Seit 1974 produzierte die ATB in der Obersteiermark Elektromotoren. Nun steht das Werk vor der Schließung, 400 Arbeitsplätze sind in Gefahr. Die Geschichte der Belegschaft der ATB in Spielberg zeigt deutlich, was fehlgeleitete Globalisierung und Privatisierungswahn für die Menschen bedeuten.
1974 eröffnete das spätere ATB-Werk in Spielberg seine Pforten. Damals als Tochterunternehmen des deutschen Bauknecht-Konzerns. Es war seine zweite Fabrik in Österreich. Man produzierte Elektromotoren für Bauknecht, Haushaltsgereäte und kleinere Industriemotoren. Und es lief gut: Nach und nach wurde die Produktion anderer Werke übernommen. Immer mehr Arbeitsplätze bescherten der gesamten Region um Spielberg spürbaren Aufschwung.
Bauknecht-Pleite reißt Spielberg mit
1982 dann der Schock: Bauknecht war pleite und wollte das Werk schließen. Der damaligen Bundesregierung unter Bruno Kreisky und Fred Sinowatz (beide SPÖ) waren die Belegschaft, ihre Familien und die Obersteiermark aber nicht egal. Deshalb wurde die Fabrik verstaatlicht. Mit den klaren Zielen „Auffangen – Sanieren – Verwerten“ übernahmen 1983 die Gesellschaft für Bundesbeteiligungen an Industrieunternehmen (GBI) 66,6 % und die Steirische Beteiligungsfinanzierungs-Gesellschaft 33,3 % des Werkes. Damals entstand auch der Name ATB: er steht für „Antriebstechnik Bauknecht“. Die Sanierung glückte und das Werk lief wieder gut.
ATB-Privatisierung führt zur nächsten Katastrophe
Im Jahr 1990 erzielte die ATB Rekordergebnisse und wurde in eine Aktiengesellschaft umgewandelt. So stand 1992 ein neuer Mehrheitseigentümer vor den Werkstoren: die deutsche Flender-Gruppe. Doch die Belegschaft blieb nicht lange von den Turbulenzen internationaler Aktienmärkte verschont. Im Jahr 1996 schlitterte die Flender-Gruppe in die Krise. Und wieder kam die ATB zum Handkuss: Flender wollte das Werk in Spielberg verkaufen, ansonsten zusperren. Der unermüdliche Einsatz des Betriebsrats mit Unterstützung der SPÖ und der steirischen Politik, machte sich schließlich bezahlt: Die Republik verstaatlichte die ATB 1997.
Schwarz-Blau wiederholen den Fehler
Doch drei Jahre später kam die erste ÖVP-FPÖ-Regierung an die Macht und plötzlich konnte es nicht schnell genug gehen. Was privatisiert werden konnte, wurde oft ohne Rücksicht auf Verluste privatisiert. „Mehr privat, weniger Staat“ lautete das Credo. Die Regierung hatte außerdem ein Nulldefizit versprochen. Deshalb verkaufte sie kurzerhand Staatsbesitz – so auch die ATB. Im Dezember 2001 übernahm so die A-Tec-Gruppe von Mirko Kovats das Unternehmen. Diesmal dauerte es zehn Jahre bis zum nächsten Crash: Die A-Tec ging 2011 in Konkurs und riss ihre Tochterunternehmen mit. Die Geschichte wiederholte sich: Auch die ATB in Spielberg stand neuerlich vor dem Aus.
ÖVP und Grüne ignorieren 400 Kündigungen
Noch einmal konnte die Werkschließung abgewendet werden. Doch viele hatten beim Investor kein gutes Gefühl. Die chinesische Wolong-Gruppe kaufte ATB zum Schnäppchenpreis. Mit vollmundigen Zusagen: Sie versicherte, das Werk zu erhalten und auszubauen. Die Wahrheit sah anders aus. Wolong investierte kaum mehr in Spielberg und exportierte lieber Know How nach China. Im Juli 2020 schickte der chinesische Konzern die ATB in Spielberg schließlich in die Insolvenz. Wolong will das Werk schließen, 400 MitarbeiterInnen kündigen und die Maschinen nach Polen verlagern. Dort will der Konzern billiger produzieren. Von der Schwarz-Grünen Bundesregierung kam bisher keinerlei Unterstützung.
Ob es wirklich das letzte Kapitel in der ereignisreichen Geschichte der ATB in Spielberg war? Die Belegschaft gibt den Kampf um ihre Arbeitsplätze nicht auf!
Standortbedingte zu hohe Lohnstückkosten können zwar temporär wegsubventioniert werden, in einem globalen Markt eben nur auf Zeit. Wenn nicht ein Aufschlag in Höhe der anderswo im Sozialwesen anteilig eingesparten Kosten erfolgt und eingehoben wird, ist das eine Abwärtsspirale der Austattung der Wohlfahrt des Gemeinwesens und daran geht auch keine Subventionsalternative vorbei. Das ist bereits innerhalb der EU der Fall, wo bereits zahlreiche Standortverlagerungen vorgenommen wurden und werden. Die EU ist auch keine Union, bei der soziale Erfordernisse im Konzept beinhaltet sind und der Abbau sozialer Errungenschaften ist daher eine klare Folge eines gemeinsamen Marktes auf rein wirtschaftlicher Basis.
Дружба/Druschba
Typisch für diese Regierung!
Unfähig zu den Fehlern zu stehen, die sie verursacht haben. Man hüllt sich lieber in Schweigen, wie bei allem was dieser Regierung unbequem erscheint.
Keine Verantwortung übernehmen ist der große Sil !!! Man kann nur hoffen, dass die Menschen ihren Job nicht verlieren und eine Lösung gefunden werden kann, die das Gröbste abfedert.
Sosehr ich der Meinung bin „Mehr Staat, weniger privat“ ist ok: Im Artikel steht das an der falschen Stelle!
Was privatisiert werden konnte, wurde oft ohne Rücksicht auf Verluste privatisiert. „Mehr Staat, weniger privat“ lautete das Credo …
klingt für mich etwas widersprüchlich 😉