Das neue FIFA ist draußen, also der nächste Teil der bekannten Fußballsimulation. Das Spiel bringt dem Hersteller Electronic Arts (EA) mehrere Milliarden Euro pro Jahr ein. Rund 1,5 Milliarden davon durch Mechanismen, die nah an echtes Glücksspiel rankommen. EA verbaut schon lange in „harmlosen“ Computerspielen Inhalte ein, die Kinder und Jugendliche abhängig machen. Warum das noch legal ist? Ein Kommentar.
Jährlich grüßt das Murmeltier. Zumindest wenn es nach EA geht. Der Hersteller – im Spielejargon auch “Publisher” genannt – hat den neuen Ableger des bekanntesten digitalen Fußballspiels herausgebracht. Geändert hat sich wie immer nicht viel, ein paar minimale Anpassungen hier, eine neue Storyline da, und fertig ist der neue Ableger für rund 70 Euro. Was sich aber auf jeden Fall nicht geändert hat: die versteckten Glücksspiel-Mechanismen dahinter. Und die können gerade für Kids und Jugendliche gefährlich werden.
EA baut in das beliebteste digitale Fußballspiel schon seit Jahren sogenannte “Lootboxen” ein. Spieler:innen können dadurch gegen Geld die Möglichkeit erkaufen, das eigene Traumteam zusammenzustellen. Nur kann man sich wortwörtlich nur die “Möglichkeit” dazu kaufen. EA bietet sogenannte “Packs” an, in denen alle möglichen Fußballspieler mit verschiedener Spielstärke enthalten sind. Diese kann man für sein eigenes Team verwenden und damit gegen andere Spieler:innen antreten.
Bekannte Stars wie Messi, Ronaldo oder Mbappé sind in diesen Packs so selten, dass Gaming-Begeisterte schon mal tausende Euro ausgeben müss(t)en, um sie im eigenen digitalen Fußballteam zu haben. Dieser Mechanismus ist pures Glücksspiel, verpackt in einer harmlos erscheinenden Fußballsimulation.
2021 hat EA mit dieser Masche satte 1,5 Milliarden Euro Gewinn gemacht. Das Perfide: Da man in den Packs kein Geld zurückbekommen kann, ist es offiziell kein Glücksspiel und fällt damit auch nicht unter den Jugendschutz. Dieses System verwendet EA aber nicht nur bei FIFA. Auch in anderen Sportspielen wie Madden NFL (American Football) kommt dieser Mechanismus vor.
Rund ein Drittel des gesamten Umsatzes von EA kommt dabei aus Lootboxen. Glücksspiel ist also kein kleiner Nebenverdienst, sondern der Grundpfeiler für den finanziellen Erfolg der Firma. Kinder spielen dabei leider keine Nebenrolle. EA gibt keine offiziellen Zahlen an, wie viel Geld das Unternehmen durch die Käufe, die auch schon Kinder im Spiel tätigen können, einnimmt. Aber es gibt viele Wege, wie sich Kinder ohne die Kontrolle der Eltern oder einer Kreditkarte Packs kaufen können. Studien zeigen, dass vor allem Kids und Jugendliche besonders anfällig für Glücksspiel sind.
Dass das problematisch ist, hat auch die Politik verstanden – nur leider nicht die österreichische. Belgien zum Beispiel hat Lootboxen als Glücksspiel eingestuft und damit de facto verboten. Die Niederlande haben den Verkauf ebenfalls eingeschränkt und damit den Jugendschutz ausgebaut. Und was macht Österreich? Rein gar nichts. Eine Studie der Universität Graz fordert zwar ein Verbot von Glücksspiel-Mechaniken für Jugendliche, dass sich in näherer Zukunft irgendetwas ändert, ist aber sehr unwahrscheinlich.
Fast noch dreister als Lootboxen ist die Rechtfertigung von EA. Das britische Parlament hat den Publisher zu den Glücksspiel-Mechanismen befragt. EA stört sich dabei aber vor allem an dem Wording “Lootboxen” und nicht daran, dass Kinder spielsüchtig werden. Lootboxen sind in der Gaming-Community nämlich so verhasst, dass Spielekritiker:innen Punkte abziehen, wenn sie in Spielen zu finden sind. Deshalb spricht EA lieber von “Überraschungs-Mechanismen”. Zu der Frage, ob das alles ethisch vertretbar sei, kam vom Gaminghersteller nur ein “Ja, Menschen lieben Überraschungen”.
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