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Bürgermeister Alexander Leutgeb: „Mir war wichtig, dass ich meinen eigenen Beitrag leiste“

Bildcredits: MecGreenie

Mit 60,5 Prozent hat sich Alexander Leutgeb (SPÖ) in der Gemeinde Baumgartenberg in der Stichwahl als Bürgermeister durchgesetzt. Damit ist er der jüngste Bürgermeister ganz Oberösterreichs. Die NeueZeit hat mit ihm über seine Ziele für die 1.900 Einwohner:innen Marktgemeinde gesprochen, wieso franktionsübergreifende Zusammenarbeit für ihn so wichtig und sein Alter eher zweitrangig ist.

NeueZeit: Erstmal herzlichen Glückwunsch zur Wahl. Sie sind jetzt der jüngste Bürgermeister Oberösterreichs. Wie fühlt sich das an?

Alexander Leutgeb: Mein Alter war mir immer weniger ein Thema. Ich wollte eher in den Vordergrund stellen, dass es nicht auf das Alter ankommt, sondern immer auf die Kompetenz und das, was man mit seinem Wissen für den Beruf einbringt. Aber ich denke, es ist einfach super zu verzeichnen, dass die Menschen mir so klar das Vertrauen geschenkt haben und das eben, obwohl ich auch so jung bin.

Alexander Leutgeb
Alexander Leutgeb, 26 Jahre alt, hat die Stichwahl um den Bürgermeisterposten in Baumgartenberg mit 60,5 Prozent klar gewonnen. Dabei war er beim ersten Wahldurchgang noch mit der ÖVP-Politikerin Natascha Burian gleich auf. In seiner Freizeit spielt er gerne Fußball oder macht anderweitig Sport.

Dann apropos Vorwissen. Sie sind Lehrer für Sonderpädagogik. Gibt es etwas aus Ihrem Beruf, das Ihnen im Bürgermeister-Alltag hilft?

Ich denke, was man als Lehrer braucht, vor allem kommunikativ, ist ein bisschen ein Fingerspitzengefühl im Umgang mit Menschen. Ich arbeite in der Schule natürlich mit Schülerinnen und Schülern, aber was man nicht sieht, ist auch sehr, sehr viel Elternarbeit. Dazu gehört auch sehr viel Koordinierung, Absprache im Kollegium. Das sind auch Sachen, bei denen ich Vorwissen und Kompetenzen habe, die ich jetzt mitnehme. Einerseits dort in meiner politischen Arbeit, aber auch, wenn es dann darum geht, irgendwie mit Bürgerinnen oder Bürger etwas zu koordinieren oder zu besprechen.

Der Blick auf Baumgartenberg. Bildcredits: MecGreenie

Sie wurden mit 60,5 Prozent in der Stichwahl gewählt. Haben Sie mit so einem klaren Ergebnis gerechnet?

Na, definitiv nicht. Also ich habe wirklich mit meinem Team das Beste draus gemacht. Ich habe sehr, sehr gute Unterstützung gehabt und habe Hausbesuche gemacht. Natürlich haben diese 14 Tage zwischen der ersten Wahlrunde und der Stichwahl nicht ganz gereicht, um alle Haushalte zu erreichen, aber ich habe eigentlich bis Samstag noch an Türen geklopft und habe die persönlichen Gespräche gesucht.

Baumgartenberg als Standort für Bildung und Arbeit

Was macht Baumgartenberg für Sie besonders?

Wo ich sehr, sehr stolz bin, ist, dass Baumgartenberg ein sehr großer Bildungsstandort ist und dass man bei uns von Krabbelstube bis zur Matura sehr viel machen kann. Baumgartenberg ist ein Ort, wo es viele Betriebe gibt, das heißt, man kann dort auch gut bezahlt arbeiten. Fachkräfte werden händeringend gesucht. Aber auch verkehrsmäßig ist Baumgartenberg sehr gut angeschlossen, obwohl es nur ländlich gelegen ist. Eine wirklich lebenswerte Gemeinde und ich bin stolz, sie präsentieren zu dürfen.

Und was wären Herausforderungen, die jetzt auch auf Sie zukommen?

Was wir uns natürlich anschauen müssen, ist wie wir mit der angespannten Finanzlage umgehen, das ist natürlich sicher eine Herausforderung. Oder auch wie können wir unseren Marktstadl wieder eröffnen. Den müssen wir baulich sanieren. Die Menschen würden sich außerdem wünschen, dass es bei uns wieder einen Nahversorger, also ein Lebensmittelgeschäft, vor Ort gibt. Da möchte ich mich einsetzen und habe schon erste Anrufe getätigt. Das wären einmal so ganz, ganz große Themen, die da liegen. Dann haben wir einen ehemaligen Wirtschaftstrakt vom Kloster in Baumgartenberg, das ist die sogenannte Machland-Arkade, die Menschen wünschen sich eine Lösung, was damit geschieht. Da wird es wahrscheinlich in Richtung eines Verkaufes dieses Gebäudes gehen.

Sie wurden einmal zitiert mit „Frische Ideen und neue Perspektiven“. Was wäre so eine frische Idee?

Ich glaube, es braucht vor allem ein anderes Miteinander. Vor allem weil ja die Zusammensetzung bei uns im Gemeinderat gleich bleibt. Es muss ein ganz anderes Verständnis da sein, wie jetzt die Politik eben gemacht wird. Genau das ist dieser Umgang untereinander, den ich pflegen möchte. Die anderen frischen Ideen, ich habe es jetzt eh kurz skizziert, das Thema Nahversorgung, der Marktstadl, plus den Verkauf der Machland-Arkade. Glaub, dafür braucht es noch mal einen Anlauf.

Auch in Baumgartenberg wie in vielen Teilen Oberösterreichs: Finanzsituation angespannt

Sie haben vorhin ganz kurz die Finanzsituation angesprochen. Es ist ja gerade so, dass in Oberösterreich die Hälfte der Gemeinden heuer noch zu Abgangsgemeinden werden könnten. Wie sieht es gerade in Baumgartenberg aus und kommt ihr damit trotzdem noch zurecht?

Wir sind auch schon länger eine Abgangsgemeinde. Das schränkt natürlich den Handlungsspielraum ein und auch da habe ich schon Kontakt zum Landesrat Linder hergestellt, das war mir ganz wichtig. Weil die Landespolitik den Handlungsspielraum der Gemeinden beeinflusst und es natürlich da meiner Meinung nach klar eine bessere Ausfinanzierung der Gemeinden braucht, damit eben Spielraum bleibt. Das merke ich jetzt schon, in meinen ersten Tagen im Amt, wie schwierig es dann ist, wenn man eben Abgangsgemeinde ist und die Härteausgleichskriterien erfüllen muss.

Alexander Leutgeb bei seiner Anlobung als Bürgermeister von Baumgartenberg. Bildcredits: Tobias Mitterlehner

Junge Menschen sind ja eher selten in der Politik oder auf jeden Fall unterrepräsentiert. Was hat Sie denn dazu gebracht, in die Politik zu gehen?

Politik war immer ein Thema bei mir. Mein Elternhaus war politisch, wir waren nicht parteipolitisch, aber wir waren immer ein politischer Haushalt, wo ganz kontrovers diskutiert wurde. Und irgendwann habe ich für mich entschieden, dass dieses Sudern, und dieses „das passt mir nicht, das passt mir nicht“, dass das nicht genug ist. Mir war wichtig, dass ich selber meinen Beitrag leiste, und für mich war es dann so, dass ich angefangen habe, mich politisch zu engagieren. Erst im Gemeinderat und Gemeindevorstand, bin dann Ortsparteivorsitzender geworden und so ist es irgendwie immer mehr geworden. Bis hin zum Bürgermeisteramt.

Bürgermeister Alexander Leutgeb: „Zusammenarbeit mit allen Franktionen sehr wichtig“

Man hat wahrscheinlich als Lehrer und als Bürgermeister ziemlich viel zu tun. Wie schalten Sie einfach auch mal ab?

Ich mache sehr gerne Sport. Das Ziel wird bleiben, dass ich einmal in der Woche zumindest zum Fußballtraining schaffe am Abend. Sonst habe ich daheim einen kleinen Fitnessraum eingerichtet und da werde ich dann die eine oder andere Stunde zusätzlich am Abend verbringen.

Gibt’s noch irgendwas, was Sie abschließend erwähnen wollen, was Ihnen besonders wichtig wäre?

Was mir noch wichtig wäre, ist, glaube ich, die konstruktive Zusammenarbeit mit allen Fraktionen. Die Menschen haben jetzt zweieinhalb Jahre Zeit, sich ein Urteil über meine Arbeit zu machen. Und mir ist eben sehr wichtig, dass wir fraktionsübergreifend gut zusammenarbeiten. Auch weil die ÖVP zum Beispiel die absolute Mandatsmehrheit hat. Ich werde auf die Menschen zugehen und schauen, dass die Zusammenarbeit funktioniert.

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