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Der Reiz des schnellen Geldes: Chancen und Risiken von Kryptowährungen

Kein anderes Phänomen hat die Finanzwelt in den letzten Jahren so auf den Kopf gestellt wie Kryptowährungen. Bitcoin und Co sind vom Rand ins Zentrum der Wirtschaftswelt gerückt. Die Macht der Kryptowährungen ist mittlerweile so groß, dass sogar Staaten ihre Einführung planen. Diese rasante Entwicklung bringt nicht nur Chancen, sondern auch Risiken für die Gesellschaft mit sich.

Der Aufstieg der Kryptowährungen

Kryptographie ist die Wissenschaft von der Verschlüsselung von Informationen. Lange Zeit hatte das nichts mit der Finanzwelt zu tun. Das änderte sich mit Beginn des Technologie-Booms in den 1990er-Jahren. Damals gab es viele Versuche, eine digitale Währung zu schaffen. Sie sollte im Grunde genommen nur aus Einträgen in einer Datenbank bestehen. Der Name Kryptowährung entstand, weil zum Zwecke der Verifizierung von Transaktionen und zur Erschaffung neuer Währungseinheiten eine kryptografische Verschlüsselung eingesetzt wurde. Letztlich scheiterten die ersten Experimente mit Kryptowährungen jedoch schnell.

Der Durchbruch gelang erst im Jahr 2009 mit der Einführung von Bitcoin. Die neue Währung wurde weder von Banken noch von einer Regierung kontrolliert. Das machte sie zunächst vor allem für finanzstarke Akteure aus dem kriminellen Umfeld attraktiv. Kryptowährungen eignen sich nämlich perfekt für Geldwäsche oder illegale Transaktionen aller Art. Im Darknet werden beispielsweise Waffen, Drogen und gefälschte Dokumente mit Bitcoin bezahlt. Ein Beispiel dafür ist die Plattform Wall Street Market, auf der drei Jahre lang über 1.000 Personen ihre illegalen Geschäfte abwickelten. Dabei wurden mit den Kryptowährungen Bitcoin und Monero 40 Millionen Euro umgesetzt. Anfang Juli verurteilte ein Gericht den Chef von Wall Street Market zu sieben Jahren und neun Monaten Haft. Zahlreiche andere ähnliche Portale sind weiterhin aktiv.

Mit der Zeit entdeckten jedoch auch Investoren und Spekulanten Bitcoin für sich. Sie versprachen sich vom damals noch neuen Phänomen, meist mit Erfolg, hohe Gewinne. Von den Anfängen im Halbdunkeln rückte Bitcoin so immer weiter ins Zentrum der Gesellschaft. Zwischenzeitlich entstand ein regelrechter Hype um die Kryptowährung. Bis 2017 stieg der Kurs für eine Bitcoin-Einheit von 0,07 auf 20.000 Dollar. Diese rasante Entwicklung führte dazu, dass viele der frühen Investoren reich wurden. Natürlich verstärkte das wiederum den Trend in Richtung Kryptowährungen. Schließlich begann Firmen damit, Milliarden in Bitcoin zu investieren. Damit waren Kryptowährungen endgültig in der Mitte der Gesellschaft angekommen.

El Salvador führt Bitcoin als Landeswährung ein

Der Trend in Richtung Kryptowährung ist mittlerweile so stark, dass sogar ganze Staaten ihre Einführung planen. Im Prinzip steckte dahinter der Gedanke, sich unabhängig vom globalen Finanzsystem zu machen. Es ist daher nur logisch, dass vor allem wirtschaftlich schwächere Länder an Kryptowährungen interessiert sind. Mit ihrer Hilfe ist es auch möglich internationale Sanktionen zu umgehen. Natürlich haben nicht alle Staaten, die daran denken, eine Kryptowährung einzuführen, dunkle Machenschaften im Sinn. Ein Beispiel dafür ist El Salvador. In dem zentralamerikanischen Land ist der Dollar seit 20 Jahren Staatswährung. Das führte zu einer großen Abhängigkeit von den USA. Unter anderem deshalb beschloss El Salvador am 8. Juni 2021 die Einführung von Bitcoin als zusätzlicher Landeswährung. Neben größerer Unabhängigkeit verspricht man sich davon die Schaffung von Tausenden neuen Arbeitsplätzen. El Salvador ist das erste Land, das eine Kryptowährung als Landeswährung einführte. Es ist aber zu erwarten, dass andere Staaten folgen werden.

Die Gefahren von Kryptowährungen

Neben Investoren und Staaten investieren auch immer mehr einfache Menschen in diverse Kryptowährungen. Bitcoin ist dabei längst nicht mehr der einzige Anbieter. Ohne dessen rasanten Aufstieg hätte es den aktuellen Boom jedoch sicher nicht gegeben. Wie bei Aktienspekulationen sind aber auch bei Kryptowährungen zahlreiche Risiken gegeben. Das zeigt schon ein Blick auf die Kursentwicklung von Bitcoin. Nach dem rasanten Aufstieg auf 20.000 Dollar stürzte die Währung innerhalb von nicht einmal zwei Jahren auf 7.200 Dollar ab. Wie so vieles an der Börse bleibt auch der Handel mit Kryptowährungen ein kaum kontrollierbares Glücksspiel. Außerdem sind schon längst milliardenschwere Investoren in das Geschäft eingestiegen. In Kryptowährungen zu investieren ist daher anders als der Kauf von Aktien der Firma Gamestop kein Beitrag im Kampf gegen die Finanzindustrie.

Daneben hat der Hype um Bitcoin und Co auch Betrüger aller Art angezogen. Erst kürzlich warnte die Arbeiterkammer daher vor Investitionen in Kryptowährungen. Wöchentlich melden sich alleine in der Steiermark mehrere Menschen, die in der Hoffnung auf große Gewinne Zehntausende Euro verloren haben. Dadurch, dass die Transaktionen verschlüsselt sind, „ist es nicht mehr nachvollziehbar, wer das Geld schickt und an wen es tatsächlich geht“, so Sandra Battisti von der Konsumentenschutzabteilung der steirischen Arbeiterkammer. Sie sieht Kryptowährungen generell als reine Spekulationsblase mit extrem hohen Verlustrisiko. Letztlich ist dieser Ansicht einiges abzugewinnen. Man muss dem aber auch gegenüberstellen, dass auch bei Investitionen in Aktien aller Art das Risiko von großen Verlusten besteht. Es ist daher nicht eindeutig zu beurteilen, ob Kryptowährungen gut oder schlecht sind. Auf jeden Fall sollte man sich aber davor hüten, dem Reiz des schnellen Geldes nachzugeben.

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