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Betriebsversammlung bei ATB: „Wir geben nicht auf“ – Abtransport der Maschinen nicht fix

Der steirische Standort des Traditionsbetriebs ATB soll geschlossen werden, weil die chinesischen Eigentümer die Produktion auslagern wollen. Damit verlieren 400 Beschäftigte ihre Arbeitsplätze. Aber die Belegschaft gibt nicht auf: ATB-Betriebsrat Michael Leitner berichtet der NeueZeit von einer kämpferischen Betriebsversammlung und der Hoffnung auf zwei ausständige Gerichtsurteile.

Auch bereits Gekündigte kommen zur Betriebsversammlung

Mittwoch, 2. September, 9 Uhr vormittags. Die Beschäftigten des steirischen Traditionsbetriebs ATB treffen sich zur Betriebsversammlung. Der Raum ist voll: Nicht nur die verbliebenen Arbeiter, auch jene, die ihren freien Tag haben oder sogar schon gekündigt wurden, sind gekommen. Betriebsrat Michael Leitner informiert seine Kolleginnen und Kollegen über die aktuellen Entwicklungen.

Die Stimmung sei zwiespältig gewesen, berichtet er danach der NeueZeit. „Viele sind verärgert, aber vor allem traurig.“ Die Beschäftigten können nicht schlafen, haben Alpträume und sind teilweise kränklich. „Die psychische Belastung ist enorm.“

Trotzdem, oder gerade deswegen wie Betriebsrat Leitner betont, herrscht Optimismus und der Wille, nicht aufzugeben. Die Belegschaft habe bei der Betriebsversammlung den Wunsch geäußert, solange zu kämpfen, wie auch noch eine Chance besteht, Arbeitsplätze und den Standort in Spielberg zu retten.

„Wir haben uns vor die Belegschaft gestellt und gesagt, dass wir bereit sind, ihren Wunsch zu erfüllen. Wir kämpfen weiter.“, sagt Leitner.

300 ATB-Beschäftigte verlieren Arbeitsplatz

Die Chance, die die ATB-Beschäftigten sehen, liegt in zwei noch ausständigen Gerichtsurteilen. Das erste betrifft den geplanten Abtransport der Maschinen nach Polen und Serbien, das zweite das laufende Insolvenzverfahren.

Wie berichtet plant die chinesische Wolong-Gruppe, seit 2011 Eigentümerin des steirischen Elektromotoren-Herstellers ATB, den Produktionsstandort in Spielberg zu schließen. Die Maschinen sollen nach Polen und Serbien verlagert werden, um dort billiger produzieren zu können. Das Management hat bereits 300 ATB-Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in der Steiermark gekündigt.

Rund 1000 Menschen protestierten letzte Woche gegen die Werksschließung in Spielberg // Bild: Alina Bachmayr-Heyda

Abtransport der Maschinen noch nicht fix

Für den geplanten Abtransport der Maschinen hatte das Management zunächst schon eine Genehmigung. Ein Einspruch gegen den Abtransport wurde erst am Dienstag vom Landesgericht Leoben abgelehnt – die Maschinen sollen also weg. ATB-Geschäftsführer Rolf Primigg meint gegenüber dem ORF dazu ganz trocken: „Alles andere hätte den betroffenen Mitarbeitern erneut falsche Hoffnungen vermittelt.“

Aber die Belegschaft gibt nicht auf. Betriebsrat Leitner bestätigt, dass die ISA (Insolvenzschutzverband für Arbeitnehmer) erneut Einspruch eingelegt hat – diesmal eine Instanz höher, beim steirischen Oberlandesgericht. Der Abtransport der ATB-Maschinen aus der Steiermark ist also noch nicht fix, sie sollen jedenfalls bis November in Spielberg bleiben.

Gerichturteile sollen im September kommen

Auch ein zweiter Einspruch liegt derzeit beim Oberlandesgericht: Die ISA legt Beschwerde gegen das von der ATB beantrage sogenannte „Sanierungsverfahren in Eigenverwaltung“ ein. Ein solches Sanierungsverfahren würde bedeuten, dass kein anderer Investor den Standort Spielberg übernehmen kann. Lehnt das Oberlandesgericht den Einspruch ab, wäre das wohl das endgültige aus für den Betrieb in der Steiermark.

Betriebsrat Leitner rechnet damit, dass das Gericht in beiden Fällen noch im September zu einem Urteil kommt. Bis dahin bemüht sich der Betriebsrat weiter um einen Termin bei Bundeskanzler Kurz, um „im Namen von 400 Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern“ vorsprechen zu können. Die letzte Terminanfrage blieb von Kurz drei Wochen unbeantwortet, ehe ein Mitarbeiter mitteilte, man habe die Anfrage der ATB-Belegschaft übersehen.

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