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Bauwut in Graz: Widerstand gegen das Amazon-Zentrum wächst

Seit 2012 wurden in Graz 68 Hektar Boden versiegelt. Immer mehr der wenigen städtischen Grünflächen gehen so dauerhaft verloren. Überschwemmungen wie Ende Juli sind die Folge. Jetzt soll auf einer der wenigen freien Flächen im Südosten von Graz ein gigantisches Amazon-Zentrum entstehen. Der Widerstand dagegen ist groß. Um die Anrainerinnen und Anrainer zu schützen, fordert die SPÖ eine Sondersitzung des Grazer Stadtsenats.

Bodenversiegelung schreitet in Graz voran

Die Grazer Bauwut nimmt immer dramatischere Formen an. Hauptverantwortlich dafür sind private Immobilienkonzerne. Sie pumpten alleine im Jahr 2019 ganze 250 Millionen Euro in den Wohnungsmarkt. Leerstand und steigende Mieten sind die Folge. Gleichzeitig verschwinden durch die Bauwut auch immer mehr Grünflächen. Seit 2012 wurden 68 Hektar verbaut. Diese Fläche ist deutlich größer als die Vatikanstadt. Die Versiegelung senkt nicht nur die Lebensqualität der Bevölkerung sondern ist auch eine ökologische Katastrophe. Sie führte dazu, dass der Boden kein Wasser mehr aufnehmen kann. Überschwemmungen wie jene nach den Starkregenfällen Ende Juli, sind die Folge. In den Randbezirken treiben neben dem Wohnbau vor allem Gewerbeansiedlungen die Versiegelung voran. Ein besonders dramatisches Beispiel dafür, ist der Bau eines gigantischen Lieferzentrums von Amazon.

Das Amazon-Zentrum im Südosten von Graz

Regelmäßig sorgt der Online-Riese Amazon für Negativschlagzeilen. Während das Vermögen des Gründers Jeff Bezos im dreistelligen Milliardenbereich liegt, stehen Verstöße gegen das Arbeitsrecht in den weltweiten Niederlassungen an der Tagesordnung. Jetzt will sich Amazon auch in Graz ansiedeln. Auf dem geplanten Areal im südöstlichen Bezirk Liebenau steht im Moment noch ein großer Acker. Wenn es nach Amazon geht sollen dort jedoch auf 20.000 Quadratmeter zwei Hallen mit 1.240 Parkplätzen entstehen. Ganze 900 Transporter würden nach Fertigstellung jeden Tag ausschwärmen. Der Hauptanteil der Verkehrsbelastung trifft dabei die ohnehin schon von einem chronischen Verkehrschaos geplagte steirische Landeshauptstadt. Für den Grazer Einzelhandel bringt der Bau des Lieferzentrums eine Verschärfung der Konkurrenzsituation mit sich. Letztlich ist das Amazon-Zentrum daher schlecht für den Verkehr, die Wirtschaft und die Umwelt.

SPÖ fordert Sondersitzung des Grazer Stadtsenats

Angesichts der vielen Nachteile die das Amazon-Zentrum mit sich bringt, hat sich in den Monaten seit Bekanntwerden der Bauabsicht massiver Widerstand gebildet. Vor allem im betroffenen Gebiet selbst kämpft die Bürgerinitiative „Lebenswertes Liebenau“ gegen den Bau. Trotz der massiven Bedenken gegen das Lieferzentrum, entschied die Umweltabteilung des Landes Steiermark, dass keine Umweltverträglichkeitsprüfung notwendig ist. Dagegen kann die Stadt Graz noch zwei Wochen lang berufen. Im Moment sieht es jedoch nicht so aus, als würde Bürgermeister Siegfried Nagl (ÖVP) sich für eine Berufung einsetzen.

Daher fordert der Grazer SPÖ-Vorsitzende Michael Ehmann eine Sondersitzung der Stadtregierung. An dieser sollen neben den Stadträten alle Klubobleute, die Spitzen der städtischen Verwaltung und Vertreter der Bürgerinitiative „Lebenswertes Liebenau“ teilnehmen. Ehmann möchte, dass alle gemeinsam an einer für die Anrainerinnen und Anrainer möglichst schonenden Lösung arbeiten. Er hält außerdem weiterhin die Durchführung einer Umweltverträglichkeitsprüfung für notwendig. Es bleibt abzuwarten, ob die Sondersitzung des Stadtsenats abgehalten wird. Experten schätzen die Chancen den Bau des Amazon-Zentrums zu verhindern, als gering ein. Daher dürften wohl weitere 2 Hektar Naturfläche dauerhaft verloren gehen. Ein Ende dieser bedenklichen Entwicklung ist aktuell nicht in Sicht.

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