Gesellschaft

Bauern: Statt Klein- und Mittelbetriebe zu unterstützen, versagt ÖVP bei Agrarpolitik

Die Förderungen in der Landwirtschaft sind weder sozial, noch gerecht. Das meint Michael Schwarzlmüller, Vorsitzender der SPÖ Bauern. Die Agrarpolitik der ÖVP sei für ihn vor allem auf EU-Ebene nur „ein Anhängsel“ der Agrarlobby. Für die Bauernproteste in Deutschland habe er deswegen auch Verständnis und fordert eine Diskussion über die Missstände heimischer Höfe. Eine Zusammenarbeit mit Rechtsextremen lehnt er aber entschieden ab.

„Unsere Bäuerinnen und Bauern arbeiten sieben Tage die Woche, sie sind immer auf Abruf und wenn andere ihren Jahresurlaub machen, haben sie Erntezeit. Sie wirtschaften unter großem ökonomischen Druck, dem Preisdruck durch die Diskonter, der großen Schlachthöfe und Molkereien und dem schwankenden Weltmarkt.“ Aus diesem Grund zeigt Michael Schwarzlmüller, Chef der SPÖ-Bauern und selbst Landwirt aus Oberösterreich, Verständnis für den Unmut der Bauern. Von der ÖVP fordert er „Gerechtigkeit in der Landwirtschaft“ – sie habe sich der Agrarlobby unterworfen und bei der europäischen Agrarpolitik versagt.

Die Bauernproteste in Deutschland sieht er als willkommenen Anlass auch in Österreich über die Missstände in der Landwirtschaft zu sprechen. EU-Förderungen für Großbetriebe müsse man sich laut ihm nochmal genau ansehen und jene, die die aktuellen Missstände noch vergrößern, dringend beseitigen.

ÖVP versagt: Schwarzlmüller will Missstände in Landwirtschaft beseitigen

Schon der letztes Jahr veröffentlichte Grüne Bericht hat die ungerechte Verteilung von Förderungen schonungslos dokumentiert. Die von der ÖVP betriebene Förderpolitik agiere laut Schwarzlmüller nach dem Motto: „Je größer der Betrieb, umso höher die Förderung“. Im Grünen Bericht zeigt sich das deutlich:

620 Betriebe bekommen gleich viele Förderungen ausbezahlt wie 50 Prozent aller anderen bäuerlichen Betriebe zusammengerechnet. Dass das ein massives Ungleichgewicht darstellt, kommentiert der SPÖ-Bauern-Chef mit einem Aufruf für mehr Gerechtigkeit in der Landwirtschaft:

„Die ÖVP lässt die kleinen und mittleren Bäuerinnen und Bauern im Stich – und das schon seit Jahren. Wir SPÖ Bäuerinnen und Bauern treten dafür ein, dass die Förderungen in der Landwirtschaft sozialer und gerechter werden. Es braucht ein komplett neues Denken in der Förderpolitik“

Dem Verdrängungs- und Preisdruckwettbewerb zulasten der kleinen und mittleren landwirtschaftlichen Betriebe möchte er damit endlich ein Ende setzen. Die ÖVP habe nun die Chance, zu zeigen, ob sie wirklich ein Interesse daran hat das Sterben der klein- und mittelstrukturierten landwirtschaftlichen Betriebe zu verhindern oder ob es ihr nur um die Interessen der Agrargroßkonzerne gehe.

Verständnis für Bauern-Proteste, aber keine Zusammenarbeit mit Rechtsextremen

Für die Bauernprotesten in Deutschland habe er Verständnis, doch wenn Rechtsextreme mit marschieren habe auch Schwarzlmüller seine klaren roten Linien:

„Die Landwirtinnen und Landwirte müssen vorsichtig sein, denn es gibt Tendenzen, dass die Demonstrationen in Österreich und Deutschland – ähnlich wie auch schon bei den Corona Demos – von Rechtsextremen unterwandert werden“.

Auch Landwirtschaftsminister Norbert Totschnig (ÖVP) stimmt dem SPÖ-Bauernvorsitzenden zu und sieht die EU gefordert. Im Gegensatz zu den SPÖ Bauern sieht Totschnig allerdings weder Agrarlobby, noch veraltete Fördermodelle als Problem an. Lieber wären ihm bei Regelungen zum Klima-, und Artenschutz, wie auch der Biodiverstität Abstriche zu machen. Schwarzlmüller warnt jedoch vor einem politischen Rundumschlag. Man solle hier nicht ein Thema gegen ein anderes ausspielen.

NeueZeit Redaktion

Share
Veröffentlicht von
NeueZeit Redaktion
Tags: Agrarpolitik EU featured Landwirtschaft ÖVP SPÖ Bauern Wirtschaft

Ähnliche Artikel

  • Oberösterreich

ÖVP verspricht vor 30 Jahren neue Donaubrücke – Bis heute nichts gebaut!

2027 endet die Lebensdauer der Donaubrücke bei Mauthausen. Was dann passiert ist unklar. Totalsperre? Verkehrskollaps?…

8. Mai 2025
  • Frauen

Review: Beatrice Frasl „Entromantisiert euch!“ – Lesung im Stadtkino

Beatrice Frasls "Entromantisiert euch" polarisiert. Ihre These: Romantische heterosexuelle Paarbeziehungen, nützen den Frauen weitaus weniger…

6. Mai 2025
  • Burgenland

Das Burgenland in der EU: Eine 30-jährige Erfolgsstory!

Mit dem EU-Beitritt vor 30 Jahren begann für Österreich eine Periode des wirtschaftlichen Aufschwungs. Auf…

5. Mai 2025
  • Niederösterreich

Waldviertel: Demenzpatientin muss 5 Monate auf Pflegeheimplatz warten 

Waldviertel: Zu Weihnachten stirbt der Vater, zurück bleibt die demenzkranke Mutter. Was danach passiert ist…

2. Mai 2025
  • Interview

Ökonomin und Finanzminister zu Trumps Chaos-Zöllen: “Panikkäufe nicht angesagt.”

Anfang April kündigte der amtierende Präsident Donald Trump Einfuhrzölle für nahezu die gesamte Welt an.…

30. April 2025
  • Oberösterreich

E-Carsharing am Land: Mit dem „MühlFerdl“ durch’s Mühlviertel

Urbane Zentren wie Linz, Salzburg und Wien setzen längst auf Carsharing. Aber auch das Mühlviertel…

30. April 2025