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Gratis-Essen für Kinder & „Politik von unten“: So will Traiskirchens Bürgermeister in den Landtag

Bürgermeister Andreas Babler hat im niederösterreichischen Traiskirchen Gratis-Essen in Schulen & Kindergärten sowie kostenloses Obst & Gemüse im örtlichen Sozialmarkt eingeführt. Und ein ehrenamtliches Team gegründet, das ältere Mitbürger:innen zum Arzt oder auf Spaziergängen begleitet. Jetzt will der SPÖ-Politiker mit Vorzugsstimmen in den Landtag.

Werden die Letzten die Ersten sein? Traiskirchens Bürgermeister Andreas Babler will das bei den anstehenden Landtagswahlen zumindest versuchen. Der SPÖ-Politiker steht auf dem letzten Platz der roten Kandidatenliste und will sprichwörtlich mit einer „Politik von unten“ den Sprung in den Landtag schaffen. Und mit Vorzugsstimmen, für die Babler seit Mitte Jänner offiziell wirbt.

Gratis-Essen für Kinder aus einkommensschwächeren Familien

Traiskirchen ist eine gewöhnliche niederösterreichische Stadt: Knapp 20.000 Einwohnerinnen und Einwohner, viel Industrie, ein Fußballklub in der dritthöchsten Spielklasse. Gleichzeitig ist Traiskirchen alles andere als „normal“: Hier steht mit der „Bundesbetreuungsstelle Ost“ Österreichs größtes Flüchtlingscamp. Das und eine Reihe an sozialen Projekten katapultieren die Stadt und ihren Bürgermeister immer wieder österreichweit in die Schlagzeilen.

So ist Traiskirchen seit dem Jahreswechsel etwa die erste Stadt Niederösterreichs, die Gratis-Essen in Schulen und Kindergärten eingeführt hat. „Die Förderungen sollen vor allem denjenigen zu Gute kommen, die es tatsächlich brauchen – wir setzen auf Treffsicherheit statt Gießkannenprinzip“, sagt Bürgermeister Babler dazu. Bisher kosteten die Mahlzeiten zwischen 3,70€ und 4,80€. Für einkommensschwächere Familien übernimmt die Kosten seit 1. Jänner die Stadt. Auch die Nachmittagsbetreuung in Kindergärten ist für sie ab sofort kostenlos.

Bürgermeister Andreas Babler: Vorzugsstimmen sind ein Zeichen

Babler ist ein Arbeiterkind: gelernter Maschinenschlosser, später Akkordarbeiter bei „Vöslauer Mineralwasser“. Er wolle „Politik von unten machen“ und „niemanden zurücklassen“. Ein Beispiel: Der Sozialmarkt in Traiskirchen sieht nicht aus wie ein solcher und heißt „Guter Laden“. Denn niemand soll sich schämen müssen, dort einkaufen zu gehen.

Seine Linie scheinen ihm die Traiskirchnerinnen und Traiskirchner abzunehmen: Bei seiner ersten Wahl 2015 verhalf er der SPÖ mit 73% zum besten Ergebnis in der Stadtgeschichte. Zur Wiederwahl 2020 waren es immer noch mehr als 71%.

Mit seinem landesweiten Vorzugsstimmen-Wahlkampf will Babler nun auch ein Zeichen setzen – für Menschlichkeit, Gerechtigkeit und „gleichberechtigte Teilhabe am gesellschaftlichen Leben für alle Menschen“.

Das versucht Babler in Traiskirchen vorzuleben. Er gründete ein ehrenamtliches Team, dass ältere Mitbürgerinnen und Mitbürger zum Arzt oder bei Spaziergängen begleitet. Während der Corona-Lockdowns griff er selbst zur Gitarre und spielte vor dem Altersheim ein Konzert, das die Bewohnerinnen und Bewohner corona-sicher von ihren Balkonen aus verfolgen konnten.

Traiskirchens Bürgermeister gibt für die Bewohnerinnen und Bewohner des Pflegeheims ein corona-konformes Konzert. // Bild: Facebook/Andreas Babler

Im “Garten der Begegnung” wächst Obst & Gemüse für den Sozialmarkt

Immer wieder äußert sich Babler auch zur Flüchtlingspolitik. Das Ernstaufnahmezentrum im Ort ist schließlich ein bestimmendes Thema. Oft verweist der SPÖ-Ortschef auf die prekären Zustände im Camp, das eigentlich für 500 Personen ausgelegt ist, zur Zeit aber rund 2.000 Menschen beherbergt. Bablers Prämisse: „Das Wesentliche ist, dass man die Frage von Flucht auf das reduziert, was sie ist, nämlich eine menschliche Frage.“

Das heißt für Babler: Menschen zusammenbringen. Der rote Politiker rief den sogenannten „Garten der Begegnung“ ins Leben. Dort bauen Traiskirchner:innen, Schüler:innen und Asylsuchende gemeinsam Obst und Gemüse an. Die reifen Äpfel, Gurken und Co. liegen dann im örtlichen Sozialmarkt gratis auf.

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Ein Kommentar

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  1. Das Pflegemangelproblem und Arztmangelproblem ist in dem Moment gelöst, indem kleine Krankenhäuser geschlossen werden und stattdessen Gesundheitstaxis die Patienten in das nächstgelegene Krankenhaus fahren. Kleine Krankenhäuser können keinen Herzinfarkt, Schlaganfall und schweren Unfall ( Polytrauma) behandeln – die Patienten glauben dies aber. Diese Krankenhäuser schlucken viel Geld und noch mehr Personal. Für 1 Dienstrad 24 h braucht man 8,4 Ärzte.

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