Blonde Locken, energischer Blick. Wer die neue Frauenministerin Eva-Maria Holzleitner näher kennenlernt, weiß: Diese Frau hat Durchsetzungskraft. Frauenpolitik ist bei der 31-jährigen Welserin keine leere Hülle, sondern knallhartes Programm. Seit 3. März ist sie Ministerin für Frauen sowie Wissenschaft und Forschung. So tickt die jüngste Frauenministerin von Österreich.
Nicht alle beherrschen den Tanz am politischen Parkett. Eva-Maria Holzleitner kann damit nicht gemeint sein. “Beinahe fehlerfrei” bewegt sie sich seit Jahren durch rote Parteigremien, den Nationalrat und die Löwelstraße (Anm.: die Zentrale der SPÖ). Das hört man zumindest, wenn man sich beim engsten Beobachterkreis der seit wenigen Tagen jüngsten Frauenministerin Österreichs umhört.
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Schon früh zeigte sich bei der 1993 in Wels geborenen Eva-Maria Holzleitner, dass sie eine Kämpferin ist. Und zwar keine, die mit dem Kopf durch die Wand will, sondern mit langem Atem pragmatisch und durchdacht vorgeht. Kurz vor dem Internationalen Frauentag am 8. März hat Österreich wieder eine Frauenministerin, die ihren Namen verdient hat. Zeit für ein Porträt.

Durchsetzungsstark: Eva-Maria Holzleitner “immer an der Seite der Frauen”
Alles begann wie bei vielen Parteigenoss:innen als Klassensprecherin: Das politische Interesse zeigte sich früh. Ausländerfeindliche und sexistische Sprüche eines Lehrers ließ sie sich nicht gefallen. Gemeinsam mit Schulkolleginnen erwirkte sie, dass der oberösterreichische Landesschulrat den Lehrer für ein Jahr suspendierte. So begann ihr Kampf für eine gerechtere Gesellschaft. Nun ist sie am höchsten Punkt ihrer bisherigen Polit-Karriere angelangt.
Jüngste Frauenministerin
Nach den längsten Koalitionsverhandlungen in der Geschichte der Zweiten Republik (“Wir sind nicht aufgestanden vom Verhandlungstisch, unsere Hand war immer ausgestreckt”, erklärte Holzleitner in der ZIB 2) ernennt sie Bundespräsident Van der Bellen am 3. März 2025 zur jüngsten Frauenministerin in der Geschichte Österreichs. Neben den Frauenangelegenheiten steuert sie mit ihrem Kabinett auch das Ministerium für Wissenschaft und Forschung. Aber wie kam Holzleitner überhaupt in diese Position? Ein Rückblick.
Pragmatisch: Nicht an Grabenkämpfen, sondern an Ergebnissen interessiert
Nach dem Gymnasium studiert Eva-Maria Holzleitner Sozialwirtschaft. 2016 wählen sie ihre Parteigenoss:innen zur Landesvorsitzenden der “Jungen Generation” der SPÖ Oberösterreich. Ein Jahr später zieht sie als jüngste Abgeordnete ihrer Fraktion in das österreichische Parlament ein. Schon zu dieser Zeit zeichnet sich ihr politischer Stil klar ab: Holzleitner ist konstruktiv, bestimmt – und vor allem an Ergebnissen interessiert.
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Über das Privatleben der neuen Ministerin ist in der Öffentlichkeit übrigens nur wenig bekannt. Was man jedoch weiß: Die Tierfreundin besitzt Hund und Katze, kommt aus keiner klassisch sozialdemokratischen Familie und hat einen Lebensgefährten.
2021 folgt der nächste große Schritt auf Holzleitners politischem Weg: Mit gerade einmal 28 Jahren folgt sie Gabriele Heinisch-Hosek als Bundesfrauenvorsitzende der SPÖ nach. Außerdem wird sie zur stellvertretenden Bundesparteivorsitzenden gewählt. Zwei verantwortungsvolle Rollen in unsicheren Zeiten in der sozialdemokratischen Partei – der Kampf um den Parteivorsitz hat gerade erst begonnen. Doch Holzleitner bleibt cool. Bleibt immer auf der Seite der Frauen und lässt sich von männlichem Machtgehabe nicht irritieren.
2022 übernimmt Holzleitner den stellvertretenden Landesparteivorsitz in ihrer Heimat Oberösterreich. Nicht selten wird sie daraufhin als nächste Chefin der Landespartei nach Michael Lindner ins Spiel gebracht. Doch die bodenständige Oberösterreicherin hat andere Aufgaben im Visier.
Rote Frauenministerin in den Fußstapfen der Johanna Dohnal
Nach den Nationalratswahlen 2024 wurde Holzleitner ins Koalitions-Verhandlungsteam einberufen. Dort setzt sie sich besonders für die Rechte der Frauen, für “gleichen Lohn für gleiche Arbeit” und den Ausbau der Kinderbetreuung in ganz Österreich ein. Vor den Regierungsverhandlungen sagt sie der Zeitschrift Profil:
“Die SPÖ hat in den letzten 150 Jahren viel umsetzen können: Fristenregelung, Gleichbehandlungsgesetz, die Stärkung von Frauen in der Arbeitswelt, etc. Daran wollen wir weiterarbeiten mit Lohntransparenz, einem Nationalen Aktionsplan Frauengesundheit, Schwangerschaftsabbruch raus aus dem Strafgesetzbuch und noch vieles mehr.”

Nach dem Tauziehen um die Regierungsbank, dem Austtritt Meinl-Reisingers aus den 1. Verhandlungen zwischen Schwarz-Rot-Pink, der gescheiterten Gespräche zwischen FPÖ und ÖVP und den erneuten Verhandlungen zwischen ÖVP, SPÖ und Neos, ist es dann Ende Februar 2025 endlich so weit. Österreich hat eine neue Regierung. Und mit Eva-Maria Holzleitner eine neue und vor allem feministische Frauenministerin. Der NeuenZeit gibt sie einen Ausblick auf ihre Visionen:
„Mein Auftrag ist klar: Ich will das Leben von Frauen mit konkreten Maßnahmen verbessern. Der Fokus liegt dabei einerseits auf der finanziellen Unabhängigkeit. Wir konnten im Regierungsprogramm die Umsetzung der Lohntransparenz festschreiben, das ist ein ganz wichtiger Schritt dabei. Auch im Gewaltschutz haben wir viel vor: Ein Nationaler Aktionsplan gegen Gewalt an Frauen verpflichtet alle Ministerien dazu, konkrete Maßnahmen umzusetzen, damit Frauen endlich in Sicherheit leben können. Ich sehe es als Teil meiner Aufgabe, diese Maßnahmen auch einzufordern. Auch die Fußfessel für Hochrisiko-Gewalttäter wird hier Frauen mehr Sicherheit geben.“
Holzleitner: Junge Politikerin mit viel Erfahrung
Hohe Erwartungen muss Holzleitner nun erfüllen. Doch das dürfte die junge Politikerin eher anspornen, als beängstigen. “Don’t crack under pressure” – dieses Zeugnis könnte man Holzleitner bisher ausstellen. Ob im Grabenkampf um die Parteiführung, in schwierigen Debatten im Nationalrat, bei Fernseh-Interviews oder den Koalitionsverhandlungen: Holzleitner ist eine Frau, die viel aushält. Und damit ist sie gar nicht so anders, wie jede andere Frau in diesem Land.
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