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Bauernopfer? Großer Agrar-Investor gegen „kleinen“ Bauern – Unsere Lebensmittelsicherheit steht am Spiel

Foto von Mark Stebnicki: https://www.pexels.com/de-de/foto/feld-sommer-landschaft-landwirtschaft-18900462/

1975 gab es in Deutschland fast 1 Million landwirtschaftliche Betriebe. Weil Agrar-Investoren und Großbauern unzählige Kleinbetriebe verdrängt haben, existierten 2018 nur noch 266.000. Dieser Abwärtstrend aus unserem Nachbarland macht auch an Österreichs Grenzen nicht Halt. Auf die Straßen protestieren werden unsere Bauern wohl trotzdem nicht so schnell gehen – auch wenn sie es gemeinsam mit der Bevölkerung dringend tun sollten.

Vergangene Woche streikten in ganz Deutschland die Bauern, weil die Ampelregierung (SPD, Grüne und Liberale) Kürzungen bei der Agrardiesel-Förderungen geplant hatte. Das trieb die Bauern von ihren Feldern auf die sprichwörtliche Palme – mitsamt ihrer Traktoren, Anhänger und Milchwägen fluteten sie die deutschen Städte. Solidarisiert haben sich mit ihnen aber nicht jene, die von der Arbeit der Bauern ernährt werden, sondern vor allem rechtsextreme Fanatiker.

 

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Seither stelle ich mir die Frage: Ist der Protest der deutschen Bäuerinnen und Bauern gerechtfertigt? (Denn die Mittel und der teils gewaltvolle Aufstand waren es sicher nicht.) Und: steht uns sowas in Österreich womöglich auch bevor? 

Zahl der bäuerlichen Betriebe sinkt seit Jahren

Hierzulande ist die Zahl der bäuerlichen Betriebe in den letzten Jahrzehnten, genau wie in Deutschland, massiv gesunken. Aktuell gibt es noch knapp über 100.000 Bauernhöfe. 1995 waren  es noch doppelt so viele. Allein im letzten Jahr mussten wieder 1.009 Bäuerinnen und Bauern ihren Hof aufgegeben – auch im Biosektor sank die Zahl um 579 Höfe auf nur noch 22.730 Betriebe. 

Foto von no one cares auf Unsplash

Ein Grund sind sicher die Bedingungen, unter denen die Bauern europaweit arbeiten müssen: Sieben Tage die Woche, rund um die Uhr und das auch noch das gesamte Jahr hindurch. Hinzu kommt, dass die Bauern die gestiegenen Preise für Treibstoff, Maschinen, Tierfutter oder Düngemittel nicht einfach an den Markt weitergeben können. Die bestimmen nämlich die Großhandelsketten. 

Geldgierige Agrar-Investoren gefährden Lebensmittelsicherheit

Aber auch Großinvestoren, die riesige Agrarflächen aufkaufen, machen es den Bäuerinnen und Bauern immer schwerer. Kaum ein Landwirt kann über Zukäufe von Agarflächen nachdenken. Pharmaunternehmen, Versicherer oder Bauunternehmer haben sich in den letzten Jahren mit Ackergold regelrecht eingedeckt. Für die kleineren Landwirte bleibt immer weniger (leistbare) Anbaufläche übrig. Eine Entwicklung, die uns Sorgen machen sollte. Denn am Ende sind es unsere Lebensmittel, die auf den immer weniger werdenden Flächen und zu noch höheren Preisen, angebaut werden müssen.

Foto von Zoe Schaeffer auf Unsplash

Statt rechtem Hass und Hetze: Anliegen der Bauern ernst nehmen

Eines ist klar: Das Bild des idyllischen Familien-Bauernhofs mitten in den Bergen, ist längst dem einer Massenabfertigung auf Kosten der Tiere, der Umwelt und am Ende auch des Menschen gewichen. Die „kleinen“ Bäuerinnen und Bauern gibt es de facto nicht mehr. Unsere Lebensmittelversorgung liegt jetzt in der Hand von Großbauern und geldgierigen Agrar-Investoren. Ich glaube nicht, dass das die Vorstellung ist, die wir für unsere Nahrungsversorgung haben wollen. 

Die rechte Vereinnahmung der Bauernproteste nun einmal zur Seite geschoben: Das wahre Bauernopfer sind wir. Wenn wir unsere Ernährung in die Hand von geldgierigen Großinvestoren legen, wenn wir die Bauern zwingen immer mehr in weniger Zeit zu produzieren und wenn wir ihre Anliegen nicht ernst nehmen, dann dürfen wir uns nicht wundern, wenn am Ende nur (brauner) Mist am Teller landet. 

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Bild: Unsplash/Marek Piwnicki

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