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Neue KI-Technologie könnte zur Früherkennung von Brustkrebs beitragen

Brustkrebs machte 2020 13,3 Prozent der neu diagnostizierten Krebsfälle in Europa aus. Damit ist Brustkrebs die am häufigsten auftretende Krebsart in der EU. Im Durchschnitt erkrankt eine von elf Frauen vor dem 74. Lebensjahr daran. Ein indisches Start-Up hat nun ein neues Gerät entwickelt, das mit Hilfe von KI (Künstlicher Intelligenz) zur Früherkennung von Brustkrebs beitragen könnte.

Der Artikel erscheint auch auf scoop.me. Zum Originaltext auf Englisch geht es hier.

Brustkrebs ist weltweit die häufigste Krebsart. Zwar sind vor allem Frauen davon betroffen, doch bis zu ein Prozent aller Fälle wird auch bei Männern diagnostiziert. Obwohl Brustkrebs die Hauptursache für Krebstodesfälle bei Frauen ist, sind die Überlebensraten rund um den Globus sehr unterschiedlich. Während in Ländern mit hohem Einkommen durchschnittlich neun von zehn Patientinnen überleben, liegen die Überlebensraten in Indien (sechs von zehn) und Südafrika (vier von zehn) deutlich darunter.

Laut Weltgesundheitsorganisation (WHO) liegen diese unterschiedlichen Überlebensraten vor allem daran, dass Länder mit hohem Durchschnitts-Einkommen einen besseren Zugang zu einer „allgemeinen Gesundheitsversorgung und eine größere Anzahl öffentlicher Krebszentren“ bieten. Forscher haben deshalb zugängliche und billige Technologien entwickelt, um Tumore in Ländern mit niedrigem Einkommen leichter diagnostizieren zu können. Eine dieser Technologien aus Indien zeigt nun erste Erfolge.

Warum erkranken Menschen an Brustkrebs?

Bislang hat die Wissenschaft noch keine richtige Antwort auf die Frage, wodurch Brustkrebs eigentlich ausgelöst wird. Die Ursachen für die Krankheit sind nach wie vor unbekannt. Es gibt jedoch bestimmte Risikofaktoren, die die Wahrscheinlichkeit einer Erkrankung erhöhen können.

Die Wahrscheinlichkeit, einen Tumor zu entwickeln erhöht sich stark, wenn Familienmitglieder bereits erkrankt sind. Inzwischen haben Wissenschaftler zwei Gene namens BRCA1 und BRCA2 gefunden, die mit einem erhöhten Risiko für Brust- und Eierstockkrebs in Verbindung gebracht werden. Es kann jedoch auch sein, dass bei Personen in derselben Familie nur zufällig eine solche Diagnose gestellt wird. Brustkrebs ist nämlich nach wie vor die am häufigsten diagnostizierte Krebsart.

Ein weiterer Faktor, der das Risiko, an Brustkrebs zu erkranken, erhöht, ist das Alter der Patientin. Die meisten Fälle werden bei Frauen über fünfzig Jahren diagnostiziert: Deshalb sind regelmäßige Vorsorgeuntersuchungen für die Früherkennung der Krankheit entscheidend.

Technologie hat dazu beigetragen, die Sterblichkeit zu senken

Seit 1980 ist die Brustkrebssterblichkeit in Ländern mit hohem Durchschnitts-Einkommen um 40 Prozent zurückgegangen. Wissenschaftlern zufolge ist das vor allem der fortschrittlichen Technologie und der dadurch ermöglichten Frühdiagnose zu verdanken. Da die neuen Technologien und Behandlungsmethoden immer wirksamer werden, geht die Sterblichkeitsrate in der EU tendenziell weiter zurück. Dies weckt die Hoffnung, dass Brustkrebs in naher Zukunft leichter heilbar sein wird.

Trotz der tendenziell sinkenden Sterblichkeitsrate gibt es jedoch auch innerhalb der EU erkennbare Unterschiede bei den Überlebensraten. Eine Studie des Europäischen Krebsinformationssystems aus dem Jahr 2020 besagt, dass die Fünf-Jahres-Überlebensrate von Brustkrebspatientinnen in Nord- und Westeuropa höher liegt als in Osteuropa. Der Studie zufolge liegt dies an der unterschiedlichen Qualität der Diagnose und Behandlung in den verschiedenen EU-Ländern. Daher ist der Mangel an angemessener Gesundheitsversorgung nach wie vor der Hauptgrund für die unzureichende Behandlung von Brustkrebs sowohl weltweit als auch innerhalb der EU.

Früherkennung von Brustkrebs durch KI

Bei Brustkrebs ist die Früherkennung besonders wichtig. Denn je früher der Tumor entdeckt wird, desto größer sind die Heilungschancen.. Ein von dem indischen Technologieunternehmen Niramai entwickeltes Gerät könnte nun neue Ansätze für die Frühdiagnose bieten. Denn es arbeitet mit einer Kombination aus thermischen Scans und künstlicher Intelligenz, was sich bei der Erkennung von Tumoren als erfolgreich erwiesen hat.

Ab dem Alter von 50 Jahren wird Frauen empfohlen, sich alle zwei Jahre einer Mammografie zu unterziehen. Das Abtasten der Brust durch den behandelnden Gynäkologen oder die Patientin selbst sollte jedoch ab dem 25. Lebensjahr regelmäßig erfolgen. Die neue Screening-Technologie könnte diese Tastuntersuchung in Zukunft überflüssig machen. Dies ist besonders wichtig, da das Verfahren den Patientinnen mehr Privatsphäre bietet. Das hat sich insbesondere für Frauen aus ländlichen Gebieten als wichtig erwiesen und zu einer „breiteren Akzeptanz dieser Technologie“ geführt, wie in einer aktuellen Studie festgestellt wurde.

So funktioniert die KI-Früherkennung von Brustkrebs

Das Unternehmen selbst bezeichnet seine Technologie als „computergestützte Diagnosemaschine“, was ihren Zweck ziemlich genau auf den Punkt bringt. In einem ersten Schritt nimmt das medizinische Gerät Wärmebilder auf, um Informationen über die Temperatur der Haut der Patientin oder des Patienten zu erhalten. Die KI analysiert dann diese Bilder, um zu sehen, ob irgendwelche Anomalien entdeckt werden können. Da die herkömmliche Untersuchung dieser Bilder sehr zeitaufwändig ist und nur von Experten durchgeführt werden kann, könnte die Technologie dazu beitragen, Brustkrebs bis zu fünf Jahre früher zu erkennen. Ein weiterer Vorteil der KI-Technologie sind ihre relativ geringen Kosten. Im Vergleich zu den üblichen Verfahren der Krebserkennung beträgt die neue Thermalytix-Methode nur ein Zehntel der Kosten einer Mammographie.

Brustkrebspatientinnen werden durch soziale Stigmatisierung beeinflusst

Es ist kein Zufall, dass Indien in Sachen Vorsorgemethoden auf dem neuesten Stand ist. Jedes Jahr stirbt die Hälfte aller Frauen, bei denen Brustkrebs diagnostiziert wird, weil die Tumore zu spät erkannt werden. Wie bereits erwähnt, ist dies vor allem auf den mangelnden Zugang zu einer angemessenen Gesundheitsversorgung zurückzuführen: 65 Prozent der indischen Bevölkerung leben in ländlichen Gebieten mit wenig oder gar keinem Zugang zu Untersuchungszentren. Ein weiterer Faktor, der oft vergessen wird, ist das soziale Stigma, das mit Brustkrebs verbunden ist. Die Krankheit und ihre Behandlung beeinflussen die Patientinnen auf körperlicher und sozio-psychologischer Ebene erheblich.

Mit Hilfe der neuen Technologie könnte die Früherkennung eine breitere Akzeptanz in der Gesellschaft finden und für Risikopersonen leichter zugänglich werden. Es ist klar, dass die Mammographie nicht sofort durch die KI-Technologie ersetzt werden kann. Die Notwendigkeit neuer Technologien in diesem Bereich könnte jedoch den Weg für die Einführung kosteneffizienter und leicht zugänglicher Erkennungsmethoden ebnen.

Johanna Pauls

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