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6.500 Tote auf den WM-Baustellen in Katar, aber die FIFA verdient 6 Mrd. an der Weltmeisterschaft

Die Fußball-EM startet. Die nächste Weltmeisterschaft findet nächstes Jahr im arabischen Katar statt. Seit 2010 sind dort mehr als 6.500 Arbeiter auf den WM-Baustellen ums Leben gekommen. Das liegt unter anderem am sogenannten „Kafala-System“: Ausländische Arbeiter müssen bei der Ankunft in Katar ihre Pässe abgeben und werden zum Arbeiten im Land „gefangen“ gehalten. Der Fußball-Verband FIFA beschönigt die Todesfälle vor der WM in Katar.

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Fußball-WM in Katar: Über 6.500 Todesfälle auf WM-Baustellen

Der arabische Staat Katar war bisher nicht als Fußball-Hochburg bekannt. 2022 findet dort erstmals die WM statt.

Seit der umstrittenen Entscheidung, die Fußball-Weltmeisterschaft (WM) 2022 im arabischen Katar auszutragen, sind über 6.500 Arbeiter auf den WM-Baustellen gestorben. Die Dunkelziffer der Todesfälle dürfte noch wesentlich höher sein. Denn bei den Verstorbenen wird die große Anzahl an ausländischen Arbeitskräften aus Ländern wie Kenia nicht mitgezählt.

Die Wanderarbeiter haben die Aufgabe, die katarische Infrastruktur in Vorbereitung auf die WM 2022 in Schuss zu bringen. Viele der verstorbenen Arbeiterinnen und Arbeiter kamen bei WM-bezogenen Projekten wie Stadion- Flughafen- oder Hotelbauten ums Leben.

Das „Kafala-System“ kontrolliert die ausländischen Arbeiter

Die Arbeitskräfte sind an das sogenannte „Kafala-System“ gebunden, das den Arbeitgebern die Kontrolle über die Pässe der Arbeiter gewährt. Sie sind gezwungen, im arabischen Staat zu bleiben. Ihre Löhne werden oft monatelang einbehalten oder gar nicht erst ausbezahlt.

Das „Kalafa-System“ zwingt die ausländischen Arbeitskräfte dazu, bei der Ankunft in Katar ihre Pässe abzugeben. Die Arbeitnehmer werden wie Gefangene im Land gehalten – und müssen bei hochsommerlichen Temperaturen tagelang durchschuften. Viele von jenen, die beim Bau der Stadien starben, sind ganz einfach vor Erschöpfung zusammengebrochen. Auch Fälle von Selbstmorden gibt es.

Arbeiten bei 45 Grad

Die hohe Zahl der Todesfälle ist nur ein Teil des Problems in Katar. Die Wanderarbeiten müssen oft mehr als 1.000 Dollar zahlen, um überhaupt arbeiten zu dürfen. Sie leben unter „erbärmlichen“ und „bedrückenden“ Bedingungen, wie ein kenianischer Arbeiter gegenüber der britischen Nachrichten-Seite BBC berichtet.

Der Arbeitstag beginnt um 04:00 Uhr Früh und dauert den ganzen Tag. Zur Verpflegung gibt´s nur warmes Trinkwasser. Sind die Arbeiter abends fertig, kehren sie in überfüllte Lager zurück. Sie leben in überfüllten Schlafsälen mit schmutzigen Sanitäranlagen. Ohne Klimaanlage bei Außentemperaturen von 45 Grad Celsius.

Ein britischer Bauleiter einer der WM-Baustellen beschreibt die Arbeitsbedingungen im BBC-Gespräch. Gesundheits- und Sicherheitsvorschriften seien „nicht existent. Ich bin entsetzt über die Risiken, die jeden Tag auf der Baustelle eingegangen werden“.

Katar macht nur langsam Zugeständnisse

Die Reaktion der katarischen Regierung ist, vorsichtig formuliert, begrenzt. 2018 legte Katar einen Plan zur Reform seines „Kalafa-Systems“ vor – die Reform wurde nie umgesetzt. Zwar trat der arabische Staat 2018 einem internationalen Pakt über bürgerliche und politische Rechte bei. Die Rechte und Schutzmaßnahmen, die den Wanderarbeitern durch den Pakt eigentlich zustehen würden, verweigert Katar aber nach wie vor.

Lama Fakih, stellvertretende Direktorin der NGO Human Rights Watch, erklärt, dass „Katar zwar einige wichtige Schritte zum Schutz der Menschenrechte unternommen hat. Aber es ist noch ein langer Weg, bis Wanderarbeiter vor Missbrauch und Ausbeutung geschützt sind.“

FIFA redet Todesfälle vor der WM in Katar schön

Die Situation in Katar offenbart mehr als nur den Bedarf an innenpolitischen Reformen. Sie macht deutlich, dass der internationale Fußball-Verband FIFA die Menschenrechte missachtet. Nach der WM 2018 in Russland hilft die FIFA auch 2022 in Katar das zu machen, was als „Sportwashing“ bezeichnet wird. Der Begriff beschreibt, dass eine Nation – oft eine, die wegen Menschenrechts-Verletzungen in der Kritik steht – den Sport nutzt, um das eigene Image aufzupolieren.

Die FIFA zählt zu den wichtigsten Sportverbänden der Welt und pflegt enge Sponsoring-Partnerschaften mit Riesen-Konzernen wie Coca-Cola, Visa, McDonald´s oder Adidas. Zu den schlechten Arbeitsbedingungen in Katar hat der Fußballverband aber überraschend wenig zu sagen. Und wenn doch, widersprechen die FIFA-Aussagen den Berichten der Arbeiter vor Ort. Eine FIFA-Sprecherin meint:

„Durch die sehr strengen Gesundheits- und Sicherheitsmaßnahmen (…) war die Häufigkeit von Unfällen auf den Baustellen der FIFA-WM im Vergleich zu anderen großen Bauprojekten auf der ganzen Welt gering.“

Es ist schwierig, das wahre Ausmaß der schrecklichen Arbeitsbedingungen in Katar zu erfassen. Die Todesfälle werden schlecht dokumentiert. Klar ist: Eine Änderung des „Kafala-Systems“ ist dringend notwendig. Die FIFA hat eine Verantwortung und muss sich dem Problem stellen – sie hat die WM an Katar vergeben und darf jetzt nicht schweigen. Sonst wird die FIFA zur Mittäterin bei der Missachtung der Menschenrechte und der Ausbeutung der Arbeiter auf den WM-Baustellen. Immerhin verdient die FIFA auch ordentlich an der Weltmeisterschaft: Mit der letzten WM 2018 machte der Verband 6,1 Milliarden Euro Umsatz.

Autor: Harry Markham.

NeueZeit Redaktion

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