In Graz entsteht auf dem ehemaligen Brauereigelände Reininghaus ein neuer Stadtteil. Kinder werden dort gemeinsam eine Volksschule besuchen. Danach müssen alle, die nicht ins Gymnasium gehen, in andere Gegenden ausweichen. Denn im neuen Stadtteil wird es nur eine AHS geben. Der Grazer Gemeinderat will sie deshalb in eine Gesamtschule für alle Kinder aus der Umgebung umwandeln. Doch die ÖVP-geführte Bildungsdirektion stellt sich quer.
Die Marke Reininghaus ist weit über die Grazer Stadtgrenzen hinaus bekannt. Viele Jahrzehnte wurde das beliebte Bier im Westen von Graz gebraut. Nach dem Ende dieser Ära kam es zum Abriss der Brauerei, was dazu führte, dass ein riesiges Gelände leerstand. Auf dieser Fläche entsteht aktuell ein neuer Stadtteil, der den Namen Reininghaus trägt. Es werden in 10.000 Wohnungen Menschen aller gesellschaftlichen Schichten wohnen.
Für ihre Kinder ist der Bau einer Volksschule geplant. Die gemeinsame Schullaufbahn der zukünftigen Reininghauser endet jedoch damit. Auf dem Areal ist nämlich nur der Bau einer AHS vorgesehen. Alle Kinder, die keine AHS-Reife haben, müssen eine Schule in einem anderen Stadtteil besuchen. Für die Grazer SPÖ ist diese Vorgehensweise nicht hinnehmbar. Sie möchte deshalb die AHS in Reininghaus zu einer Gesamtschule zu machen. Diese Forderung ist auch im Regierungsprogramm der rot-rot-grünen Grazer Koalition enthalten. Die Bildungspolitik gerechter zu gestalten, gehört zu den Schwerpunkten der neuen Stadtregierung. Bereits im Jänner beschloss sie, Brennpunktschulen mehr Geld zukommen zu lassen.
Obwohl die ÖVP auf Bundesebene die Gesamtschule seit Jahren blockiert, ist deren Einführung als Modellversuch möglich. Die Grazer Klusemannschule ist ein Beispiel dafür. Um die AHS Reininghaus zu einer Gesamtschule zu machen, ist lediglich das Einverständnis der steirischen Bildungsdirektion notwendig. Deren Chefin Elisabeth Meixner (ÖVP) stellt sich jedoch quer. Sie verweigert sogar jegliche Diskussion mit den Befürwortern des Schulversuchs und steht auf dem Standpunkt, dass alles bereits entschieden sei. Um den Druck zu erhöhen, brachte die SPÖ die Angelegenheit in den Gemeinderat.
In einem größeren Kontext betrachtet spiegelt die Diskussion um die AHS Reininghaus einen bereits seit Jahrzehnten bestehenden bildungspolitischen Konflikt wider. Die SPÖ spricht sich für die Einführung einer Gesamtschule aus. Sie verweist dabei auf wissenschaftliche Untersuchungen, die belegen, dass Kinder in gemischten Klassen mehr lernen. Von zahlreichen Experten wird darüber hinaus betont, dass Bildung in Österreich noch immer in weiten Teilen vererbt wird. Kinder aus bildungsfernen Elternhäusern haben daher weit geringere Chancen auf einen erfolgreichen Bildungsweg als jene, deren Eltern bereits eine akademischen Laufbahn absolviert haben. Weite Teile der ÖVP weigern sich trotz aller Studien die Gesamtschule einzuführen. Die Fronten zwischen Befürwortern und Gegnern der gemeinsamen Schule sind seit Jahren so verhärtet wie bei kaum einem anderen Thema.
Im Grazer Gemeinderat wurde die SPÖ-Initiative dementsprechend kontrovers diskutiert. Die Positionen waren dabei überaus verhärtet. Gemeinderätin Daniela Schlüsselberger (SPÖ) betonte die Notwendigkeit der Gesamtschule in Reininghaus. Sie hob dabei einige Vorteile hervor. Kein Kind müsste den Stadtteil verlassen und alle würden gemäß ihrer Stärken gefördert. Abschließend betonte Schlüsselberger, dass nichts so dringend ist „wie die Bildung unserer Kinder.“ Unterstützung für den Antrag kam von den Grünen. Sie verwiesen darauf, dass Österreich im Hinblick auf die Gesamtschule verglichen mit anderen europäischen Staaten hinterherhinkt.
Wenig überraschend sprach sie die ÖVP gegen die Gesamtschule Reininghaus aus. Sie verwies unter anderem darauf, dass die Stadt Graz nur für Volksschulen zuständig ist. Wie Bildungsdirektorin Meixner bestand die Schwarzen im Gemeinderat darauf, dass alles bereits entschieden sei. Letztlich sprach sich der Gemeinderat mit den Stimmen von SPÖ, Grünen und KPÖ für die Einführung einer Gesamtschule in Reininghaus aus. Es bleibt abzuwarten, ob die Bildungsdirektion weiterhin bei ihrer Ablehnung bleibt oder dem Willen der Stadt Graz Rechnung trägt und dem Schulversuch Reininghaus eine Chance gibt.
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