeinsam mit ihrem Team baut sie die Windparks im Burgenland. Der nachhaltige Energiesektor zog nicht nur sie, sondern immer mehr junge Frauen an. Im Gespräch mit der NeuenZeit erzählt sie, wie die Klimawende gelingen kann – und warum sich immer mehr Frauen für diese Branche begeistern können.
Mit 27 Jahren bist du eine der jüngsten Projektleiterinnen in der Energie-Branche. Wie lange machst du das schon und was gefällt dir am meisten?
Ich habe immer schon gewusst, dass ich in meinem Job etwas bewirken möchte – und das kann ich weil ich durch meine Arbeit aktiv etwas am Klimageschehen und an der Klimawende beitrage. Ich war vorher schon drei Jahre in der Baubranche als Projektleiterin tätig. Im Juni 2021 hab ich zur Burgenland Energie gewechselt. So kann ich jeden Tag was Gutes tun – nicht nur für’s Burgenland, sondern für ganz Österreich.
Was sind deine Aufgaben als Projektleiterin im Windpark? Wie kann man sich deinen Arbeitsalltag vorstellen?
Ich bin gesamtverantwortlich für die Abwicklung und hab sehr viel im Kontakt mit den Grundeigentümern und dem Bauteam. Bei mir laufen die Fäden zusammen. Ich hab‘ ein gutes Team um mich – eine Baubetreuung, eine örtliche Aufsicht im Windpark – ohne die geht nichts. Und je nachdem manage ich dann wie notwendig es gerade ist, dass ich mehr auf der Baustelle unterwegs bin oder im Büro in Eisenstadt. Je nach Bauphase im Windpark ist es dann so, dass ich circa Hälfte/Hälfte im Büro und vor Ort auf der Baustelle bin.
Höhenangst darf man als Windradtechnikerin keine haben – aber was braucht man noch um diesen Job ausüben zu können? Wie war dein Werdegang?
Grundsätzlich ist Höhenangst gar nicht so schlimm, weil ich muss im Prinzip gar nicht oft auf die Windkraft-Anlage rauf. Ich bin aber technisch sehr interessiert und möchte wissen, welche Technik in der Anlage steckt. Deshalb hab‘ ich auch eine spezielle Ausbildung gemacht, damit ich auf die Windkraftanlage rauf darf – und im Ernstfall auch wieder vom Windrad runterkomme, indem ich mich fachgerecht abseilen kann.
Ganz wichtig für meinen Job ist eine technische Grundausbildung – ein technisches Verständnis – und ein Vorteil ist auch die Abwicklung von (Groß-)Projekten.
Welche Ausbildung bauchts – da war mein Ausbildungsweg ganz speziell – zuerst Gymi-Matura. Da hab‘ ich schon gewusst ich mag was Technisches machen. Nach der Matura hab ich dann in Wiener Neustadt die HTL im Zweig Energietechnik, Umwelttechnik und nachhaltige Bautechnik begonnen. So bin ich dann auch in der Energie-Schiene gelandet und hab‘ vor allem ein großes Interesse für Erneuerbare Energien entwickelt.
Deshalb hab ich dann auch noch Energie-und Umweltmanagement an der FH Burgenland gestartet – neben der HTL, zusätzlich an den Wochenenden.
Kollegabschluss 2018, 2020 dann der Bachelor Energie- und Umweltmanagement, im Anschluss dann Nachhaltige Energiesysteme im Master und 2022 war ich endlich fertig und Diplomingeneurin für nachhaltige Energiesysteme, alles berufsbegleitend versteht sich. Und weil das ja nicht genug für mich war hab ich auch noch Zusatzausbildungungen wie Umwelt- und Abfallmanagement, Projektmanagment, Unternehmensführung gemacht.
War der Weg in die Technik für dich immer schon klar? Und welche Tipps hast du vor allem für junge Mädels, die auch gern in so einem Umfeld wie du, arbeiten möchte?
Als Kind wollte ich immer Erfinderin werden und etwas bauen und schaffen, ich würde also sagen, dass das immer schon in mir war.
Was auf jeden Fall wichtig ist, wenn man das unbedingt möchte in die Energie- oder Baubranche zu gehen, soll man sich nicht abschrecken lassen – egal ob die männerdominiert ist, oder nicht. Man soll sich nicht einschüchtern lassen, weil aktuell noch rund 90 Prozent Männer und nur 10 Prozent Frauen in diesem Berufsfeld arbeiten. Man darf sich einfach nicht zu viele Sorgen machen – wenn man das will, schafft man das.
Jedes Mädchen kann alles schaffen, wenn es das wirklich will.
Aber natürlich, darf man nicht schüchtern sein. Man braucht schon eine gewisse Ausstrahlung und muss Selbstsicherheit mitbringen. Als Frau in der Technik muss man sich den Respekt außerdem auch erarbeiten – das war jedenfalls meine Erfahrung. Männer in meinem Alter, da glauben viele, die können das eh schon alles. Aber meine persönliche Erfahrung hat schon gezeigt, dass du speziell als junge Frau zuerst zeigen musst, was du kannst, bevor du 100 Prozent respektiert wirst. Jedes Mädel kann alles schaffen, wenn es das wirklich will.
Ist es üblich mit so jungen Jahren schon in so einer verantwortungsvollen Position zu sein?
Bei uns ist das Team sehr gut gemischt – es gibt einige eher jüngere Kolleg:innen und dann gibt’s einige, die schon mehr Erfahrung haben. Vor allem die Photovoltaik-Projekte, die sind auch für mich noch neu. Da lernt man dann von den erfahrenen im Team immer was dazu. Der Frauenanteil ist wenig überraschend eher gering: Grob um die 20 Prozent sind’s bei uns in der Burgenland Energie. In Führungspositionen oder technischen Positionen sind’s dann aber nochmal weniger. Ich bin in der BE Energy, quasi dem Tochterunternehmen für Energieerzeugung, die einzige Frau, die technische Projektleitung macht, sonst sind es nur Männer.
Im Windpark zu Spitzenzeiten waren rund 500 Leute auf der Baustelle und zwei Frauen – und ausgerechnet wir zwei waren die, die dann angeschafft haben. Das ist aber sicher eine Ausnahme in Österreich.
Was war die größte Herausforderung in deinem Job bisher?
Mir währenddessen alles anzueignen, was ich für den Beruf brauche. Es gibt nichts, was nicht lösbar ist! Wenn ich’s nicht gleich lösen kann, stimm ich mich mit den anderen im Team ab. So haben wir dann immer alles, was auftaucht, abgewickelt und gelöst.
Wie schaffen wir als Gesellschaft die Energiewende?
Jeder von uns kann was für’s Klima tun und Teil der Energiewende sein. Also Haushalt Müll trennen, Licht abdrehen, Energie sparen. Nur gemeinsam schaffen wir das.
Wie ich bei der Burgenland Energie dazu beitrage?: Mein Windpark-Projekt war ein sogenanntes Windpark-Repowering. Das heißt wir haben die alten Anlagen abgebaut und durch neuere leistungsstärkere Windkraft-Anlagen ersetzt. Dadurch können wir mit weniger Anlagen, mehr Strom für die burgenländischen Haushalte produzieren.
Die neuen Anlagen sind höher als die Alten – das bringt den Vorteil, dass der Wind weiter oben gleichmäßiger und stärker weht.
Das ermöglicht uns noch mehr Energie aus Wind zu produzieren.
Wichtig ist mir auch, dass die „Repowerings“ bei uns im Einklang mit der Natur stattfinden. Das heißt wir versuchen so viel wie möglich zu recyceln. Stahl und Beton werden getrennt. Der Stahl wird eingeschmolzen und wieder verwendet. Auch den Beton, den wir zerkleinern, wird für die neuen Zuwegungen zu den Baustellen weiter genutzt.
Gibt’s bei Erneuerbaren Energien auch Schwierigkeiten?
Definitiv! Es gibt natürlich auch Zeiten in denen kein Wind oder keine Sonne da ist und da muss man dann auf andere Stromquelle zurückgreifen. In Österreich gibt es da ja auch noch die Wasserkraft, sodass wir bei uns auch 100%igen Strom aus Erneuerbaren beziehen können. Wir setzen jetzt schon auf das Wechselspiel zwischen Windparks und Photovoltaik-Anlagen. Wenn die Sonne stark ist im Sommer, ist oft der Wind schwach – das heißt man kann Erneuerbare Energieformen ergänzend verwenden und so „Energietiefs“ abfangen.
In der nordburgenländischen Gemeinde Schattendorf gibt’s seit kurzem auch einen „organischer Speicher“. Der kann überschüssigen Strom speichern und den können wir dann beispielsweise in der Nacht verwenden, wenn keine Sonne da ist. So können wir Sonnenergie, wenn sie im Überschuss da ist, längerfristig speichern – und das ist definitiv auch ein Teil unserer Energie-Zukunft.
Und zum Abschluss: Was ist das Beste an deinem Job?
Die Abwechslung ist das Beste – jeder Tag bringt was Neues, jede Woche bringt neue Herausforderungen und daran kann ich wachsen und mich weiterentwickeln.
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