In Oberösterreichs Spitälern herrscht seit Monaten Personalmangel. Ärzte des KH Steyr haben deshalb im Juli erstmals Anzeige wegen akuter Gesundheitsgefährdung erstattet. Auch die Pflegekräfte haben schon rund 5 Wochen Überstunden stehen. Trotzdem meint Gesundheitsholding-Vorsitzender Franz Harnoncourt, dass „Drei Stunden Mehrarbeit die Personalkrise in der Pflege lösen“ könnte.
Das Gesundheitssystem in Oberösterreich droht zu kollabieren. In fast allen Spitälern herrscht seit Monaten akuter Personalmangel. Auch im Pflegebereich kommt das Personal an seine Grenzen. Vor allem während der Corona-Pandemie waren sie einer hohen psychischen und körperlichen Belastung ausgesetzt.
Laut des oberösterreichischen SPÖ-Gesundheitssprechers Peter Binder haben Pflegekräfte in Oberösterreichs Spitälern bereits jetzt fünf Wochen Überstunden stehen. Für Gesundheitsholding-Vorstandsvorsitzenden Dr. Franz Harnoncourt sei es in Ausnahmefällen aber völlig normal, dass Mitarbeiter:innen „kurzfristig einspringen und das heißt immer Überstunden.“ Außerdem würden „drei Stunden Mehrarbeit“ – laut Harnoncourt „die Personalkrise in der Pflege lösen“ können. Die großteils ohnehin schon ausgebrannten Pflegekräfte dürfte er dabei vergessen.
Personalmangel ist seit 2018 bekannt – Gesundheitspersonal schon vor Corona überlastet gewesen
Der Personalmangel im gesamten Gesundheitssystem kommt aber bei weitem nicht überraschend. Schon im Jahr 2018 meldete das Kepler-Universitätsklinikum eine Überlastung des Personals. Das war zwei Jahre vor der Corona-Pandemie, die die Pflegekräfte und Spitalsangestellten dann endgültig zur Verzweiflung brachte.
Bereits im Juli 2022 berichtete die NeueZeit über zu wenig Personal in Oberösterreichs Spitälern. Was hat sich seither getan? Das Kepler Klinikum musste sogar eine Station wegen zu wenig vorhandenen Betten sperren – Patientinnen und Patienten wurden nach Hause geschickt. Schon damals forderte die Arbeiterkammer die zuständige ÖVP-Gesundheitslandesrätin Christine Haberlander zum Handeln auf. Ein Jahr später hat sich die Situation nicht nur nicht verbessert, sie ist sogar noch schlimmer geworden.
Wir sind so am Limit, dass wir nicht mehr sicherstellen können, dass die Patientinnen und Patienten keinen Schaden erleiden.
Das berichtet nur ein halbes Jahr später, im Jänner, der Vorsitzende des Angestelltenbetriebsrates, Helmut Freudenthaler, im Gespräch mit der NeuenZeit.
Keine Mehrstunden! Pflegekräftemangel in Oberösterreich würde sich durch verbesserte Arbeitsbedingungen von selbst lösen
Das Krankenhaus in Steyr läuft seit August auf Notbetrieb (die NeueZeit berichtete ebenfalls). In der Lungenabteilung gibt es nur eine „eingeschränkte stationäre Versorgung“, bestätigt der Ärztliche Direktor Michael Hubich der KronenZeitung. Das Ärzteteam der Inneren Medizin brachte im Juli sogar eine Gefährdungsanzeige ein.
Statt mehr Geld in die Hand zu nehmen, um die Arbeitsbedingungen in Oberösterreichs Spitälern zu verbessern und den Pflegekräftemangel zu minimieren, lehnt sich die schwarz-blaue Landesregierung lieber zurück. Die zuständige oberösterreichische Gesundheitsreferentin Christine Haberlander, schicke laut SPÖ-Gesundheitssprecher Peter Binder, lieber „Holding-Boss Harnoncourt vor“. Der schlägt nämlich vor, dass das Pflegepersonal einfach ihre Arbeitszeiten um drei Stunden aufstocken sollen, dann wäre, laut ihm, „das Problem gelöst“. Die fünf Wochen Überstunden, die die Pflegerinnen und Pfleger ohnehin schon geleistet haben, dürften für ihn wohl “part of the job” sein.
Der Herr Vorsitzende und die Frau Politikerin sollten sich doch einfach selber auf die Station stellen und die 3 Stunden machen, ganz einfach und alles wäre gelöst. Wie weltfremd sind diese Personen bitte? geht’s noch? Also wenn hier kein ordentlicher Shitstorm und Aufschrei der Gewerkschaften folgt, weiss ich auch nicht mehr! Da gehört eine schriftliche Stellungnahme und Rücknahme dieser verachtenden Aussagen gefordert!
Nach wie vor (jetzt, Ende Oktober) hat sich diesbezüglich nichts verändert. Den zuständigen Obrigkeiten aus Geschäftsführung wie Politik ist es unmöglich auf die ausführende, arbeitende Basis einzugehen (face to face Gespräche werden dbzgl nach „unten“ delegiert), so abgehoben und arbeitnehmerfern sind die. Rahmenbedingungen deutlich zu verbessern – Fehlanzeige!
Meist Ärzte und deren AZUBIs ausgenommen. Deren Gehälter sind schon unter LH Pühringer (!!!) vergoldet worden.